Hart, aber fair unter Künstlern

Friedhelm Kranz, BBK-Vorsitzender, vor seinem Werk „ich alexander. ich björn. ich beatrix. ich alice…“. Foto: BBK/Andreas Greiner-Napp
Friedhelm Kranz, BBK-Vorsitzender, vor seinem Werk „ich alexander. ich björn. ich beatrix. ich alice…“. Foto: BBK/Andreas Greiner-Napp

Nach schwie­rigen Jury-Entschei­dungen: Der BBK aus Braun­schweig zeigt in seiner Jahres­aus­stel­lung in der halle 267 vom 20. Oktober an 51 Werke seiner Mitglieder.

Die Entschei­dung, wer es in die Ausstel­lung schafft und wer nicht, ist Jahr für Jahr ein schwie­riges Unter­fangen, das immenses Finger­spit­zen­ge­fühl verlangt. Und doch  bleiben immer Enttäuschte zurück. Die Jahres­aus­stel­lung des Bundes Bildender Künst­le­rinnen und Künstler in Braun­schweig (BBK) ist die größte Präsen­ta­tion zeitge­nös­si­scher Kunst in der Region. Da will schließ­lich jeder gerne dabei sein. Das macht sich immer gut. In diesem Jahr werden 51 Werke von 40 Künstlern vom 20. Oktober bis 25. November in der Städti­schen Galerie halle 267 gezeigt. Die Jahres­aus­stel­lung wird von der Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz (SBK) gefördert.

Erstmals wurde ein Preview veran­staltet, bei dem alle 122 Werke, die die 63 Künstler einge­reicht hatten, der Öffent­lich­keit in schlichter Form und ohne Hängung präsen­tiert wurden. „Es gab immer interne Unruhe nach den Jury-Entschei­dungen. Wir wollten mit der vorge­schal­teten Gesamt­schau mehr Trans­pa­renz schaffen. Alle sollen sich ein Bild von den einge­reichten Arbeiten machen und die Urteile der Jury nachvoll­ziehen können“, erklärt der BBK-Vorsit­zende Friedhelm Kranz. Die  Reduzie­rung der auszu­stel­lenden Werke ist aus Platz­gründen in der Galerie notwendig.

Anders als im vergan­genen Jahr steht die Leistungs­schau der hiesigen Künstler diesmal unter einem Motto. Es lautet „Ich“. Diese Einschrän­kung war es oft, die die Jury dazu veran­lasste, für einige Werke nach ausgie­biger Diskus­sion den Daumen zu senken.

Der BBK-Vorsit­zende Friedhelm Kranz zog seine aufwän­dige Arbeit „ich alexander. ich björn. ich beatrix. ich alice…“ vor der Jury-Entschei­dung aus dem Wettbe­werb zurück. Eigent­lich schade, denn die „soziale Plastik“ nach Joseph Beuys hätte der Ausstel­lung bestimmt gut getan. Kranz wollte sein politi­sches Kunstwerk, das sich kritisch mit der AfD und Rechts­po­pu­lismus ausein­an­der­setzt, gemeinsam mit Besuchern erweitern. 

„Das hat uns alle überrascht, aber es zeigt, dass solch ein Bewer­bungs- und Jurie­rungs­pro­zess eine sehr sensible Angele­gen­heit ist“, lobt Julia Taut, Geschäfts­füh­rerin des BBK Braun­schweig, das Verfahren. Relevant für die Bewer­tungen waren die künst­le­ri­sche Qualität, die künst­le­ri­sche Idee und eben auch der nicht zu vernach­läs­si­gende Bezug zum Thema „Ich“.  Der von den rund 140 BBK-Mitglie­dern gewählten Jury gehörten erneut Susanne Hesch, Ingo Lehnhof, Christin von Behrbalk, Jürgen Neumann und Andreas Greiner-Napp an.

Gezeigt werden Werke aus den Genres Gemälde, Zeich­nungen, Skulp­turen, Raumin­stal­la­tionen, Fotografie, Film und Perfor­mance. Spekta­kulär ist unter anderem die Arbeit von Anna-Maria Meyer. Sie lässt sich Blut abnehmen und presst es zwischen zwei große Objekt­träger – ein Verfahren, wie es ähnlich für Beobach­tungen durch Mikro­skope verwendet wird.  Mehr „Ich“ geht nicht.

Das im vergan­genen Jahr durch die Eröffnung der halle 267 ermög­licht neue öffent­lich­keits­wirk­same Konzept mit einem umfang­rei­chen Rahmen­pro­gramm setzt der BBK konse­quent fort. „Kunst ist mehr als Dekora­tion“, sagt der BBK-Vorsit­zende Friedheim Kranz. „Wir wollen nicht nur schöne Bilder zeigen, sondern suchen die Ausein­an­der­set­zung mit dem Publikum. Unser Ziel ist es, für den BBK mehr Aufmerk­sam­keit und mehr Präsenz in der Stadt zu erzielen. Unsere  Jahres­aus­stel­lung ist dafür das beste Instru­ment. Wir freuen uns auf ganz viele kritische Besucher“, meint Kranz.

