Braun­schweiger Forscher wollen Siedlung aus Mondstaub bauen

Der Vision ein Stück näher: Moonrise-Technologie im Einsatz auf dem Mond – mit angeschaltetem Laser beim Aufschmelzen von Mondstaub. Foto: Illustration: LZH
Der Vision ein Stück näher: Moonrise-Technologie im Einsatz auf dem Mond – mit angeschaltetem Laser beim Aufschmelzen von Mondstaub. Foto: Illustration: LZH

Mit Kollegen aus Hannover haben sie Mond-ähnliches Material unter Mondbe­din­gungen geschmolzen und daraus per Laser Bahnen gedruckt.

Das Ziel sind Gebäude, Lande­plätze und Straße auf dem Mond – vor Ort per 3D-Drucker aus Mondstaub gebaut. Was nach Science Fiction klingt, nimmt hier auf der Erde inzwi­schen Gestalt an. Wie die Techni­sche Univer­sität Braun­schweig mitteilt, kommt das Projekt „Moonrise“ erfolg­reich voran. Beteiligt sind das Institut für Raumfahrt­sys­teme (IRAS) der TU und das Laser-Zentrum Hannover (LZH). Dem Forschungs­team sei es gelungen, Mond-ähnliches Material (Regolith) unter Mondgra­vi­ta­tion aufzu­schmelzen und daraus zusam­men­hän­gende Bahnen zu „drucken“.

Logo Braunschweiger ZeitungDieser Artikel ist zuerst erschienen am 07.01.2021 (Bezahl-Artikel)

Diese Bahnen seien zwar noch nicht als echte Bausteine nutzbar, aber die Rede ist von einem ersten Schritt dahin. „Zum Abschluss des zweijäh­rigen, von der Volks­wagen-Stiftung finan­zierten Projekts, konnten Labor-Versuche mit dem Moonrise-Laser an einem Robotorarm des Rovers vom IRAS umgesetzt werden“, so die TU. Der vom LZH entwi­ckelte Laserkopf sei dabei über den Robotorarm angesteuert worden – ähnlich, wie er in Zukunft auf dem Mond einge­setzt werden könnte.

Robuster Mini-Laser und Mond-ähnliches Regolith

„In den zwei Jahren haben wir einen Laserkopf entwi­ckelt, der nur etwa so groß ist wie eine große Saftpa­ckung und trotzdem den widrigen Bedin­gungen im Weltraum standhält“, berichtet Niklas Gerdes, wissen­schaft­li­cher Mitar­beiter des LZH. Der Laser habe auch dem Tempe­ratur-Vakuum- und Vibra­ti­ons­test stand­ge­halten. Gerdes fasst die weiteren Schritte zusammen: „Bei den ersten Versuchen im Labor haben wir die notwen­dige Bestrah­lungs­dauer und Leistung bestimmt. Dann ging es in die Vakuum-Kammer und wir haben dort erfolg­reich Regolith aufge­schmolzen.“

Der Moonrise-Laser im Einsatz am Rover MIRA3D: Der Laser ist so groß wie eine Saftpackung und hält den widrigen Bedingungen im Weltraum stand. Foto: LZH
Der Moonrise-Laser im Einsatz am Rover MIRA3D: Der Laser ist so groß wie eine Saftpa­ckung und hält den widrigen Bedin­gungen im Weltraum stand. Foto: LZH

Der im Projekt verwen­dete Regolith stammt aus dem IRAS. Dort wurde der TU zufolge die Zusam­men­set­zung auf die voraus­sicht­li­chen Bedin­gungen am Lande­platz angepasst. Eine nicht zu unter­schät­zende Heraus­for­de­rung, wie es heißt. „Denn die Wissen­schaft­le­rinnen und Wissen­schaftler müssen auf Basis der Daten vergan­gener Mondmis­sionen passende Materia­lien auf der Erde finden, um den Mondstaub möglichst exakt nachzu­bilden.“

Weltweit einmalig: Regolith unter Mondbe­din­gungen geschmolzen

Ein Höhepunkt waren dann laut der TU die Versuche im Einstein-Elevator der Leibniz-Univer­sität Hannover. Dabei handelt es sich um eine Forschungs­platt­form für erdge­bun­dene Experi­mente unter Schwe­re­lo­sig­keit. „Moonrise“ sei das erste wissen­schaft­liche Experi­ment im Elevator überhaupt gewesen. Professor Ludger Overmeyer (Leibniz-Uni und Laser-Zentrum) ist noch immer begeis­tert: „Im Einstein-Elevator ist es uns gelungen, Regolith zu Kugeln aufzu­schmelzen – sowohl unter kompletter Schwe­re­lo­sig­keit als auch unter Mondgra­vi­ta­tion. Das ist weltweit einmalig!“ Der krönende Abschluss sei der Einsatz des Lasers auf dem Rover MIRA3D des Instituts für Raumfahrt­sys­teme (IRAS) gewesen.

Der Moonrise-Laser integriert am Robotorarm des Mondrover MIRA3D des IRAS: Der Laser schmilzt erfolgreich ganze Bahnen aus Regolith auf. Foto: LZH
Der Moonrise-Laser integriert am Robotorarm des Mondrover MIRA3D des IRAS: Der Laser schmilzt erfolg­reich ganze Bahnen aus Regolith auf. Foto: LZH

MIRA3D besteht der TU zufolge aus einer fahrbaren Plattform und einem Roboterarm und wird für die Entwick­lung von additiver Ferti­gungs­tech­no­logie auf dem Mond einge­setzt. Professor Enrico Stoll vom IRAS an der TU Braun­schweig berichtet: „Wir konnten den Laserkopf am Arm des Rovers präzise ansteuern und damit größere Struk­turen gezielt aufschmelzen. Ein voller Erfolg! Zusammen mit den Versuchen im Elevator haben wir eine solide Grundlage, um mit dem Laser auf dem Mond 3D zu drucken.“

Nächster Meilen­stein wäre im Anschluss an das Projekt, den Laserkopf zu einem Flugmo­dell weiter­zu­ent­wi­ckeln. LZH und IRAS sind laut der TU im Gespräch mit einschlä­gigen Stellen, um die Entwick­lungen voran­zu­treiben. „Denn der Vision eines Lasers, der Bauma­te­ria­lien für ganze Siedlungen aus Mondstaub druckt, sind die Wissen­schaft­le­rinnen und Wissen­schaftler mit ‚Moonrise‘ einen großen Schritt näher­ge­kommen“, so die TU.

Logo Braunschweiger ZeitungDieser Artikel ist zuerst erschienen am 07.01.2021 und erreichbar unter: https://www.braunschweiger-zeitung.de/braunschweig/article231286530/Braunschweiger-Forscher-wollen-Siedlung-aus-Mondstaub-bauen.html (Bezahl-Artikel)

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