Bergbau­ge­schichte in Gold und Silber

Die Unterharzer Bergkanne. Foto: Richard Borek Stiftung

Objekt des Monats, Folge 11: Ein Braun­schweiger Silber­humpen zu Gast in Chemnitz – Kultur­haupt­stadt 2025

In Sachsen, oder zumindest im Erzge­birge, weiß noch heute jedes Kind, dass der Wohlstand des Landes einst aus dem Bergbau erwuchs. Die Schätze Dresdens vom Grünen Gewölbe bis zur Frauen­kirche wären ohne die Einnahmen vor allem aus dem Silber­bergbau nicht denkbar. In vielen Regionen hingegen, so auch im Braun­schwei­gi­schen, ist das Bewusst­sein für die einstige Bedeutung des Bergbaus weitge­hend verloren gegangen. Dabei war der Harz, der terri­to­rial größten­teils zu den verschie­denen Fürsten­tü­mern des Herzog­tums Braun­schweig-Lüneburg gehörte, eines der wichtigsten Bergbau­ge­biete Mittel­eu­ropas. Zeitweise gehörten die braun­schwei­gi­schen Münzen in der frühen Neuzeit wegen ihres hohen Silber­ge­haltes zusammen mit den sächsi­schen zu den begehr­testen Münzen im Reich.
Zeugnisse der braun­schwei­gi­schen Bergbau­ge­schichte werden auch in der Sonder­aus­stel­lung „Silber­glanz & Kumpeltod“ präsen­tiert, die vom 25. Oktober bis zum 29. Juni nächsten Jahres im Staat­li­chen Museum für Archäo­logie Chemnitz (smac) zu sehen ist. Sie ist Teil des Programms der Europäi­schen Kultur­haupt­stadt 2025 und beschäf­tigt sich mit dem histo­ri­schen Bergbau nicht nur im Erzge­birge. Als ein heraus­ra­gendes Exponat wird dort die sogenannte Unter­harzer Bergkanne aus der Sammlung der Richard Borek Stiftung gezeigt.

Fünf Kilo Silber für fünf Flaschen Wein

Ein Greif krönt die Kanne. Foto: Richard Borek Stiftung

Der berühmte Silber­humpen wurde 1732 von Vizeberg­haupt­mann Karl Albrecht Ludwig von Imhoff entworfen und vom Wolfen­büt­teler Goldschmied H. H. Schuma­cher geschaffen. Die Gravuren wurden von einem Braun­schweiger Kupfer­ste­cher namens Schmidt angefer­tigt. Das Stück besteht aus fünf Kilogramm getrie­benem Silber und ist teilweise vergoldet. Es fasste fünf Flaschen Wein. Derartige Trink­ge­fäße dienten bei reprä­sen­ta­tiven Anlässen zum Umtrunk. Ein Trink­spruch auf der Decke­lin­nen­seite verweist auf den König von Großbri­tan­nien und Kurfürsten von Braun­schweig-Lüneburg Georg II., sowie auf den Herzog von Braun­schweig-Lüneburg und Fürsten von Braun­schweig-Wolfen­büttel August Wilhelm als oberste Bergherren des Unter­harzes. Dort heißt es: Des Königs stetes Gluck – Des Herzogs Wohlergehen – Und der theure Harz – der beiden eygen ist – Und das Bergwerck und die Forst – In stetem Flor mög stehen – Das wünsche, der Du jetzt – Zu trinken fertig bist. Auf dem Fuß der Kanne sind Kommu­ni­ons­wappen von Braun­schweig und Hannover sowie das Wappen von Braun­schweig-Wolfen­büttel eingra­viert. Zwischen den Wappen sind Silber­re­liefs mit verschie­denen Bergbau­tä­tig­keiten zu sehen.

Ein Greif krönt die Kanne

Das Stück wird von einem Greifen bekrönt, der eine Keilhaue als typisches Bergbau­werk­zeug in der Hand trägt. Um den Sockel des Greifen sind einige Minera­lien angebracht, unter anderem Rotgül­tigerz aus St. Andre­as­berg, das wichtigste Silbererz des Harzes. Der Griff ist in Form einer weibli­chen Hermen­figur mit sieben Brüsten ausge­bildet. Die Darstel­lung spielt auf antike Skulp­turen der Göttin Artemis an und darf hier wohl als Symbol der Frucht­bar­keit des Harzes gelten.
Zwischen den Medail­lons sind kleine Rundbilder mit Gottheiten als Verkör­pe­rung der im Harz geför­derten Metalle zu sehen, womit erneut ein Bezug zur antiken Mytho­logie herge­stellt wird.

Bemer­kens­wert ist, dass die Gravuren auf den Medail­lons, die auf der Wandung der Kanne angebracht sind, der Forst­wirt­schaft besondere Aufmerk­sam­keit widmen. Holz wurde im Bergbau für den Gruben­ausbau gebraucht, außerdem benötigten die Schmelz­hütten enorme Mengen an Brennholz. Dies führte schon früh dazu, dass sich Forst­leute Gedanken machten, wie man die Holzver­sor­gung dauerhaft sicher­stellen könnte. Zu ihnen zählte auch der aus Chemnitz stammende sächsi­sche Oberberg­haupt­mann Hans Carl von Carlowitz. 1713 war er der erste, der in einer Veröf­fent­li­chung von „nachhal­tender Nutzung“ des Waldes sprach, und damit einen Begriff in die Diskus­sion einbrachte, der heute in aller Munde ist. Das Carlo­witz­sche Werk „Sylvicul­tura Oecono­mica“, das die berühmte Stelle enthält, flankiert die Bergkanne in der Ausstel­lung auf der linken Seite.

Auf der Wandung der Kanne sind Medail­lons angebracht, die unter anderem forst­wirt­schaft­liche Arbeiten zeigen. Foto: Richard Borek Stiftung

Die Braun­schweiger „Unter­harzer Bergkanne“ jeden­falls kann sich in der Chemnitzer Ausstel­lung sehen lassen und muss sich auch vor den Dresdner Schätzen nicht verste­cken.

Dr. Jens Beutmann ist Referats­leiter Ausstel­lungen und Kurator der Ausstel­lung „Silber­glanz & Kumpeltod“ am Staat­li­ches Museum für Archäo­logie Chemnitz.

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