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Stadtbildprägend sind die Torhäuser

Die Wendentorbrücke. Foto: Arnhold
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Braunschweigs Brücken, Folge 6: Die Wendentorbrücke ist der einzige erhaltene Brückenneubau der Zwischenkriegszeit im Innenstadtbereich.

Die Okerbrücken, wie wir sie heute kennen, stammen aus dem Zeitraum der vergangenen 200 Jahre. Ihre Geschichte reicht dagegen viel weiter zurück, oft bis in 12. und 13. Jahrhundert. Ein typischer Vertreter dieser Gattung ist die Wendentorbrücke. Mit der großen Anzahl ihrer Neu- und Umbauten, Reparaturen und Sanierungen hält sie den Rekord im Reigen der Braunschweiger Brücken. Unverändert von Anfang an ist lediglich die Verbindung am Wendentor von der Innenstadt zu den Hauptausfallstraßen nach Norden. Die bestehende Brücke wurde 1933 gebaut, 1999 wie 2004 saniert und für die modernen Verkehrsanforderungen ertüchtigt.

„Durch die Industrialisierung, dem Wachstum der Stadt über den Wallring hinaus, dem zunehmenden Verkehr und der Einführung der Straßenbahn genügten die damaligen bestehenden Okerbrücken nicht mehr den konstruktiven Erfordernissen. Es begann eine neue Epoche des Brückenbaus. Dazu zählte auch ein Neubau der Wendentorbrücke. Doch auch der hatte nicht lange Bestand. Die heutige Wendentorbrücke wurde in der Zwischenkriegszeit neu gebaut und ist im Innenstadtbereich die einzige Brücke, der aus dieser Zeit stammt“, berichtet der renommierte Bauhistoriker Elmar Arnhold, der auch Stadtteilheimatpfleger der Innenstadt ist. In Kooperation mit ihm stellt der „Der Löwe – das Portal der Braunschweigischen Stiftungen“ alle 22 innerstädtischen Brücken in monatlicher Folge vor.

Wirklich schön  ist die Wendentorbrücke, die Mühlenpfordstraße und Wendentor über die Oker verbindet, im Vergleich zu ihren Vorgängerbauten nicht, aber sie erfüllt nüchtern und sachlich ihren Zweck. Nicht mehr und nicht weniger. Den historischen Charakter verleihen der städtebaulichen Situation jedoch die noch existierenden Torhäuser. Sie werden vom Verein Torhaus Nord genutzt. Immerhin nehmen die Brückenköpfe Elemente der Gestaltung der Vorgängerin aus dem Klassizismus auf, erklärt Arnhold. Die Pläne für diese Brücke hatte Peter Josef Krahe entworfen. Die klassizistische Brücke entstand im Zuge der Neugestaltung des Wallrings als Promenade. Auch das sorgfältig gestaltete Geländer der aktuellen Brücke verdiene nach Meinung des Stadtteilheimatpflegers der Innenstadt Beachtung.

Die erste Brücke am Wendentor führte in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts über den inneren Stadtgraben des ehemaligen Weichbildes Hagen (Bosselgraben). Nachdem im 14./15. Jahrhundert ein zweiter Wallgraben um die Stadt gezogen wurde, entstand eine zweite Holzbrücke. Die Wendentorbrücke war eine wichtige Verbindung zu den Hansestädten Lüneburg, Hamburg und Lübeck.

Die innere Wendentorbrücke:

12. Jahrhundert: Erste Holzbrücke vor dem Stadttor.
1681:  Errichtung einer steinernen Bogenbrücke als Ersatz für eine Holzbrücke.
1860-62: Um- bzw. Neubau: Holzbrücke mit Sprengwerken über Steinpfeilern, Baukosten: 2.927 Thaler 17 Groschen 9 Pfennige.
um 1870/80: Verrohrung des Grabenabschnitts, Abbruch der Brücke.

Die Wendentorbrücke:

14./15. Jahrhundert: Bau einer Holzbrücke über den neuen, äußeren Wallgraben.
1671:  Hölzerne „Interimsbrücke“ nach Belagerung und Eroberung der Stadt durch Truppen Herzog Rudolf Augusts, bereits 1678 baufällig.
1732 – 34: Brückenneubau im Zusammenhang mit der Anlage der barocken Bastionärbefestigung.
1818 – 20: Brückenneubau im Zuge der Umgestaltung der Wallanlagen zum Promenadenring (Reparaturen/Umbauten: 1833/34, 1854/55, 1859).
1870:  Erneuerung und Verbreiterung der vorhandenen Brücke.
1913/14: Nochmalige Verbreiterung (Entwurf: Ludwig Winter).
1933: Neubau der heutigen Stahlbetonbrücke.

Abmessungen:

Länge: 26,75 m
Breite: 18,10 m
Stützweite: 2 x 13,05 m
Lichte Höhe: 1,10 m

Fotos

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