Es stellen aus: Ingrid Ahrens, Gernot Baars, Knud Balandis, Christin von Behrbalk, Eimo Cremer, Heike Czerwonka-Dörges, Sascha Dettbarn, Bernd-Wolf Dettel­bach, Gerd Druwe, Michael Ewen, Manfred Fischer, Madeleine Gorges, Andreas Greiner-Napp, Jan-David Grommas, Valerie Hanisch, Wolfgang Hau, Susanne Hesch, Timo Hoheisel, Bianca Höltje, Jens Isensee, Heinz Israel, Helge Karnagel, Jonas Karnagel, Günter Koch, Antje Koos, anna.laclaque, Ingo Lehnhof, Uve Mehr, Anna-Maria Meyer, Jürgen Neumann, Ina Otto, Denis Stuart Rose, Silke Schaper, Sasssi­gurd, Marie-Luise Schulz, Iris R. Selke, Volker Veit, Bernd Weise, Gisela Weiß, Ev Zinker­nagel.

Rahmen­pro­gramm:

Freitag, 19.10., 20 Uhr: Vernis­sage, Begrüßung durch den BBK-Vorsit­zenden Friedhelm Kranz, Vortrag über das „Ich“ von Prof. Dr. rer. Nat. Werner Greve, Univer­sität Hildes­heim, Institut für Psycho­logie.
Sonntag, 21.10., 15 Uhr: Führung mit Carolin Knüpper durch die Ausstel­lung.
Donnerstag, 25.10., 20 Uhr: Taschen­lam­pen­füh­rung mit Julia Taut.
Samstag, 04.11., 14 Uhr: Workshop Portrait­zeichnen für Kinder im Alter von 6–14 Jahren mit Elzbieta Walentek.
Sonntag, 05.11., 15 Uhr: Führung mit Carolin Knüpper durch die Ausstel­lung und Künst­ler­ge­spräch.
Donnerstag, 08.11., 18 Uhr: Kunst­ge­spräch mit BBK-Künst­lerin Irene Heimsch: „Was macht die Betrach­tung der Kunst mit DIR (in situ)”?
Samstag, 10.11., 14 – 16 Uhr: Zeichnen vor dem Original, BBK-Künst­lerin Bianca Höltje zeichnet mit Besuchern vor den Origi­nalen der Jahres­aus­stel­lung. Eintritt frei, keine Anmeldung erfor­der­lich, Material vor Ort.
Sonntag, 11.11., 13 Uhr: Kinder­füh­rung mit Julia Taut.
Sonntag, 11.11., 14 – 16 Uhr: Zeichnen mit dem 3‑D-Pen. BBK-Künst­lerin Anna-Maria Meyer zeigt dreidi­men­sio­nales Zeichnen. Besucher haben die Möglich­keit selbst zu zeichnen, Eintritt frei, keine Anmeldung erfor­der­lich, Material vor Ort.
Donnerstag, 15.11., 20 Uhr: Taschen­lam­pen­füh­rung mit Julia Taut.
Samstag, 17.11., ganztägig ab 13 Uhr: Perfor­mance mit Volker Veit.
Sonntag, 18.11., 15 Uhr: Führung mit Carolin Knüpper durch die Ausstel­lung und Künst­ler­ge­spräch.
Donnerstag, 22.11., 17 Uhr: Von ICH zu DU. Die BBK-Künstler Ingo Lehnhof, Marie-Luise Schulz und Sabrina Krökel zeichnen Besucher.
Samstag, 24.11., 14 Uhr: Farben auf Papier, experi­men­telles Angebot von Sabrina Krökel.
Samstag, 24.11., 19 Uhr: perfor­ma­tive Lesung mit Musik. Der Schwarze Mann: Potato Soul
Sonntag, 25.11., 15 Uhr: Führung mit Julia Taut sowie Künst­ler­ge­spräch. Im Anschluss legt Friedhelm Kranz am letzten Ausstel­lungstag zu Kaffee­Ku­chen­Kunst Musik auf: Ambient, Abstract & Avant­garde.

Fakten:

Jahres­aus­stel­lung des BBK Braun­schweig 2018

Städti­sche Galerie halle267
Hamburger Straße 267
38114 Braun­schweig

Vernis­sage: 19.10.2018
Ausstel­lungs­dauer: 20. Oktober – 25. November
Öffnungs­zeiten: Mittwoch – Freitag 15 – 18 Uhr, Samstag und Sonntag 11 – 17 Uhr.
Für Schul­klas­sen­be­suche und Gruppen­be­suche sind Sonder­ter­mi­ne­mög­lich.

Kontakt: info@bbk-bs.de

Weitere Infor­ma­tionen: www.bbk-bs.de

Fotos

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