Ihm gelang der erste Senkrecht­start einer Rakete in Europa

Johannes Winkler zählt zu den großen Raketenpionieren. Foto: Stadtarchiv Dessau.
Johannes Winkler zählt zu den großen Raketenpionieren. Foto: Stadtarchiv Dessau.

Geschichte(n) von nebenan, Folge 5: Raketen­pio­nier Johannes Winkler.

Wer weiß denn schon, dass ein Krater auf dem Mond nach einem Braun­schweiger, wenn auch nicht gebür­tigem, so aber doch hier verstor­benen und beerdigten Mann, benannt wurde. Der Raketen­pio­nier Johannes Winkler (1897–1947) arbeitete von 1939 an an der Deutschen Forschungs­an­stalt für Luftfahrt (DFL) in Querum und ließ sich mit seiner Frau und den beiden Töchtern im Wohnhaus an der Beven­roder Straße nieder. Davor erinnert seit 2007 eine Infor­ma­ti­ons­tafel an den fast verges­senen Wissen­schaftler.

Die Entwick­lung einer senkrecht startenden Rakete ist Johannes Winklers bleibendes Verdienst in der Raumfahrt­ge­schichte. Am 14. März 1931 gelang ihm mit seiner HW1 auf dem Exerzier­platz bei Dessau-Großkühnau der erste Flüssig­keits­ra­ke­ten­flug in Europa. Weitere Experi­mente folgten. Der Start seiner größeren und leistungs­stär­keren Rakete HW 2 schlug 1932 jedoch fehl und konnte wegen fehlender Finanz­mittel nicht wieder­holt werden. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges verfasste Johannes Winkler für die Britische Royal Air Force Berichte zu seinen Forschungen in der Raketen­technik.

Raketen im Deutschen Museum

Nach der Restau­rie­rung wurden Winklers Raketen HW 1, HW1b und HW 2 im Jahr 1969 im Deutschen Museum in München aufge­stellt. Sein Einsatz für die Raketen­for­schung wurde auch inter­na­tional postum gewürdigt. Im Jahre 1970 wurde ein Krater auf der Rückseite des Mondes nach ihm benannt. 1976 wurde er in die Inter­na­tional Space Hall of Fame in Alamogardo/New Mexico, USA aufge­nommen.

Dass Johannes Winkler ein so begna­deter Raketen­for­scher werden sollte, war nicht abzusehen. Auf Drängen seiner Eltern begann er zunächst ein Theolo­gie­stu­dium. Sein vorran­giges Interesse galt jedoch den Natur­wis­sen­schaften und der Technik, so dass er als Studi­en­ne­ben­fä­cher Mathe­matik, Physik, Astro­nomie und weitere Diszi­plinen an der Univer­sität belegte. Er studierte an den Univer­si­täten in Breslau. Danzig und Leipzig.

Das Weltall als Ziel

Seine großen Leiden­schaften blieben auch in anfäng­li­chen Diensten der Kirchen­di­rek­tion in Breslau die Wissen­schaft und die Technik. Insbe­son­dere die Erfor­schung von Möglich­keiten, mit der Hilfe von Raketen in das Weltall vorzu­dringen, beschäf­tigten ihn immer wieder. Mit anderen Raumfahr­t­en­thu­si­asten gründete er 1927 in Breslau den Verein für Raumschiff­fahrt, deren erster Vorsit­zender er wurde. Um den Raumfahrt­ge­danken zu verbreiten, gab der Verein die wissen­schaft­liche Fachzeit­schrift „Die Rakete“ heraus.

1928 begann er an der Techni­schen Hochschule in Breslau mit syste­ma­ti­schen Messungen zu Schub­ver­läufen an Feststoff­ra­keten. Sie brachten ihn zu der Erkenntnis, dass nur Trieb­werke mit flüssigen Treib­stoffen die für die Raumfahrt notwen­digen Schub­kräfte und Laufzeiten entwi­ckeln könnten. 1929 holte der Flugzeug-Konstruk­teur Prof. Hugo Junkers Johannes Winkler als Versuchs­in­ge­nieur nach Dessau. Dort erprobte verschie­dene Trieb­werks­kon­struk­tionen und Treib­stoffe. Parallel zu diesen Arbeiten begann er 1930 mit der Entwick­lung einer senkrecht startenden Rakete. Deren erfolg­rei­cher Start war Winklers größter Erfolg.

Thorsten Wendt ist Stadt­hei­mat­pfleger und Heimat­pfleger für den Stadtteil Querum.

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