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Der Herzog im Kugelhagel

Mit Zinnsoldaten wurde in einem Diorama die Schlacht auf den Feldern von Hassenhausen nachgestellt. Foto: Museum Hassenhausen
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Das Museum in Hassenhausen erinnert mit originalen Fundstücken an die Schlacht bei Jena und Auerstedt 1806 und den Tod des Braunschweiger Herzogs Karl Wilhelm Ferdinand.

Das Museum Hassenhausen ist ein echter Geheimtipp. Obwohl rund 250 Kilometer von Braunschweig entfernt, spiegelt das im Pfarrhaus eingerichtete Museum ein wichtiges Kapitel der Braunschweigischen Landesgeschichte wider. Auf den Feldern Hassenhausens tobte am 14. Oktober 1806 die Schlacht von Jena und Auerstedt. Karl Wilhelm Ferdinand, Braunschweiger Herzog und Oberbefehlshaber der preußischen Truppen, zog sich an Ort und Stelle eine tödliche Verletzung zu. Zu sehen sind originale Fundstücke der Schlacht. Auch der Degen, den Karl Wilhelm Ferdinand in der Schlacht trug, ist als Leihgabe des Braunschweigischen Landesmuseums zur Schau gestellt.

Doch die Museumsmacher verstehen ihr Museum nicht als Pilgerstätte für Liebhaber der preußischen Armee, das wird im Gespräch schnell deutlich. „Auf den Feldern unseres Ortes hat sich europäische Geschichte abgespielt. Es war eine Begegnungsschlacht und keine geplante Schlacht. Uns war es von Anfang an wichtig zu zeigen, was vor unserer Haustür passiert ist“, sagt Annette Clanzett, die erste Vorsitzende des 1991 gegründeten Gedenkstätte Hassenhausen 1806 e.V.. „Wir wollen darauf hinweisen, wie groß das Leid der Menschen damals war und wie wichtig der Erhalt des Friedens ist.“

Denn: 15.000 Deutsche und Franzosen starben in der grausamen Schlacht, die eine der größten Niederlagen Preußens war. Säbel, Degen, Knöpfe der Uniformen, Steigbügel und Gewehr- und Kanonenkugeln geben die Äcker heute noch frei. „Der Pfarrer Tietze hat vom Hassenhausener Kirchturm aus die Schlacht beobachtet und alles ganz genau für die Nachwelt aufgeschrieben. Einige Tage nach der Schlacht ist er auf das Feld gegangen und hat Deutsche und Franzosen gleichermaßen in gemeinsamen Gräbern beerdigt“, berichtet die Museumsleiterin. „Unterschiede wurden alleine schon deshalb nicht gemacht, weil die Toten ihrer Uniformen beraubt worden waren und nackt dalagen“.

Der Verein Gedenkstätte Hassenhausen 1806 e.V. rief bereits 1994 ein kleines Museum über die berühmte Schlacht ins Leben. Heute wie damals ist das Museum im Pfarrhaus der Kirche untergebracht – und damit am originalen Ort. Kirche und Pfarrhaus dienten 1806 als Lazarette. Die musealen Schwerpunkte der „Gedenkstätte 1806“ bildeten vor rund 20 Jahren originale Schlachtfeldfunde, ein wunderbares Zinnfigurendiorama, Berichte von der Schlacht, Karten und Informationen über den Ablauf der Schlacht. Und: Die Biografie des Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel, der an den Folgen der schweren Verletzung – eine Gewehrkugel hatte beide Augen verletzt, eine Kopie des Projektils ist in der Ausstellung zu sehen – in der Nähe von Hamburg starb und zunächst in der Christianskirche in Ottensen beerdigt wurde. Seit 1819 ruht Karl Wilhelm Ferdinand in der Krypta des Braunschweiger Doms.

Mit Hilfe der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz und dem Braunschweigischen Landesmuseum so wie dem Land Sachsen-Anhalt entstand nach einer Neukonzeption 2006 ein Geschichtsmuseum, das am 200. Jahrestag der Doppelschlacht eingeweiht wurde. Die Kämpfe um Hassenhausen wurden auf Informationstafeln in die europäische Geschichte des 18. und 19. Jahrhunderts eingebettet.

Jedes Jahr am 14. Oktober um 10.15 Uhr organisiert der ehrenamtliche Verein Gedenkstätte Hassenhausen 1806 e.V. eine Gedenkveranstaltung am 1815 zu Ehren Karl Wilhelm Ferdinand aufgestellten Obelisken. „Dabei hatten wir schon häufiger Besuch von Nachfahren der Schlacht von 1806. Im letzten Jahr aus Frankreich der Verein ‚Le Souvenir Napoleonien‘ in Begleitung von Prinz Pierre Murat.“

Darüber hinaus bestehen Kontakte nach Kanada, England, Belgien und Holland. Unterstützung erhält der Verein vom Verein Jena 1806, der für die Schlachtnachstellungen verantwortlich ist. Annette Clanzett: „Das Pfarrhaus besteht zum größten Teil aus Lehm und ist nun in die Jahre gekommen, daher planen wir langfristig eine Sanierung der Ausstellungsräume und des Herzog-von-Braunschweig-Denkmals.“

Öffnungszeiten

Dienstag bis Freitag: 10 bis 16 Uhr

Samstag / Sonntag: 14 bis 17 Uhr

Eintrittspreise

Erwachsene: 3 Euro

mit Kurkarte: 2,50 Euro

Studenten: 2 Euro

Kinder: 1 Euro

Sonderausstellung

„200 Jahre Napoleon-Souvenirs“

Infos unter: www.museum-hassenhausen.de

Fotos

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