„Braun­schweiger Plätze in Geschichte und Gegenwart“

Luftbilder sind ein besonderes Merkmal (hier der Burgplatz). Screenshot: der Löwe
Luftbilder sind ein besonderes Merkmal (hier der Burgplatz). Screenshot: der Löwe

Bauhis­to­riker Elmar Arnhold beschreibt in seiner neuen, reich­haltig illus­trierten Publi­ka­tion die 17 Innen­stadt­plätze histo­risch und bewertet die aktuelle Situation.

Plätze spielen für das Erschei­nungs­bild von Städten eine überge­ord­nete Rolle. Was der Trafalgar Square für London, der Place de la Concorde für Paris oder der Markus­platz für Venedig ist der Burgplatz für Braun­schweig. Doch die Stadt hat weit mehr bemer­kens­werte und histo­ri­sche Plätze zu bieten.
17 innerhalb der Okerum­flut liegende Platz­an­lagen stellt Elmar Arnhold, renom­mierter Bauhis­to­riker und Stadt­teil­hei­mat­pfleger Innen­stadt, in seiner neu erschie­nenen und von der Richard Borek Stiftung geför­derten Publi­ka­tion „Braun­schweiger Plätze in Geschichte und Gegenwart“ ausführ­lich vor.

Neue Serie im „Löwen“

„Der Löwe“ wird in monat­li­cher Folge in einer Serie Kurzpor­träts der Plätze in Koope­ra­tion mit Elmar Arnold veröf­fent­li­chen. Eine ähnliche Serie hatte es auf unserem Portal bereits zu Braun­schweigs Innen­stadt-Brücken über die Okerum­flut gegeben.

Die vom Bauhis­to­riker Arnold kennt­nis­reich beschrie­benen Plätze dokumen­tieren die fast 1000-jährige Stadt­ge­schichte Braun­schweigs. Für die ungewöhn­lich hohe Anzahl an Platz­an­lagen ist die Entste­hung der Stadt aus den fünf Weich­bilden Altewiek, Altstadt, Hagen, Neustadt und Sack verant­wort­lich. Alle diese Weich­bilde verfügten über ein eigenes Rathaus, eine eigene Pfarr­kirche und eben einen eigenen Markt­platz. Sie gehören wie zum Beispiel der Altstadt­markt zu den Haupt­se­hens­wür­dig­keiten der alten Welfen- und Hanse­stadt.

Plätze sind Identi­fi­ka­ti­ons­orte

„Die Plätze sind heute wichtige Identi­fi­ka­ti­ons­orte in der nach den Zerstö­rungen des Zweiten Weltkrieges weitge­hend modern aufge­bauten Innen­stadt“, nennt Bauhis­to­riker Elmar Arnhold die wesent­liche Motiva­tion für seine umfas­senden Recher­chen für die jetzt vorge­legte Arbeit. Auf 128 Seiten stellt er die Plätze im Stile eines Stadt­rund­gangs im Uhrzei­ger­sinn vom Burgplatz bis zum Friedrich-Wilhelm-Platz am alten Haupt­bahnhof vor.
Die einzelnen Kapitel sind reich­haltig mit Plänen, histo­ri­schen und aktuellen Fotos sowie mit Luftbil­dern von Hajo Dietz (Nürnberg Luftbild) illus­triert. In Wort und Bild wird die Geschichte bis zur heutigen Situation dargelegt. Elmar Arnhold liefert aber mehr als nur Rückschau. Er bewertet auch nach heutigen Gesichts­punkten, kriti­siert und gibt wohlge­meinte Anregungen für die künftige Stadt­pla­nung.
Ein Standard­werk

Der Altstadtmarkt ziert die Titelseite der Publikation. Screenshot: der Löwe
Der Altstadt­markt ziert die Titel­seite der Publi­ka­tion. Screen­shot: der Löwe

