Ein Fotoar­chiv für die Region

Ein Foto aus der Ausstellung „Das regionale Gedächtnis“: Schacht Konrad, Salzgitter, aus der Serie Gefahrengebiet – ABC der Protestzeichen. Foto: Thomas Blume
Ein Foto aus der Ausstellung „Das regionale Gedächtnis“: Schacht Konrad, Salzgitter, aus der Serie Gefahrengebiet – ABC der Protestzeichen. Foto: Thomas Blume

Ausstel­lung „Das regionale Gedächtnis, Teil 1“ – 17 Mitglieder des Museums für Photo­gra­phie Braun­schweig e.V. begaben sich auf Spuren­suche zu histo­risch-kultu­rellen Ereig­nissen im Braun­schwei­gi­schen.

Voigt­länder, Rollei und Franke & Heidecke – Braun­schweig war bekannt für seine Produk­tion hochwer­tiger Fotoap­pa­rate und optischer Geräte. Weit über die Region hinaus genoss die Stadt den Ruf einer „Fotostadt“. Jedoch längst sind die Betriebe und deren Tochter­ge­sell­schaften aufgrund mangelnder Wirtschaft­lich­keit geschlossen. Was sich jedoch vor Ort erhalten hat, ist eine hohe Affinität zur Fotografie. Das wird sehr eindrucks­voll und mit hohem künst­le­ri­schem Know-How von 17 Mitglie­dern des Museums für Photo­gra­phie Braun­schweig e.V. in der zweitei­ligen Ausstel­lung „Das regionale Gedächtnis“ dokumen­tiert. Der erste Teil ist bis zum 22. Februar 2015 zu sehen.

„Das regionale Gedächtnis ist eine fotogra­fi­sche Spuren­suche von Geschichten, Ereig­nissen und Momenten dieser Region. Er ist der Beginn, mit der Fotografie diese Geschichte nicht nur festzu­halten und aufzu­zeichnen, sondern auch zu kommen­tieren und zu inter­pre­tieren“, erklärte Dr. Gisela Parak, die Leiterin des Museums für Photo­gra­phie Braun­schweig, in der Eröff­nungs­rede. „So wird Verges­senes und Kurioses, aber auch ganz wortwört­lich unter die Erde Geschafftes wie die Atommüll­fässer der Asse, von den Fotografen in Erinne­rung gerufen und wieder ans Tages­licht befördert.“ Mit der Kamera dokumen­tiert sei auch „die Leich­tig­keit des Seins in einer lebens­werten Stadt, deren reizvollen Ecken im Alltags­trott leicht übersehen werden“, so Dr. Gisela Parak. Voraus­ge­gangen waren drei Workshops, in denen die meisten der präsen­tierten Arbeiten neu entstanden.

Axel Grüner, zweiter Vorsit­zender des Museums für Photo­gra­phie Braun­schweig e.V., gehört zu den Ausstel­lern. Der früher als Diplom-Ingenieur bei Volks­wagen, aber auch bei Rollei und Olympia, tätige Ruheständler fotogra­fiert mit großer Leiden­schaft seit seiner Jugend. „Einer meiner damaligen Lehrer auf der Europa­schule in Luxemburg hat mich zur Fotografie gebracht. In einer AG haben wir noch Fotoab­züge in der Dunkel­kammer gemacht“, berichtet er. Er unternahm fotogra­fi­sche Streif­züge durch das Östliche Ringge­biet und stellte das Alte dem Neuen gegenüber. Dies gelingt durch dynami­sche, ausge­fal­lene und zugleich kontrast­reiche Bildkom­po­si­tionen. Ein Beispiel: So werden die Moderne wider­spie­gelnde Automo­bile vor das Wohnquar­tier verkör­pernde Häuser der Kaiser­zeit abgelichtet.

Zeitgleich ging das Webarchiv dasregionalegdächtnis.de online. Als digitale Plattform baut die Webseite ein digitales Gedächtnis der Fotografie auf. Es macht die Fotografie als sinnstif­tendes Moment für die Ausbil­dung von kultu­reller Identität in der Region erfahrbar. Das Webarchiv wurde um histo­ri­sche Positionen aus dem Bestand des Museums und Sammlungen externer Projekt­partner, wie die der Braun­schwei­gi­schen Landschaft, ergänzt.

Teil zwei des unter anderem von der Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz und der Richard Borek Stiftung geför­derten Fotopro­jektes folgt vom 11. Dezember 2015 bis 17. Januar 2016.

Das Fotoar­chiv der Region wird in den kommenden Jahren erweitert: Ab 2016 lädt das Projekt in einer offenen Ausschrei­bung Fotografen, die nicht notwen­di­ger­weise Mitglieder des Museums sein müssen, dazu ein, Arbeiten einzu­rei­chen. Eine Fachjury entscheidet über die Neuauf­nahme einge­hender Fotobe­wer­bungen. Das Fotopro­jekt ist der beste Beweis für eine agile Fotogra­fen­szene in der Löwen­stadt.

Ort

Museum für Photo­gra­phie Braun­schweig e.V.
Helmstedter Straße 1
38102 Braun­schweig

Öffnungs­zeiten: Dienstag bis Freitag 13 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag 11 bis 18 Uhr
Eintritt: 2,50 Euro
Ausstel­lungs­lauf­zeit: 23. Januar bis 22. Februar 2015

Veran­stal­tungs­hin­weis

Dienstag, 27. Januar 2015, 18.30 Uhr: Graff 27 – Lesung an beson­deren Orten: „Moment­auf­nahme“
Einlass ab 18:30 Uhr zur Besich­ti­gung der Ausstel­lung in beiden Torhäu­sern
Beginn der Lesung: 19 Uhr
Eintritt: 10 Euro (ermäßigt: 8 Euro)

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