„Keines­wegs provin­ziell oder antiquiert“

Bortfelder Trachtengruppe. Foto: Landestrachtenverband
Bortfelder Trachtengruppe. Foto: Landestrachtenverband

Landes­ver­band Nieder­sachsen richtet den „Tag der Tracht“ in Braun­schweig aus.

Das Schloss­mu­seum Braun­schweig beteiligt sich mit der Sonder­aus­stel­lung „Braut­kronen- und Kränze“ und der Foto-Ausstel­lung von Christina Czybik über  verschie­dene Braut­trachten Deutsch­lands am „Tag der Tracht“, der am Sonntag vom Landes­trach­ten­ver­band Nieder­sachsen in Braun­schweig ausge­richtet wird. Unter dem Motto „Tracht oder Folklo­rismus? – Histo­risch oder Kostü­mie­rung?“ finden von 10 bis 17 Uhr verschie­dene Programm­punkte auch in den Schlos­s­ar­kaden, dem Städti­schen Museum und dem Roten Saal im Residenz­schloss statt. Der Eintritt in das Schloss­mu­seum ist an diesem Tag kostenlos.

Der „Tag der Trachten“ ist eine bundes­weite Initia­tive des Deutschen Trach­ten­ver­bandes, der damit auf das Kulturgut „Trachten“ aufmerksam machen will. „Wir zeigen viele Trachten und Volkstanz. Tracht ist bunt. Tracht bedeutet Vielfalt und die Lust, dies mit Begeis­te­rung sichtbar zu machen. Tracht ist keines­wegs provin­ziell, angestaubt oder gar antiquiert“, erklärt Manuela Kretschmer, Vorsit­zende des Landes­trach­ten­ver­bands.

Tracht sei weltoffen und ermög­liche einen Blick auf einen bunten Horizont unter­schied­lichster Menschen, Kulturen, Nationen, Tradi­tionen und Herkunft. „Wir Trach­ten­träger verstehen uns als Binde­glied zwischen modernem zeitge­mäßen Handeln und der Gewiss­heit der eigenen Herkunft. Dies zeigt sich in beson­derer Weise, wenn wir auf unseren Festen grenz­über­grei­fend, sprach­über­grei­fend und barrie­re­frei einfach mit vielen Menschen unter­schied­lichster Heimat, Hautfarbe und Sprache tanzen und fröhlich sind“, meint Manuela Kretschmer.

Mit dem „Tag der Tracht“ soll eine möglichst breite Öffent­lich­keit infor­miert und sensi­bi­li­siert werden. „Wir wollen zeigen, dass Trachten weit mehr Inhalte bieten als nur gut auszu­sehen. Wir wollen die Bedeutung der Tracht begreifbar und auf die Vielfalt der in Nieder­sachsen behei­ma­teten Trachten aufmerksam machen“, sagt Manuela Kretschmer weiter. Das detail­lierte Programm, mit dem das erreicht werden soll, ist am Ende des Beitrags aufge­führt.

Um 13 Uhr steht die öffent­liche Führung durch die Ausstel­lung im Schloss­mu­seum an. Der Trach­ten­kun­de­aus­schuss des Landes­trach­ten­ver­bandes hat sie mit Braut­kronen und Kränzen konzi­piert. Gezeigt werden unter anderem Braut­trachten aus dem Wendland, Scheeßel, Lüders­feld, Vierlanden und Heeslingen gezeigt. Sie stehen dem Braut­kleid der letzten Kaiser­tochter Victoria Luise gegenüber, die darin 1913 Ernst August von Cumber­land (von Hannover) heiratete. Das kostbar bestickte Kleid wird erstmals in Braun­schweig gezeigt und zählt zu den heraus­ra­genden Exponaten der aktuellen Ausstel­lung „Victoria Luise – Ein Leben, zwei Welten“.

„Ich finde die Präsen­ta­tion der Trachten in den Schloss­räumen sehr spannend, weil wir so zwei ganz unter­schied­liche Lebens­welten des späten 19. Jahrhun­derts zusam­men­bringen können“, sagt Dr. Ulrike Sbresny, Leiterin des Schloss­mu­seums. Der Eintritt in das Schloss­mu­seum ist am „Tag der Trachten“ frei. Die Ausstel­lung der Braut­kronen und Kränze ist nur an diesem Sonntag zu sehen.

