Das Neueste aus dem 12. Jahrhun­dert

Immer einen Besuch wert: Kloster Walkenried. Foto SBK
Immer einen Besuch wert: Kloster Walkenried. Foto SBK

Aktuelles Forschungs­pro­jekt des Nieder­säch­si­schen Landes­amts für Denkmal­pflege zum Vorgän­gerbau der heute nur noch als Ruine existie­renden ehema­ligen Kloster­kirche Walken­ried.

Das Kloster Walken­ried ist erneut Schau­platz eines mehrjäh­rigen Forschungs­pro­jekts des Nieder­säch­si­schen Landesamt für Denkmal­pflege (NLD). Gegen­stand der Unter­su­chungen ist aller­dings nicht der noch in Teilen existie­rende gotische Gebäu­de­kom­plex mit der imposanten Ruine der ehema­ligen Kloster­kirche, die 1290 geweiht worden war, sondern deren einst an gleicher Stelle stehende Vorgän­gerbau. Die romani­sche Basilika war gut 50 Meter lang und wurde bereits 1137 fertig gestellt. Ziel der archäo­lo­gi­schen Grabungen war die Entde­ckung von Baustruk­turen des Gründungs­klos­ters, um es letztlich rekon­stru­ieren zu können. Das Projekt wurde auch durch die Förderung der Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz, zu deren Stiftungs­ver­mögen das Kloster gehört, ermög­licht.

Bauma­te­rial für den Neubau

„Die Ausgra­bungen haben wichtige neue Erkennt­nisse zur Bauge­schichte des ehema­ligen Klosters erbracht. Erstmals konnte nachge­wiesen werden, dass die Arkaden­pfeiler des späteren gotischen Langhauses auf Strei­fen­fun­da­menten ruhten. Für ihre Errich­tung wurde – wenigs­tens teilweise – auf Bauma­te­rial der romani­schen Vorgän­ger­an­lage zurück­ge­griffen, wie im Mauerwerk verbaute Spolien eindrück­lich belegen“, erläutert Dr. Markus C. Blaich, Leiter des Forschungs­pro­jekts Walken­ried des Nieder­säch­si­schen Landes­amts für Denkmal­pflege.

Postkarte von der Mittel-Ruine, Anfang 20. Jahrhundert. Foto: ZisterzienserMuseum
Postkarte von der Mittel-Ruine, Anfang 20. Jahrhun­dert. Foto: Zister­zi­en­ser­Mu­seum

Projekt­partner sind die Hochschule Hildes­heim und die Univer­si­täten Hannover, Göttingen sowie Heidel­berg. Bis zu zehn Studie­rende der genannten Hochschulen sind im Rahmen der akade­mi­schen Lehre oder über Abschluss­ar­beiten invol­viert. Darüber hinaus werden in Lehrver­an­stal­tungen phasen­weise größere Gruppen an Forschungs­fragen und Aspekte der prakti­schen Denkmal­pflege heran­ge­führt. In die konkrete Umsetzung des Projekts sind vor Ort das Zister­zi­en­ser­Mu­seum Walkenried/Stiftung Welterbe im Harz und die evange­li­sche Kirchen­ge­meinde St. Maria und Martini einge­bunden.

Nur 70 Jahre lang genutzt

Die romani­sche Kloster­kirche wurde nur rund 70 Jahre lang genutzt und dann bereits durch einen noch größeren, 90 Meter langen gotischen Neubau ersetzt. Kaiser Otto IV., Sohn Heinrichs des Löwen, finan­zierte das Bauwerk mit. Im Zuge der Bauern­kriege wurde die Kloster­kirche aller­dings stark beschä­digt und schließ­lich 1570 aufge­geben. Ihre Steine wurden mehr als 150 Jahre lang zu großen Teilen abgetragen und ander­weitig verwendet. Übrig blieb lediglich die heute noch existie­rende Ruine. Seit 2010 gehört die Kloster­an­lage gemeinsam mit dem Bergwerk Rammels­berg, der Altstadt von Goslar und der Oberharzer Wasser­wirt­schaft zum Weltkul­tur­erbe. Aufschluss über das Leben der einst dort lebenden Mönche geben das Zister­zi­en­ser­Mu­seum und das Welterbe-Zentrum in Walken­ried.

Das NLD hatte bereits bis in die 1990er Jahre umfang­reiche Ausgra­bungen in Walken­ried vorge­nommen. Aufbauend auf die daraus resul­tie­renden Ergeb­nisse wurden die neuen, minimal­in­va­siven Unter­su­chungen in Angriff genommen. „Die nach dem Baupha­sen­plan in diesem Bereich rekon­stru­ierten Mauer­ver­läufe der romani­schen Kirche existieren, zumindest in den ausge­gra­benen Flächen, nicht mehr. Offenbar wurde bei der Errich­tung der gotischen Kirche, anders als im Kreuzgang, zunächst der romani­sche Vorgän­gerbau vollständig abgerissen. Darauf deutet auch eine entdeckte Ausbruch­grube im Zusam­men­hang mit dem Abriss der ursprüng­li­chen romani­schen Kirche hin. Die Funda­mente des ehema­ligen Sakral­baus scheinen also bis auf wenige Reste vollkommen ausge­bro­chen und entfernt worden zu sein, wahrschein­lich, um sie im gotischen Bau wieder­zu­ver­wenden“, schluss­fol­gert Dr. Markus C. Blaich.

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