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Ganz im Sinne der Zisterzienser

Das Torhaus des Zisterzienserklosters Riddagshausen mit Frauenkapelle (links). Foto: Der Löwe / Peter Sierigk
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Bürgerschaft Riddagshausen erhält breite Anerkennung für 50 Jahre bürgerschaftliches Engagement für Denkmal- und Naturschutz.

Viele Bürgerinitiativen bildeten sich, weil sie sich gegen etwas richteten. Die Bürgerschaft Riddagshausen und Freundeskreis habe sich dagegen zusammengefunden, weil sie für etwas steht, nämlich für die positive Entwicklung des Ortes und des Naturschutzgebiets Riddagshausen. Das sei ihr Erfolgsgeheimnis. „Wer für etwas ist, ist viel glaubwürdiger, wenn es darum geht, seine Ziele zu erreichen“, meinte Henning Borek, Vorsitzender der Bürgerschaft, während des Festakts zum 50-jährigen Bestehen des Vereins. In seiner Bilanz führte er aus, dass die vorrangigen Ziele erfüllt worden seien, die sein Vater 1968 benannt hatte. Sanierung der Klosterkirche, Umsetzung eines Verkehrskonzepts und Erhalt des Naherholungsgebiets.

„Wir haben viel angestoßen, gehegt, gepflegt, weiterentwickelt und geschützt“, sagte Henning Borek vor rund 200 Gästen in der Landgaststätte „Grüner Jäger“. Dazu zählte er ausdrücklich den Aufbau der Bockwindmühle, die Eröffnung des Zisterziensermuseums, die Bewirtschaftung des Kreuzteichs und nicht zuletzt die Sanierung von Haus Entenfang mit dem neuen Naturerlebniszentrum. Borek führte aus, dass durch die vollzogene Fusion mit dem Förderverein Naturschutzgebiet Riddagshausen der Naturschutz in Zukunft noch stärker in den Fokus gerückt werde. Es gelte jetzt vor allem Naturschutz und Naherholung in Einklang zu bringen.

Das war auch bei der Gründung bereits eines der vorrangigen Ziele gewesen. In einer Anzeige aus dem Jahr 1968 heißt es: „Um hier Wandel zu schaffen und um die Interessen der Bürger unseres Heimatdorfes zu vertreten, haben wir die Bürgerschaft Riddagshausen mit Freundeskreis e.V. gegründet. Mit Freundeskreis deshalb, weil wir hoffen, dass alle Braunschweiger, die Riddagshausen lieben, helfen werden durch ihre Mitgliedschaft, Kloster, Dorf und Naturschutzgebiet Riddagshausen vor der Vernachlässigung zu bewahren.“

Braunschweigs Bürgermeisterin Annegret Ihbe hob in ihrem Grußwort das starke bürgerschaftliche Engagement hervor, das die Mitglieder der Bürgerschaft über Jahrzehnte an den Tag gelegt hätten. „Die Bürgerschaft hat mit ihrem Engagement für Riddagshausen die Lebensqualität der gesamten Stadt gesteigert“, erklärte sie. Sie hob die neuen Bildungsmöglichkeiten hervor, die das Naturerlebniszentrum vor allem, aber eben nicht nur für Schülerinnen und Schüler biete. Die Stadt hatte sich an der Sanierung von Haus Entenfang in erheblichem Umfang beteiligt.

Tobias Henkel, Direktor der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz (SBK), bezeichnete in seinem Festvortrag die Bürgerschaft als Garant dafür, dass die alte Klostertradition in Riddagshausen eine Zukunft habe. Die SBK ist seit 2014 Eigentümerin der Klosterkirche. Hintergrund war ein erheblicher Sanierungsstau, den die Stadt nicht mehr hatte auflösen können. An der Aufwertung des gesamten Klosterareals sind neben der SBK auch die Richard Borek Stiftung, die Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig, die Evangelische Stiftung Neuerkerode, die Kirchengemeinde Riddagshausen-Gliesmarode und natürlich die Bürgerschaft beteiligt. Die Klosterkirche zählt zu den ältesten gotischen Bauwerken Deutschlands. Die Zisterzienser begannen 1216 mit dem Bau.

„Es ist unsere Verantwortung, dass Ihr jahrzehntelanges Engagement nicht sinnlos gewesen ist“, bekannte sich SBK-Direktor Henkel zu den Pflichten als Eigentümer der Klosterkirche. Die Bürgerschaft habe mit den Aufgaben Naturschutz und Denkmalschutz im Sinn der Zisterzienser gehandelt. Wenn die Bürgerschaft um Richard Borek II. Ende der 1960er Jahre nicht die Initiative ergriffen hätten, „dann wäre es das mit der Klosterkirche gewesen“, meinte Henkel.

Am Rande der Festveranstaltung bekräftigte er, dass das Klosterareal in den nächsten Jahren erheblich aufgewertet und seiner überragenden Bedeutung als starker identitätsstiftender Ort für das Braunschweigische entsprechend weiterentwickelt werde. „Stärker als heute soll künftig erlebbar werden, was das Klostergelände als besonderen Ort auszeichnet“, erläuterte er.

Den Gründer der Bürgerschaft Riddagshausen, Richard Borek II., hätte solche Aussage sehr gefreut. ER schrieb 1968: „Unser malerisches altes Dorf Riddagshausen wird seit Jahren vernachlässigt. Jede Großstadt, die so nah vor ihren Toren eine derart einzigartige Landschaft mit einem 800 Jahre alten Zisterzienserkloster besitzt, würde diese Idylle hegen und pflegen, um eine Sehenswürdigkeit ersten Ranges, einen Ort der Ruhe und Erholung schaffen.“  Heute ist Riddagshausen vor allem dank der von ihm initiierten Bürgerschaft dieser Vision schon sehr nahe gekommen.

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