Diashow der Corona-State­ments

Blick auf die Projektion in der Magni-Kirche. Foto: Klaus G. Kohn
Blick auf die Projektion in der Magni-Kirche. Foto: Klaus G. Kohn

Kunst­ak­tion von Fotograf Klaus G. Kohn in der Magni-Kirche verbindet Pandemie-Emotionen mit Gesich­tern.

Zwei Jahre hält die Corona-Pandemie nun schon an. Und es gibt wohl niemanden hierzu­lande, den das im tiefsten Inneren unberührt lässt. Mit einer beson­deren Kunst­ak­tion in der Magni-Kirche verbindet der Fotograf Klaus G. Kohn in dieser oft sehr indivi­du­ellen Krisen­si­tua­tion entspre­chende Emotionen mit Gesich­tern. „Corona-State­ments“ hat er seine Porträt­serie genannt, in der er insgesamt 133 Menschen von groß bis klein, von alt bis jung in schwarz-weiß ablich­tete und zu Wort kommen ließ. Sie halten mit ihren State­ments beschrie­benen Schilder in die Kamera.

Der Fotograf Klaus G. Kohn. Foto: Klaus G. Kohn.

Die Ausstel­lung läuft noch bis zum 28. Februar (täglich von 9 bis 18 Uhr) und ist frei zugäng­lich. Das Braun­schwei­gi­sche Landes­mu­seum hat die Fotoserie bereits in seine Sammlung Zeitge­schichte aufge­nommen. Die Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz war neben der Landes­kirche und der Kirchen­ge­meinde Förderer dieses bemer­kens­werten Projekts, in dem so vieles uns aus der Seele gespro­chen wird.

„Die Pandemie zwingt jedem von uns nach wie vor ein neues, ungewohntes Verhalten auf: die Distanz zu anderen Menschen! Neben allen gesell­schaft­li­chen und wirtschaft­li­chen Folgen macht das was mit uns Menschen. Das Projekt soll die Vielfalt des Umgangs mit der Situation zeigen, auch die Gemein­sam­keiten, und die Distanz ein Stück überwinden“, erläutert Klaus G. Kohn seinen Ansatz. Der Fotograf hat das Projekt gemeinsam mit Pastor Henning Böger von der St. Magni-Gemeinde umgesetzt. „Für viele Teilneh­me­rinnen und Teilnehmer war es eine Heraus­for­de­rung. Zum einen war die Porträt­situa­tion natürlich ungewohnt, zum anderen mussten sie ihre Aussage in einem einzigen Satz zusam­men­fassen. Das ist nicht einfach“, sagt Henning Böger.

Foto: Klaus G. Kohn.

„Meine Freiheit endet da, wo Deine anfängt“, „Denke nicht so oft an das, was Dir fehlt, sondern an das, was Du hast“ oder „Ich finde es traurig, dass es eine Pandemie braucht, damit Menschen erkennen, dass Materia­lismus nicht die Quelle des Glücks ist“ steht beispiels­weise auf den Schildern. Alle Teilneh­me­rinnen und Teilnehmer waren frei indem, was sie letztlich mitteilen wollte. „Einige kamen vorbe­reitet und wussten, was sie schreiben wollten, andere haben sich ganz spontan entschieden. Das macht eine gute Mischung an Corona-State­ments“, findet Klaus G. Kohn, der schon mehrere Ausstel­lungen mit seinen Porträt­auf­nahmen gestaltet hat. Beispiels­weise das Projekt „Nur Menschen“, bei dem er Obdach­lose fotogra­fiert hat, oder „Credo“, bei der die Modelle ihre Identität durch Kleidung darstellen sollten.

Heraus­ge­kommen ist diesmal eine spannende Weiter­ent­wick­lung des Konzepts, denn die Porträts werden als Licht­bilder in einer Projek­tion gezeigt. Rund 30 Minuten dauert die gesamte Präsen­ta­tion aller Porträts, die wie eine Dia-Schau aus den 1970er Jahren Bild für Bild für einige Sekunden in der Endlos­schleife durch den Beamer schwirren lässt.

Foto: Klaus G. Kohn.

Die Umsetzung des Projekts in der Magni-Kirche ist aufgrund der persön­li­chen Bekannt­schaft zwischen Künstler und Pfarrer entstanden. „Die Kirchen sind auch in der Pandemie geöffnet und frei zugäng­lich. Es ist also einer­seits für mich eine Möglich­keit entstanden, meine Kunst zu zeigen, und anderer­seits bekommen die Menschen des Quartiers St. Magni ihren Platz in der Kirche“, sieht Klaus G. Kohn eine Win-Win-Situation. Ausgangs­punkt war eine vergleich­bare Aktion von ihm in Schöningen im Frühjahr des vergan­genen Jahres. Die geplante Ausstel­lung konnte aller­dings nicht eröffnet werden. Statt­dessen wurden die Portraits kurzer­hand in Schau­fens­tern leerste­hender Laden­ge­schäfte in der Innen­stadt gezeigt.

Die Protago­nisten der „Corona-State­ments“ in Braun­schweig kamen zum Teil spontan und manchmal sogar zufällig in die Kirche, aber der größere Teil ergab sich aus konkreten Abspra­chen wie etwa mit dem Kinder­schutz­bund, der Grund­schule Klint, dem Wilhelm-Gymnasium, der Begeg­nungs­stätte der Caritas oder dem Jugend­zen­trum St. Magni. Die Aussagen aller lassen sich auf einen Nenner bringen, auf die Aussage eines kleinen Jungen: „Corona ist blöd!“

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