700 Jahre Bauge­schichte auf 230 Seiten

Güldenstraße 7. Foto: Elmar Arnhold

Bauhis­to­riker Elmar Arnhold legt mit „Fachwerk­häuser in Braun­schweig“ seinen dritten populären Band für Braun­schweig-Liebhaber vor.

Im Zuge der Sanierung des Fachwerk­ensem­bles am Ackerhof wurde die Idee geboren, die große Bedeutung Braun­schweigs als mittel­al­ter­liche Stadt in einem Buch populär zu präsen­tieren. Bauhis­to­riker und Stadteil­hei­mat­pfleger Elmar Arnhold nahm sich der Sache an. Jetzt hat er sein übersicht­li­ches und leicht verständ­li­ches Werk „Fachwerk­häuser in Braun­schweig“ vorgelegt. Darin stellt er die 120 noch erhal­tenen Fachwerk­bauten in der Innen­stadt auf 230 reich­haltig illus­trierten Seiten kennt­nis­reich vor. Es ist in erster Linie ein Buch für Braun­schweig-Liebhaber und in zweiter Linie eines für wissen­schaft­lich Inter­es­sierte. Das von der Richard Borek Stiftung geför­derte Buch ist im gut sortierten Buchhandel für 12,90 Euro erhält­lich.

Burgplatz 2 (von Veltheim­sches Haus, 1573) und 2a (Hunebors­tel­sches Haus). Foto: Elmar Arnhold

„Inseln regio­naler Identität“

Beim Gang durch die Innen­stadt gerate leider nur allzu leicht in Verges­sen­heit, dass die Stadt einst weltweit zu den Zentren mit dem umfang­reichsten und eindrucks­vollsten Bestand an Fachwerk­bauten gehörte, sagt Prof. Dr. Michael Grisko, Geschäfts­führer der Richard Borek Stiftung. Dabei bildeten die bis heute erhal­tenen Fachwerk­häuser Inseln regio­naler Identität. Die Bewahrung dieser Tradition sei eine Aufgabe, der sich die Richard Borek Stiftung verpflichtet fühle. „Damit das gelingt, müssen uns der Wert und die Geschichte dieser Bauwerke bewusst sein. Daher ist es das besondere Verdienst des vorlie­genden Buches, Braun­schweigs Fachwerk­häuser zu versam­meln, zu beschreiben und ihre stadt­his­to­ri­sche Bedeutung aufzu­zeigen“, erläutert er.

Vor den verhee­renden Bomben­an­griffen der Alliierten zum Ende des von den Natio­nal­so­zia­listen entfes­selten Zweiten Weltkriegs war Braun­schweig mit rund 2.000 Fachwerk­bauten eine der besterhal­tenen mittel­al­ter­li­chen Großstädte Deutsch­lands. Elmar Arnhold spricht von einer einstigen „Großstadt aus Holz“. Vor allem im Oktober 1944 kam es zu einer fast vollkom­menen Zerstö­rung des bis dahin in großen Teilen erhal­tenen mittel­al­ter­li­chen Stadt­kerns. Arnhold, der einst als Archi­tek­tur­stu­dent von Höxter nach Braun­schweig übersie­delte, nennt das den Verlust eines Flächen­denk­mals, ähnlich dem in Dresden, aber eben nicht so im natio­nalen Gedächtnis verankert.

Vorstel­lung am 28. November

„Das große Interesse der Bürge­rinnen und Bürger am jüngsten Sanie­rungs­pro­jekt Ackerhof beweist aber, dass Fachwerk noch immer zur unver­wech­sel­baren Identität unserer Stadt gehört“, hat Autor Arnhold bei seinen vielen Besuchen auf der Baustelle im Magni­viertel festge­stellt. Am Donnerstag, 28. November (18 Uhr), wird er sein Buch im Torhaus am Wendentor in Zusam­men­ar­beit mit dem Bund deutscher Archi­tekten Nieder­sachsen vorstellen. Der Eintritt ist frei.

Titel­seite. Foto: Screen­shot

„Die annähernd 120 im Stadt­zen­trum erhal­tenen Fachwerk­häuser verkör­pern fast 700 Jahre Bauge­schichte. Sie sind lebendige Zeugen kultu­reller und sozialer Verhält­nisse in früheren Jahrhun­derten. So wird Archi­tektur- und Kunst­ge­schichte im Vorbei­gehen alltäg­lich erfahrbar. Diese Veröf­fent­li­chung soll dazu anregen und den Blick auf unsere gebaute Umwelt schärfen“, wünscht sich Arnhold. „Fachwerk­häuser in Braun­schweig“ ist nach „Braun­schweiger Plätze in Geschichte und Gegenwart“ und „Braun­schweigs Brücken an den Oker-Umflut­gräben“ das dritte Buch dieser Art von Elmar Arnhold. Ebenfalls noch erhält­lich ist sein bemer­kens­wertes Standard­werk „Mittel­al­ter­liche Metropole Braun­schweig“. „Der Löwe – das Portal für das Braun­schwei­gi­sche“ hat viele Beiträge in Zusam­men­ar­beit mit Elmar Arnhold veröf­fent­licht. Sie sind unter www.der-loewe.info frei einzu­sehen.

Ackerhof 2. Foto: Elmar Arnhold

Würdigung der Ackerhof-Sanierung

In der aktuellen Publi­ka­tion stellt Bauhis­to­riker Arnhold auch neue Erkennt­nisse bauhis­to­ri­scher Unter­su­chungen an. Dazu gehören bis in das 14. Jahrhun­dert reichende Datie­rungen. In der Löwen­stadt stehen einige der ältesten Fachwerk­ge­bäude Nieder­sach­sens. Dazu kommt die bisher früheste bekannte inschrift­liche Fachwerk-Datierung Deutsch­lands aus dem Jahr 1432 am Haus Ackerhof 2. Die Sanierung des Fachwerk­ensem­bles am Ackerhof ist das jüngste und eines der heraus­ra­genden Beispiele für die behutsame Sanierung des erhal­tenen Fachwerk­be­stands in Braun­schweig. „Diese seit Jahrzehnten währenden Bemühungen zur Bewahrung unseres Kultur­erbes wollte ich mit diesem Buch ebenfalls würdigen“, so Elmar Arnhold.

 

 

Lange­damm­straße 11. Foto: Elmar Arnhold

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