Ausstel­lung erhellt Arbeits­ge­biete der Alche­misten

Heinrich Khunrath: Amphitheatrum Sapientiae Aeternae, 1653, Kupferstich „Oratorium-Laboratorium“. Foto: HAB
Heinrich Khunrath: Amphitheatrum Sapientiae Aeternae, 1653, Kupferstich „Oratorium-Laboratorium“. Foto: HAB

Die Ausstel­lung „Goldenes Wissen. Die Alchemie – Substanzen, Synthesen, Symbolik“ in der Herzog August Biblio­thek Wolfen­büttel zeigt reprä­sen­ta­tive und teilweise zum ersten Mal gezeigte Text- und Bildquellen aus 300 Jahren der Alchemie (bis 22. Februar 2015).

Die Alchemie ist die Wissen­schaft des Goldma­chens, sagt zumindest der Volksmund. Dass die Arbeits­felder der Alchi­misten jedoch weit darüber hinaus reichten und vor allem weitaus diffe­ren­zierter betracht werden müssen, beweist die Ausstel­lung „Goldenes Wissen. Die Alchemie – Substanzen, Synthesen, Symbolik“, die mit Unter­stüt­zung der STIFTUNG NORD/LB • ÖFFENTLICHE reali­siert wurde und vom 31. August 2014 bis zum 22. Februar 2015 in der Herzog August Biblio­thek Wolfen­büttel zu sehen ist. Die Besucher erhalten Einblicke in 300 Jahre Alche­mie­ge­schichte, die erstmalig und mit beson­derer Tiefen­schärfe mit Hilfe von Text- und Bildquellen, vorwie­gend aus den Beständen der Biblio­thek selbst, aufge­ar­beitet wurde.

Der Laie weiß nicht, dass bei der Alchemie zur Goldma­cherei die Medizin, die Natur­kunde, die Theologie, die Philo­so­phie, die Pharmazie und vieles mehr als Forschungs­dis­zi­plinen hinzu­kommen – und diese sich in den drei Jahrhun­derten immer wieder wandelten. „Gold ist natürlich das Schlüs­sel­wort zur Alchemie. Daher konnten wir natürlich auch beim Ausstel­lungs­titel nicht auf den Begriff verzichten“, gibt Dr. Petra Feuer­stein-Herz, die die Ausstel­lung gemeinsam mit dem Privat­do­zenten Dr. Stefan Laube erarbeitet hat, bei der Ausstel­lungs­er­öff­nung zu. „Die Alchemie hat die europäi­sche Kultur­ge­schichte bis hin zur Kunst beflügelt.“ So habe die Alchemie dabei geholfen, die Veredlung von Metallen im Labor zu beschleu­nigen. Feuer­stein-Herz: „Es war stets ein Mensch­heits­traum, mit Formeln die Welt zu erklären und zu deuten.“

In der Halle der Biblio­theca Augusta geben Drucke des 16. bis 18. Jahrhun­derts einen Überblick über Konzepte und Phänomene der Alchemie. In der Schatz­kammer sind Manuskripte aus dem 15. bis 17. Jahrhun­dert ausge­stellt. Sie dokumen­tieren den Bildreichtum der handschrift­li­chen Tradition der Alchemie. Das Kabinett führt mit Handschriften, Drucken und Objekten in das alche­mi­sche Labora­to­rium der Frühen Neuzeit und stellt exempla­risch Arbeits­weisen, Orte und in der Alchemie handelnde Personen vor.

Ein inter­es­santes Exponat ist das Lehrbuch „Alchy­mis­ti­sche Practic“, Frankfurt 1603, das von Andreas Libavius (1555–1616) verfasst wurde. Das „Laborbuch“ besitzt handschrift­liche, formel­hafte Notizen eines Unbekannten, aber auch die deutli­chen Gebrauchs­spuren weisen daraufhin, dass es in einem Labora­to­rium benutzt wurde. Aufmerk­sam­keit erzeugt in der Ausstel­lung zudem eine Abbildung einer urtüm­li­chen Apparatur, die zur Herstel­lung des „Steins der Weisen“ führen sollte. Und: Das Nieder­säch­si­sche Landes­ar­chiv, Standort Wolfen­büttel, stellte eine originale Akte über einen Alchi­mis­ten­pro­zess zur Verfügung, nur eine von vielen Leihgaben deutscher Insti­tu­tionen und Museen.

Labora­to­rien entstanden an Fürsten­höfen, in Klöstern, in Städten aber auch in Hinter­zim­mern von Apotheken. Auch im Schloss Wolfen­büttel richteten die Herzöge Julius und Heinrich Julius ein Labor ein, berichtet Petra Feuer­stein-Herz. In diesem sei für die Medizin gearbeitet worden. In Alche­mi­schen Labora­to­rien bahnten sich Wege bis hin zur heutigen Chemie. Johann Friedrich Böttger gelang in diesem Umfeld die Erfindung des Porzel­lans, des „weißen Goldes“. Mit dem 18. Jahrhun­dert endete die Geschichte der Alchemie.

Die Ausstel­lung

Öffnungs­zeiten: Dienstag bis Sonntag, 10 bis 17 Uhr
Eintritt: 5 /2 /1 Euro

Ausstel­lungs­ka­talog

Zu der Präsen­ta­tion empfiehlt sich der reich bebil­derte Ausstel­lungs­ka­talog mit 14 Beiträgen inter­na­tio­naler Wissen­schaft­le­rinnen und Wissen­schaftler zu einem weiten Themen­kreis: Goldenes Wissen. Die Alchemie – Substanzen, Synthesen, Symbolik. Heraus­ge­geben von Petra Feuer­stein-Herz und Stefan Laube. Ausstel­lungs­ka­ta­loge der Herzog August Biblio­thek Nr. 98. 2014 (circa 392 Seiten mit 198 Farbab­bil­dungen).

Broschierte Ausgabe (nur in der Ausstel­lung): 20 Euro, gebundene Ausgabe (über den Buchhandel): ISBN: 978–3‑447–10251‑3, 39,80 Euro.

Infor­ma­tionen unter 05331/808–214 oder www.hab.de

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