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Auf zum Schloss der Madame

Schloss Vechelde, Kupferstich von Anton August Beck, um 1760. Foto: Braunschweigische Landschaft
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Die Erkundung der Kulturlandschaft zwischen Braunschweig und Vechelde wird mit der zweiten Staffel fortgesetzt.

Unter dem Titel „…vom Hohen Tor zum Schloss der Madame“ geht die erfolgreiche Veranstaltungsreihe der Braunschweigischen Landschaft zur Kulturlandschaft zwischen Braunschweig und Vechelde in die zweite Staffel. Perfekter Start ins Thema ist für alle Interessierten die Literarische Braunkohlwanderung am 24. Februar. Helga Thiele-Messow, Autorin und Sprecherin der AG Literatur der Braunschweigischen Landschaft, wird an verschiedenen Stationen kurze Texte vortragen, die Bezug zur historischen Wegstrecke haben. Den nach „Madame Rudolfine“ benannten Madamenweg benutzten sie und Herzog August Rudolf (1627 – 1704), um vom Braunschweiger Schloss, dem damaligen Grauen Hof am Bohlweg, zum Vechelder Lustschloss zu gelangen.

Eine vergleichbare und auch sehr erfolgreiche Reihe hatte es bereits mit der ebenfalls von Klaus Hermann, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Natur und Umwelt in der Braunschweigischen Landschaft, konzipierten Veranstaltungsreihe „… vom Herzogtor zum Augusttor – Kulturlandschaft zwischen Wolfenbüttel und Braunschweig“ gegeben. Weitere Veranstaltungsreihen in Richtung Norden und Osten Braunschweigs sind bereits in Planung. „Das Interesse an der Geschichte und der Entwicklung des Braunschweigischen ist sehr groß. Darüber freuen wir uns sehr“, sagt Anna Lamprecht, Geschäftsführerin des Vereins Braunschweigische Landschaft.

Das ehemalige Schloss der „Madame Rudolfine“ ist allerdings nicht mehr erhalten. Es wurde 1880 abgerissen und durch ein neues Gebäude ersetzt. Heute ist dort das Bürgerzentrum der Gemeinde beheimatet. Öffentlich zugänglich ist ebenso der ehemalige Schlosspark. Er wurde Mitte der 1970er Jahre neu angelegt und der ursprünglichen Gestaltung nachempfunden. Einige Denkmale und Skulpturen erinnern noch an die Zeit der Braunschweigischen Herzöge.

An der engen Stelle der Aueniederung hatte Herzog Friedrich um 1390 zunächst eine Wasserburg errichten lassen. 1695 wurde die alte Wasserburg jedoch abgerissen. Vermutlich auf den Resten der Burg ließ Herzog Rudolf August für seine zweite Gemahlin, die bürgerliche Rosine Elisabeth Menthe, die im Volksmund „Madame Rudolfine“ genannt wurde, das herrschaftliche Schloss bauen.

Neben der Literarischen Braunkohlwanderung gibt es zwischen Februar und Juni sieben weitere Veranstaltungen, darunter Vorträge, Radtouren und Wanderungen. Die Teilnahme an allen Veranstaltungen ist frei, lediglich für das Braunkohlessen wird ein Kostenbeitrag von 15 Euro erhoben. Die Reihe wird im Rahmen von „Campus Metropolregion“ in Zusammenarbeit mit dem Braunschweigischen Landesverein Geschichte-Heimat-Natur veranstaltet. Sie wird gefördert durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur sowie vom Amt für Landesentwicklung Leine-Weser.

Im 19. Jahrhundert etablierten sich am westlichen Rand von Braunschweig bedeutende Industriebetriebe. Die Veranstaltungsreihe beschränkt sich deswegen nicht nur auf die Zeit der Herzöge, sondern es geht auch um die Stadtentwicklung am westlichen Rand Braunschweigs und die Natur rund um den ehemaligen „Schlosspark“ der Madame in Vechelde. Ziel der Reihe ist ein kulturhistorischer Dialog um Braunschweigs Westen.

Die Veranstaltungen:

24. Februar: Literarische Braunkohlwanderung „Vom Raffturm zum Schloss der Madame“ (10 bis 14.30 Uhr). Treffpunkt: Bushaltestelle Braunschweig-Raffteichbad (Ende Madamenweg). Rückfahrtmöglichkeit stündlich mit dem Bus 450 von Vechelde nach Braunschweig. Kosten: 15 Euro. Anmeldung erforderlich bis 18. Februar über die Geschäftsstelle E-Mail: info@braunschweigischelandschaft.de oder Telefon: 0531 / 280 19 750.

18. März: Vortag „Reichsarbeitsdienst in der Gemeinde Vechelde“ (19 Uhr). Bürgerzentrum Vechelde. Mit Ortsheimatpfleger Vechelade, Dr. Karl-Gustav Kukoschke. Dauer 90 Minuten mit Pause. Der Reichsarbeitsdienst (RAD) sollte offiziell der Durchführung von Gemeinschaftsaufgaben dienen. Selbstverständlich stellte er auch einen Teil des NS-Zwangssystems mit vormilitärischer Ausbildung dar.