Im Rahmen des „Tages der Tracht“ erscheint auch die neueste Ausgabe der Zeitschrift Nieder­sachsen des Nieder­säch­si­schen Heimat­bundes, die sich diesmal dezidiert mit dem Thema Trachten beschäf­tigt. Die Zeitschrift erscheint seit 1895 und berichtet über Themen aus der Kultur, Geschichte, Heimat und Natur in Nieder­sachsen. „In den vielen ländlich geprägten Räumen Nieder­sach­sens haben Heimat- und Trach­ten­ver­bände wichtige Funktionen. Sie bringen die Menschen nicht nur zu Heimat- und Trach­ten­festen, Arbeits­kreisen oder Vortrags­ver­an­stal­tungen zusammen, sondern sie fördern auch das Mitein­ander der Menschen im Jahres­lauf, die Begeg­nungen, das gemein­same Arbeiten“, streicht Prof. Dr. Hansjörg Küster in seinem Vorwort heraus.

Auf diese Weise könnten Trachten, Tänze, Volks­lieder, Brauchtum und Heimat­sprache von Genera­tion zu Genera­tion weiter­ge­geben werden. „Die Schönheit der Trachten, das Mitein­ander von Jung und Alt, die anste­ckende Freude der Trach­ten­träger: All dies faszi­niert mich immer wieder beim Umgang mit Trach­ten­ver­einen, beim Besuch von Trach­ten­festen“, schreibt Prof. Dr. Küster weiter. Wer noch einen Beweis benötigt, sollte zum „Tag der Tracht“ nach Braun­schweig kommen.

 Das Programm:

10 Uhr: Magni­kirche, Gottes­dienst

11.30 Uhr: Schlos­s­ar­kaden, Eröffnung

12 Uhr: Schlos­s­ar­kaden, Schloss­mu­seum und Städti­sches Museum: Beginn des Rahmen­pro­gramms, Eröffnung  Ausstel­lungen und Trach­ten­messe

12.30 Uhr: Schlos­s­ar­kaden, die „Original Schee­ßeler“  (Stader Geest) bieten Einblicke in die verschie­denen Kleidungen zur Hochzeit um 1850.

13 Uhr: Schloss­mu­seum, Führung durch die Sonder­aus­stel­lung „Braut­kronen- und Kränze“.

14 Uhr: Roter Saal im Residenz­schloss, Kurzre­ferat „Restau­rie­rung einer Mütze aus dem Osnabrü­cker Land“ über Konser­vie­rung, Erhalt und Lagerung von textilen Exponaten: Julia Zitzmann und Kurzre­ferat „15 Jahre Teilnahme des Landes­trach­ten­ver­bandes am größten deutschen Trach­ten­markt in Greding (Altmühltal)“ : Michael Kablitz

14.30 Uhr: Roter Saal im Residenz­schloss, Podiums­dis­kus­sion „Tracht oder Folklore – histo­risch gewandet oder kostü­miert?“ Vom Umgang mit Brauchtum und den Ideen, Heimat wahren und fühlbar machen zu können.

16 Uhr: Schlos­s­ar­kaden, Vorstel­lung der Hochzeits­trachten im Kirch­spiel Scheeßel (Stader Geest) mit Inge Hastedt und Jürgen Dreekmann (beide Trach­ten­kun­de­aus­schuss im LTN)

Ganztä­gige beglei­tende Programm­punkte:

Schloss­mu­seum: Braut­kronen und –Kränze in Nieder­sachsen. Hochzeits­klei­dung verschie­dener Regionen Nieder­sach­sens, in den Ausstel­lung­räumen des Schloss­mu­seums und Fotoaus­stel­lung eines privaten Projektes zu Deutsch­lands Hochzeits­trachten mit der Initia­torin Christina Czybik, Hamburg.

Schlos­s­ar­kaden: Deutsche Schrift „Sütterlin“. Deutsche Schrift auf Schie­fer­tafel und Papier probieren: Hannelore Lemmer­mann.

Kinder­be­treuung am Info-Stand Jugend­aus­schuss LTN.

„Trach­ten­messe“: Gewand­meister, Weber, Handar­beits­be­darf, Stoffe und Infostände rund um Tracht, Info-Stand des Nds. Heimat­bund mit Präsen­ta­tion der Neuaus­gabe „Nieder­sachsen“.

Schlos­s­ar­kaden und Städti­sches Museum: „Oh Mensch, lerne tanzen! Sonst wissen die Engel im Himmel nichts mit Dir an zu fangen“ – Auftritte und Trach­ten­vor­stel­lungen der Gastgruppen und offenes Tanzen für alle Inter­es­sierten mit dem Volks­tanz­aus­schuss des LTN

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