Idee von Braun­schweiger Studenten: Ein Schlauch für alle Stifte

Sie engagieren sich im studentischen Vereins Enactus (von links): Timon Schulze Buschhoff, Paul Wilms, Deborah Pfaff, Anna-Lena Henke, Malte Roßmann. Foto: Katharina Lohse
Sie engagieren sich im studentischen Vereins Enactus (von links): Timon Schulze Buschhoff, Paul Wilms, Deborah Pfaff, Anna-Lena Henke, Malte Roßmann. Foto: Katharina Lohse

Der studen­ti­sche Verein Enactus engagiert sich sozial. In einem Projekt entstehen Feder­mäpp­chen aus Fahrrad­schläu­chen und Reißver­schlüssen.

Ausge­diente Fahrrad­schläuche, Reißver­schlüsse aus alten Kleidungs­stü­cken, eine Stunde Arbeit und voilà: Ein Feder­mäpp­chen für Stifte ist entstanden. Und das nicht nur auf ressour­cen­scho­nende, sondern auch soziale Art und Weise. Das ist die Idee, die vor rund einem Jahr der studen­ti­sche Verein Enactus hatte. In dem gemein­nüt­zigen Unter­nehmen Mehrwerk, einer 100-prozen­tigen Tochter der Evange­li­schen Stiftung Neuerke­rode, werden die Feder­mäpp­chen nun herge­stellt. Timon Schulze Buschhoff, der sich an der TU Braun­schweig bei Enactus ehren­amt­lich engagiert, sagt: „Unter­neh­me­risch, sozial und nachhaltig zu handeln, das finde ich an dem Projekt super.“

Enactus ist ein studen­ti­scher Verein, der inter­na­tional agiert und es sich zur Aufgabe macht, mit unter­neh­me­ri­schen Lösungen nachhaltig wirtschaft­li­chen Nutzen für Menschen in Not zu schaffen. Der Name ist eine Abkürzung des Vereins-Leitsatzes „Entre­pre­neu­rial Action creates a better world for us“, auf deutsch: unter­neh­me­ri­sches Handeln schafft eine bessere Welt für uns. Studenten engagieren sich dabei ehren­amt­lich. Gegründet wurde der Verein 1975 in den USA und ist mittler­weile in 36 Ländern vertreten, in denen sich 66.500 Studenten an 1650 Hochschulen engagieren. 2003 kam die Organi­sa­tion nach Deutsch­land. Enactus Braun­schweig wurde 2012 gegründet und bestand zunächst bis 2016. Nach einem Jahr Pause wurde er 2017 wieder aufgebaut und hat jetzt mehr als 20 aktive Mitglieder. Die TU Braun­schweig ist eine von 40 Hochschulen in Deutsch­land, die bei Enactus mitmachen.

Logo Braunschweiger ZeitungDieser Artikel ist zuerst erschienen am 17.06.2019. (Bezahl-Artikel)

Der Verein hat bereits andere gemein­nüt­zige Projekte umgesetzt, beispiels­weise „Think Twice – Take One“. Sticker mit dieser Aufschrift haben die Vereins­mit­glieder in Toiletten in TU-Gebäuden auf Papier­spender geklebt, um Menschen aufzu­for­dern, nur ein Papier­tuch und nicht mehrere zu nehmen, um Ressourcen zu schonen.

Ein weiteres Projekt von Enactus ist „Spende Dein Pfand“. Auf dem Hochschul­ge­lände stehen zehn Pfand­tonnen, die alle drei Wochen von zwei Menschen geleert werden, die vom Ambulant Betreuten Wohnen der Awo Braun­schweig betreut werden. Das Pfand­rück­geld behalten diese Menschen laut Awo. In der vorle­sungs­freien Zeit schwanke der Gewinn zwischen 6 und 10 Euro pro Tour, im Semester zwischen 10 und 17 Euro. Einer von ihnen gönne sich für das Geld regel­mäßig einen Besuch im Café, der andere besondere Kosme­tik­ar­tikel wie einen Herren­duft.

Auch die Erträge aus dem Verkauf der Feder­mäpp­chen kommen denje­nigen zugute, die sie in der Werkstatt in Rautheim herstellen. Mark Napie­r­alski, Bildungs­be­gleiter bei Mehrwerk, sagt: „Die Erträge der Werkstatt gehen zu 70 Prozent an die Beschäf­tigten und zu 30 Prozent an die Werkstatt.“ Zwei Mitar­beiter seien derzeit mit der Fertigung der Feder­mäpp­chen betraut. Perspek­ti­visch sollen es fünf Beschäf­tigte des Arbeits­be­reichs werden. Rund 50 Feder­mäpp­chen haben sie bereits herge­stellt. Zu kaufen sind sie laut Schulze Buschhoff im Braun­schweiger Geschäft Jojeco Fairfa­shion.

Die Herstel­lung eines Feder­mäpp­chens dauere rund eine Stunde, sagt Napie­r­alski. Zwar könne das mit Arbeits­tei­lung auch schneller gehen. Doch die Mitar­beiter sollen den ganzen Prozess der Produk­tion durch­laufen. „Serien­ar­beit ist das, was manche Beschäf­tigte gerade nicht wollen. Für diese Menschen wollen wir Eigen­ver­ant­wor­tung und Arbeits­an­spruch erhöhen“, sagt Napie­r­alski. Ohnehin: Die Beschäf­tigten bestimmen selbst, wie sie ihre Projekt­ar­beit an den Mäppchen einteilen.

Erfahrung mit sogenannten Upcycling-Produkten hat Mehrwerk schon gesammelt. Laut Napie­r­alski sind beispiels­weise schon Produkte aus LKW-Planen entstanden. Die Idee mit Fahrrad­schläu­chen sei aller­dings neu gewesen. Schulze Buschhoff ist davon überzeugt, dass sie sich durch­setzt: „Upcycling-Produkte sind sehr fragt.“

Logo Braunschweiger ZeitungDieser Artikel ist zuerst erschienen am 17.06.2019 und erreichbar unter: https://www.braunschweiger-zeitung.de/braunschweig/article226204959/Idee-von-Braunschweiger-Studenten-Ein-Schlauch-fuer-alle-Stifte.html(Bezahl-Artikel)

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