Praxis­klasse ins Leben gerufen

Außerschulisches Lernen ist Teil des Stundenplanes der Praxisklasse Pestalozzistraße. Foto: HS Pestalozzistraße
Außerschulisches Lernen ist Teil des Stundenplanes der Praxisklasse Pestalozzistraße. Foto: HS Pestalozzistraße

Die Haupt­schule Pesta­loz­zi­straße bietet erstmalig eine praxis­ori­en­tierte Förder­klasse im neunten Jahrgang an – ein Pilot­pro­jekt.

Ohne Zweifel engagieren sich die vier Braun­schweiger Haupt­schulen für ihre Schüle­rinnen und Schüler weit über das normale Maß hinaus. Jüngstes Beispiel ist das Pilot­pro­jekt Praxis­klasse an der Haupt­schule Pesta­loz­zi­straße für 20 Jugend­liche der Klasse 9. Seit den Sommer­fe­rien 2016 feilen 13 Jungen und sieben Mädchen in diesem spezi­ellen Förder­pro­jekt nicht nur an einem guten Haupt­schul­ab­schluss, sondern darüber hinaus an einem erfolg­rei­chen Einstieg überwie­gend in klassi­sche Handwerks­be­rufe. Durch den hohen Praxis­an­teil des Projektes könnten die Teilnehmer der Klasse schneller einen Fuß in die Tür bekommen, so die Hoffnung.

Drei Tage Schule, zwei Tage prakti­sche Betäti­gung in Unter­nehmen, Insti­tu­tionen oder Firmen: So sieht der Wochen­stun­den­plan für die Schüle­rinnen und Schüler der in dieser Klassen­stufe deutsch­land­weit vermut­lich einma­ligen Klasse aus. „Wir suchen Betriebe aus, die später auch wirklich ausbilden wollen und bei denen unsere Schüler eine reelle Chance haben, übernommen zu werden“, sagt Susanne Neumann, Mitar­bei­terin der Volks­hoch­schule Arbeit und Beruf GmbH, die als Perso­nal­träger und Verbin­dung in die Wirtschaft fungiert. Die Diplom-Sozial­ar­bei­terin kümmert sich vor allem darum, dass die Schüle­rinnen und Schüler aus vier Nationen in den Betrieben gut zurecht­kommen. Aber auch beim Verfassen von Bewer­bungs­un­ter­lagen hilft sie.

Während die Jungen versuchen, Fuß in klassi­sche Handwerks­be­rufe wie Tischler, Maler und Mecha­tro­niker zu fassen, überwiegen bei den Mädchen Berufs­wün­sche wie Alten­pfle­gerin, Köchin, Erzie­herin und Medizi­nisch Technisch Assis­tentin. Susanne arbeitet beim Projekt sehr eng mit der Handwerks­kammer Braun­schweig-Lüneburg-Stade zusammen. „Uns kommt dabei entgegen, dass Auszu­bil­dende im Handwerk aktuell sehr gesucht werden“, so Neumann.

Finan­ziell unter­stützt wird das zunächst auf zwei Jahre angelegte Projekt von der Richard Borek Stiftung. Neu zu erfinden war das Rad jedoch nicht: Seit einigen Jahren gibt es an der HS Sophien­straße eine Praxis­klasse, aller­dings in der 10. Klasse mit einem anvisierten Realschul­ab­schluss.

„Der Start im Sommer verlief sehr gut, bedenkt man, dass sich die wenigsten Schüler vorher kannten“, berichtet Susanne Neumann weiter. Denn: Die Praxis­klasse der Haupt­schule Pesta­loz­zi­straße in Braun­schweig steht allen Schul­formen offen. Nicht wenige Schüle­rinnen und Schülern wechselten von Braun­schweiger Realschulen und aus der Region extra an diese Bildungs­ein­rich­tung. Neumann: „Das Projekt macht wirklich allen Betei­ligten großen Spaß und die ersten Erfolge sind zu sehen. Alle hoffen, dass es danach weiter­geht.“

Sehr inter­es­sant aber sicher­lich kein Selbst­läufer sei die Praxis­klasse, betont Neumann. „In Klasse neun haben die Schüler kaum noch Gelegen­heit, verschie­dene Richtungen auspro­bieren.“ Und einige Neunt­klässler hätten Defizite in Deutsch und Mathe­matik. Um die Chancen auf dem Arbeits­markt zu verbes­sern, bieten die Lehrkräfte neben dem Unter­richt Nachhil­fe­stunden in Deutsch und Mathe an. Den Unter­richt in der Schule leitet Adam Neumann, der nicht mit der diplo­mierten Sozial­päd­agogin verwandt ist.

Weitere Partner des Bildungs­pro­jektes sind die Landes­schul­be­hörde, der Fachbe­reich Kinder, Jugend und Familie der Stadt Braun­schweig sowie das Theater­päd­ago­gi­sche Zentrum für Braun­schweig und die Region. Stichwort außer­schu­li­sches Lernen: Mit Methoden der Theater­päd­agogik werden die zukünf­tigen Auszu­bil­denden in einem ganzjäh­rigen Training motiviert, ihre eigene beruf­liche Zukunft zu gestalten. Wo gibt es das sonst…

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