2. April: Vortrag „Drei Tage im April – Das Kriegsende im Braunschweiger Land“ (19 Uhr). Bürgerzentrum Vechelde. Mit Prof. a.D. Dr. Ulrich Menzel, ehemaliger Inhaber des Lehrstuhls für Internationale Beziehungen und Vergleichende Regierungslehre am Institut für Sozialwissenschaften der TU Braunschweig. Das Ende des 2. Weltkriegs im Braunschweiger Land erstreckte sich über drei Tage – vom 10. bis 12. April 1945 – etwa zwei Wochen bevor der Endkampf um Berlin erst beginnen sollte.

27. April: Radtour „Vorwärts, und nicht vergessen!“ (15 – 18 Uhr). Durch „Braunschweigs wilden Westen“ mit Arbeiter- und Handwerkerliedern. Mit Hans-W. Fechtel (Gitarre, Gesang). Treffpunkt: Spielplatz Ernst-Amme-Str./Ringgleis, 38114 Braunschweig Das westliche Ringgebiet ist geprägt durch zahlreiche alte Industriebauten und wird heute durch kreative Nutzung neu belebt. Gleich neben den Fabriken lebten die Menschen in vielfach einfachen Mietwohnungen. Hier bildete sich im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts ein proletarisches Milieu heraus, das auch in entsprechenden Vereinen und kulturellen Aktivitäten sichtbar wurde.

5. Mai: Kulturhistorische Radtour „Wahle, Vechelade, Fürstenau, Sophiental – und was Herzogin Elisabeth Sophie Marie damit zu tun hat“ (14 – 17 Uhr). Mit Dr. Hartmut Hoppenworth, Ortsheimatpfleger von Vechelde/Wahle. Treffpunkt: Schulstr. 7, 38159 Vechelde-Wahle (Anreise mit Westfahlenbahn halbstündlich zum Bahnhof Vechelde möglich). Auf weitgehend naturnahen Wegen abseits des Straßenverkehrs geht es durch die abwechslungsreiche Natur- und Kulturlandschaft des Vechelder Umlandes. An diversen Haltestellen werden geschichtliche und landeskulturelle Besonderheiten vorgestellt. Die Orte Vechelde, Vechelade, Wahle, Bortfeld, Fürstenau und Sophiental sind in besonderer Weise mit dem Herzogtum Braunschweig und speziell auch mit der Herzogin Elisabeth Sophie Marie verbunden. Die Ehefrau von Herzog August Wilhelm, die ab 1712 das Schloss in Vechelde bewohnte, entwickelte eine rege Bautätigkeit, die zur Gründung dreier Ortschaften führte.

19. Mai: Naturkundliche Wanderung „Zwei- und Mehrflügler in der Natur Vecheldes – ein Spaziergang zu Vögeln und Kerbtieren“ (9.30 Uhr – 11.30 Uhr). Mit Regina Fischer und Prof. Dr.-Ing. Ulrich Reimers, ehrenamtlicher Fachberater für Umwelt der Gemeinde Vechelde. Treffpunkt: Bürgerzentrum Vechelde. Man wird nicht behaupten können, dass die Umgebung Vecheldes ein Eldorado des Natur-Tourismus ist. Aber wenn man sich die Mühe macht, einmal genauer nachzuschauen, so bietet sie eine Vielzahl nicht nur optisch ansprechender, sondern sogar artenreicher Naturräume.

7. Juni: Rundgang „Madame kehrt schrill zurück“ (16 – 17 Uhr). Treffpunkt: Alte Waage 15, 38100 Braunschweig. Zwischen Alter Waage und Gloriakino, kleine Geschichtsexkursion zur Stadtentwicklung entlang der Trümmerbahn.

7. Juni: Abschlussveranstaltung Come together, right now“ (17 Uhr). Im Schrill (ehem. Gloria-Kino), Wendenstraße 60, 38100 Braunschweig. Ungezwungener Rückblick und Feedback auf die Veranstaltungsreihe und 1000 Jahre Geschichte. Lesung, Kurzvorträge, Musik, Ausstellung, Austausch und Gespräche. Die Initiative Schrill stellt sich vor. Das Gloriakino steht für Geschichte, Niedergang und Aufbruch. Es gab glanzvolle Zeiten mit Glamourfaktor, dann der Untergang der historischen Stadt, bis die Trümmerbahn die Scherben des Alten abtransportiert hatte und Neuanfang und Zukunft gestaltet werden mussten.

Kontakt:
Braunschweigische Landschaft e.V.
Arbeitsgruppe Natur und Umwelt
Löwenwall 16, 38100 Braunschweig

Telefon: 0531-280 197 50
E-Mail: info@braunschweigischelandschaft.de
Homepage: www.braunschweigischelandschaft.de

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