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Die Fratze soll das Böse schrecken

Die Fratze oberhalb des Heiligen Christophous sollte das Haus und seine Bewohner vor allem Bösen bewahren. Foto: Thomas Ostwald
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Braunschweigs skurrile Ecken und andere Merkwürdigkeiten, Folge 29: das Haus des Knochenhauers.

Eines der größten noch erhaltenen Fachwerkhäuser unserer Stadt wurde im Jahre 1489 von dem Ratsherren, Kämmerer und Bürgermeister Hans Haverlandt an der Ecke Knochenhauer- und Petersilienstraße errichtet. Die Straßenfront zur Knochenhauerstraße beträgt 30 Spann, der Schwellbalken zeigt den gotischen Treppenfries mit Datierung  M CCCC L XXX V III. Weitere Verzierungen im Obergeschoss an der Westfassade weisen auf das Schlachterhandwerk des ursprünglichen Hausherren hin.

Von den derb gekerbten Knaggen wurden fünfzehn mit Figuren ausgebildet, die Heilige zeigen. St. Georg, der Drachentöter, ist der letzte in der Reihe. Er gab der schon im 18. Jahrhundert eingerichteten Gaststätte den Namen.

1983 bestätigte eine dendrochronologische Untersuchung des Holzes auch das Erbauungsdatum. Im Folgejahr wurde eine Sanierung des Baudenkmals vorgenommen. Das Erdgeschoss ist aus massivem Bruchsteinmauerwerk errichtet und könnte möglicherweise sogar von einem Vorgängerbau stammen. Es fand sich im Kellerzugang ein Wappenstein mit der Jahreszahl 1472. 1863 erfolgte ein Umbau des Hauses mit den großen Dielenfenstern, die in der Epoche des Historismus beliebt waren. Zugleich mit dem Vorderhaus wurde auch der Seitenflügel zur Petersilienstraße errichtet.

Genau an der Hausecke zur Straßenkreuzung findet sich eine Figur des Heiligen Christophorus, am Balkenkopf darüber eine Fratze, die mit den Fingern den Mund auseinanderzieht und eine kräftige Zunge herausstreckt. Damit sollte alles Böse vom Haus abgehalten werden. Dieser originelle Kopf ist eine Besonderheit, denn solche Fratzen finden sich nur selten.

Sehenswert ist übrigens auch die Balkendecke des Restaurants, die eine gut erhaltene Malerei aus der Barockzeit aufweist, vermutlich um 1700 entstanden. Das Haus ging nach wirtschaftlichen Schwierigkeiten im Jahre 1529 an den Großen Bürgermeister Hermann IX. von Vechelde über. Die große Diele, die heute Restaurantsaal ist, wurde als Geschäfts- und Lagerraum während der Braunschweiger Messen genutzt. Das Obergeschoss hat zudem noch spätgotische Deckenbemalung, dagegen war das zweite Stockwerk ursprünglich nur als Speichergeschoss genutzt. Um 1700 baute beziehungsweise erneuerte man das Zwerchhaus mit der Gewindevorrichtung, um Lasten hinaufzuziehen.

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