Die weiteren Stationen seines Rundgangs sind der Ruhfäut­chen­platz, Domplatz / Platz der Deutschen Einheit, Kohlmarkt, Altstadt­markt, An der Marti­ni­kirche, Bankplatz, Bäcker­klint, Radeklint, Alte Waage / Wollmarkt, Hagen­markt, Schloss­platz, Magni­kirch­platz, Aegidi­en­markt, John‑F.-Kennedyplatz und der Lessing­platz. Elmar Arnhold ist nach seinem Buch „Mittel­al­ter­liche Metropole Braun­schweig – Archi­tektur und Stadt­bau­kunst vom 11. bis 15. Jahrhun­dert“ (erschienen 2018) erneut ein Standard­werk für Braun­schweig-Freunde gelungen. Beim Wieder­aufbau hatten die Platz­an­lagen eine heraus­ra­gende Bedeutung. Während zum Beispiel der wenig beschä­digte Burgplatz und der verwüs­tete Altstadt­markt als Tradi­ti­ons­in­seln herge­richtet wurden, erfuhren Plätze wie der Radeklint oder der heutige John‑F.-Kennedy-Platz (früher August­platz) eine völlige Neuge­stal­tung als Verkehrs­dreh­scheiben. „Einstige Perlen wie der Bäcker­klint haben durch Zerstö­rung und Neuaufbau ihr Gesicht völlig verloren“, schreibt Elmar Arnhold.

Lob für Kohlmarkt und Bankplatz

Positiv bewertet der Bauhis­to­riker die Entwick­lung des Kohlmarkts nach Schaffung der Fußgän­ger­zone Anfang der 1980er Jahre. Heute sei der Kohlmarkt nach einem weiteren Umbau im Zuge der Innen­stadt-Aufwer­tung im Zusam­men­hang mit der Schloss-Rekon­struk­tion im Geflecht der Straßen- und Platz­räume zwischen Schloss, Burgplatz und Altstadt­markt ein vielfre­quen­tierter Ort. Der Platz böte in attrak­tiver Umgebung Raum für zahlreiche Märkte und Veran­stal­tungen, nachdem er trotz zahlrei­cher Altbauten bis in die 1970er Jahre unter dem vom Indivi­du­al­ver­kehr und der Geschäfts­welt diktiertem Erschei­nungs­bild gelitten habe.

Als weiteres gelun­genes Beispiel einer Umgestal­tung führt der Bauhis­to­riker die Umgestal­tung des Bankplatzes im Jahr 2008 an. Durch die organisch geformten Pflanz­beete und die neuen Sitzge­le­gen­heiten sei ein quali­täts­voller Freiraum geschaffen worden, der auch gastro­no­misch genutzt werde. „Damit ist die Attrak­ti­vität der Innen­stadt auch hier deutlich gestei­gert worden“, bilan­ziert Arnhold.

Sorgen um den Hagen­markt

Sorgen macht er sich als Stadt­teil­hei­mat­pfleger Innen­stadt dagegen vor allem um den Hagen­markt. Die langwie­rigen und kompli­zierten Planungs­pro­zesse drehten sich besonders um die Verkehrs­pro­ble­matik und um das Bedürfnis nach mehr Stadtgrün. Nach Arnholds Auffas­sung sollte das Augenmerk aber vielmehr und nicht nur in diesem Fall auch auf den histo­ri­schen Dimen­sionen der Platz­an­lagen liegen. „Es wäre wünschens­wert, die absolute Dominanz des Verkehrs zugunsten einer besseren Aufent­halts­qua­lität und Einbin­dung des Hagen­markts in das urbane Gewebe der Innen­stadt zu verrin­gern“, schreibt Elmar Arnhold in seiner spannenden Publi­ka­tion.

Fakten:

Braun­schweiger Plätze in Geschichte und Gegenwart

128 Seiten
Heraus­geber: Richard Borek Stiftung
Autor, Inhalt und Gestal­tung: Elmar Arnhold
Herstel­lung: Druckerei Häuser KG, Köln
ISBN 978–3‑9823115–0‑0
Preis: 12.90 Euro

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