Er wächst und wächst und wächst …

Erholsam: Spaziergang durch den Wald. Foto: Andreas Greiner-Napp
Erholsam: Spaziergang durch den Wald. Foto: Andreas Greiner-Napp

Die Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz (SBK) zählt zu den größten Waldbe­sit­zern in Nieder­sachsen, entspre­chend groß ist die Verant­wor­tung für das Ökosystem.

Der Begriff „nachhaltig“ fand erstmalig in der 1713 erschie­nenen Publi­ka­tion „Silvicul­tura oecono­mica“ Verwen­dung. Der Autor war der sächsi­sche Oberberg­haupt­mann Hans Carl von Carlowitz. Zusam­men­ge­fasst appel­lierte von Carlowitz an einen langfristig angelegten, verant­wor­tungs­be­wussten Umgang mit der Ressource Holz im Erzge­birge. Das Thema „nachwach­sende Rohstoffe“ war also bereits vor 300 Jahren präsent, ist es heute angesichts der Klima­ver­än­de­rungen umso mehr. Wer Wald besitzt, trägt große Verant­wor­tung für Mensch und Ökosystem. Auch die Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz, die rund 5360 Hektar Stiftungs­wald in ihrem Besitz hat und damit zu den größten Waldbe­sit­zern Nieder­sach­sens zählt.

Der Großteil der heutigen SBK-Waldflä­chen sind bereits seit 1569 Stiftungs­ei­gentum des Teilver­mö­gens Braun­schwei­gi­scher Verei­nigter Kloster- und Studi­en­fonds. Mit der Neuen Landschafts­ord­nung anläss­lich der Neuord­nung der großen Braun­schwei­gi­schen Verwal­tungs­re­form von 1832 kamen die Forst­flä­chen des Fonds und die herzog­li­chen Kammer­forsten, später Landes­forsten, unter gemein­same Bewirt­schaf­tung. Eine weitere histo­ri­sche Zäsur bedeutete das Jahr 2009: Seitdem führt die SBK die Bewirt­schaf­tung der Waldflä­chen sogar durch zwei Stiftungs­förs­te­reien in Eigen­regie durch. Zu deren Aufga­ben­fel­dern zählen der Natur­schutz, die Bewahrung des Holzbe­standes, der Holzver­kauf und der Umwelt­schutz, um nur einige zu nennen.

Die Verant­wor­tung ist groß, denn jeder einzelne ökolo­gisch intakte Wald gewinnt an Bedeutung für das Klima auf der Erde. Hinter­grund: Bäume und Pflanzen binden Kohlen­di­oxid, sind als Gegen­ge­wicht zum umwelt­schäd­li­chen CO2-Ausstoss enorm wichtig. Darüber hinaus schützen sie vor Erosion.

Im Stiftungs­wald ist der Anteil der Buche mit 30 Prozent am größten, gefolgt von Eichen­bäumen (26), Kiefer (13), Fichte (12) und Lärche (8). Laubholz-Mischwald ist die gängigste Form. Bewirt­schaftet werden alle Waldflä­chen der Stiftung nach den Regeln „ordnungs­ge­mäßer Forst­wirt­schaft“, Vorbild ist das LÖWE-Programm („Langfris­tige Ökolo­gi­sche Waldent­wick­lung“). Jedes Jahr wächst die grüne Lunge des Braun­schweiger Landes um 38.000 Kubik­meter Holz (über vier Kubik­meter in der Stunde). 26.500 Kubik­meter Holz können so jedes Jahr verkauft werden – unter anderem nach China.

Zerti­fi­zie­rung spielt auch in der Forst­wirt­schaft eine große Rolle. Beim Stiftungs­wald kommt das PEFC-Zerti­fikat (= Programme for the Endor­se­ment of Forest Certi­fi­ca­tion Schemes) zum Tragen. Es wird an Betriebe vergeben, die äußerst verant­wor­tungs­voll mit dem Roh- und Werkstoff Holz umgehen. In Koope­ra­tion mit der Unteren Natur­schutz­be­hörde werden hierbei Konzepte für den Habitat­baum­be­stand und Totholz, Vogel­schutz­ge­biete und Natur­wirt­schafts­wälder, Wald in Wasser­schutz­ge­bieten und „Alten Wald“ umgesetzte.

Stichwort alter Wald: Eines der jüngsten Natur- und Arten­schutz­maß­nahmen der SBK gemeinsam mit dem Förder­kreis Umwelt- und Natur­schutz und der Stadt Braun­schweig ist ein 50 Hektar großer Urwald mit 260 Jahre alten Bäumen, übrigens die ältesten Buchen und Fichten Braun­schweigs. Zu finden sind sie in Querum und Hondelage. Ab sofort sind die Bäume geschützt. Wo sie hinfallen, bleiben sie einfach liegen. Der neuge­schaf­fene Braun­schwei­gi­sche Urwald ist ein wichtiger Beitrag zum Erhalt der gesamten biolo­gi­schen Vielfalt, denn er bietet Lebens­raum beispiels­weise für höhlen­be­woh­nende Vögel und Säuge­tiere, Insekten und Pilze sowie für viele andere „Spezia­listen“ (Arten­di­ver­sität).

Dass es die SBK mit dem Schutz des Ökosys­tems ernst meint, beweist wohl kein Beispiel besser als folgendes: Im Sommer 2014 erfolgte die Holzernte im Stadt­ol­den­dorfer Wald der SBK im Weser­berg­land erstmalig mit Hilfe eines spezi­ellen Seilkrans eines öster­rei­chi­schen Herstel­lers. So wurde der Waldboden weitaus mehr geschont, als wenn man mit einem Forst­schlepper oder gar einem Harvester in das Gelände des Mittel­ge­birgs­zuges gegangen wäre.

Auch für den Menschen ist der Wald von hohem Wert: Denn was macht den Kopf freier, als eine Wanderung durch gesunde Wälder?

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