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Braunschweigs erstes Strohballenhaus

Dr. Bernd Hoppe-Dominik (rechts) und seine Mitstreiter bauen die ersten Strohballen in die Holzständer ein. Foto: FUN
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FUN Hondelage baut Naturerlebniszentrum mit ganz viel Eigenarbeit und ganz viel Idealismus.

Das ist ein in vielerlei Hinsicht bemerkenswertes Projekt, das da im Nordosten der Stadt realisiert! Der Förderkreis Umwelt und Naturschutz (FUN) Hondelage baut in unmittelbarer Nähe zu Schule, Sternwarte und Sporthalle in Hondelage Braunschweigs erstes Strohballenhaus in Holzständertechnik. Die ökologische Ausrichtung der Bauweise passt dabei natürlich zur späteren Nutzung als Naturerlebniszentrum.

Großen Respekt verdient der Bauherr aber nicht nur für diese Konzeption, sondern darüber hinaus besonders für das personelle und finanzielle Engagement seiner Mitglieder und Sympathisanten. Bis zur Einweihung im kommenden Jahr werden rund 120 Ehrenamtliche etwa 4000 Arbeitsstunden geleistet haben. Es sind vor allem Rentner dabei, die in ihrem Berufsleben spezielle Kenntnisse erworben haben und diese mit Freude einbringen, aber auch engagierte Studenten. Die Baustelle ist erfrischend generationsübergreifend.

„Es gibt nur wenige Gewerke, für die wir keine Experten haben und die wir ausschreiben müssen“, sagt Dr. Bernd Hoppe-Dominik, treibende Kraft beim FUN in Hondelage. Das spart Kosten. „Es sind viele, die von dem Projekt überzeugt sind, sich damit identifizieren und sich einbringen, wo immer sie können. Das zu spüren macht schon Spaß“, ist er vom Klima auf der Baustelle begeistert.

Doch damit nicht genug, denn rund ein Dutzend FUN-Mitglieder ist auch finanziell in beachtliche Vorleistung getreten. „300.000 Euro mussten vorfinanziert werden, weil die Förderung zu großen Teilen erst im Nachgang greift“, erläutert Dr. Hoppe-Dominik. Wohl etwas mehr als 400.000 Euro wird das Strohballenhaus am Ende kosten. Etwa 50 Prozent davon werden mit EU-Fördermitteln bestritten. Die Stadt Braunschweig engagiert, stellte unter anderem das Grundstück zur Verfügung.

Gefördert wird das Vorhaben auch von der Richard Borek Stiftung, der Bürgerstiftung und der Bingo-Umweltstiftung. Die Entscheidung, ein Strohballenhaus zu errichten, war auch für das Einwerben der Mittel eine sehr gute Entscheidung. Das Projekt ist eben abseits des Alltäglichen und schon deswegen hochinteressant.

Untergebracht werden soll in dem Naturerlebniszentrum eine Ausstellung zur Natur in und um Hondelage. Die Konzeption ist noch nicht abgeschlossen, soll aber Informationen zur Erdgeschichte (Mergelkuhle), zur Feldflur der Umgebung und zur Kulturgeschichte des Dorfes vermitteln. Ein Modell der Schunter und ihres Verlaufs wird die Hochwasserproblematik in den Auen verdeutlichen.

„Wir wollen das Interesse von Spaziergängern und Radfahrern an der Natur ihres Naherholungsgebiets steigern. Und natürlich wollen wir Kindergartengruppen und Schulklassen Lehrreiches bieten“, erläutert Dr. Bernd Hoppe-Dominik, der vor seiner Pensionierung als Naturschutzbeauftragter der Stadt tätig war. Auf seine Initiative geht unter anderem der attraktive Naturpfad Riddagshausen mit seinen Lehrtafeln, Stegen und erhöhten Aussichtspunkten und die Realisierung des Naturerlebniszentrums Haus Entenfang zurück.

Er war es, der die Idee des ersten Strohballenhauses für Braunschweig aufbrachte. Inspiriert vom NABU Kreisverband Gifhorn, der das erste öffentliche Strohballenhaus Deutschlands in Kooperation mit der Gemeinde Leiferde als Baubiologisches Zentrum errichtete, ging Dr. Hoppe-Dominik an die Realisierung des Naturerlebniszentrums Hondelage. Mit Erfolg –nach Erhalt der Baugenehmigung war am 10. Juni Baubeginn.

Neben der Ausstellungsfläche wird der FUN auch seine Geschäftsräume in dem Gebäude, dessen Innenmauern übrigens gemauert sind, beziehen. „Wir brauchen so ein Zentrum, damit wir den Naturschutz in und um Hondelage dauerhaft sichern können“, meint Dr. Hoppe-Dominik. Durch die Vermietung einiger Räume an die Ortsteilbücherei werden die laufenden Kosten gedeckt. Darüber hinaus führt der FUN auch einen landwirtschaftlichen Bio-Zweckbetrieb mit 30 u.a. Wasserbüffeln und schottischen Hochlandrindern.

Gegenwärtig werden die Strohballen in die Holzständer der 32 Zentimeter starken Außenwände gepresst. Dazu müssen sie um etwa 10 Prozent komprimiert werden. „Es entsteht eine vergleichbare Stabilität wie bei einer gemauerten Wand“, sagt Dr. Bernd Hoppe-Dominik. Das Stroh übrigens, hat der FUN selbst hergestellt. Die Außenwände werden zum Schutz vor Nässe später mit einem Kalkputz versehen, innen wird ein Lehmputz verwendet.

„Stroh ist für den ökologischen Hausbau bestens geeignet. Es ist ein nachwachsender Rohstoff, und es hat sehr gute Dämmwerte. Zusätzlich ist das Raumklima dank des verwendeten lehmhaltigen Innenputzes sehr angenehm. Ein Strohballenhaus zu bauen, ist alles andere als nostalgisch. Es ist hochmodern und vor allem aus Sicht des Umweltschutzes zeitgemäß“, erklärt Dr. Bernd Hoppe-Dominik. Eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach ist da schon nicht mehr erwähnenswert…

Fotos

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