Ein Likör für die Frucht­bar­keit

Wusste eine Menge Pikantes zu berichten: Schlossmuseum-Führerin Maren Schaefer. Foto: Meike Buck
Wusste eine Menge Pikantes zu berichten: Schlossmuseum-Führerin Maren Schaefer. Foto: Meike Buck

Museum mal anders: Zum Valen­tinstag lud das Schloss­mu­seum zu Musik, Sekt und Knabbe­reien und bot dazu Geschichten und pikante Details aus dem Liebes­leben der Herzöge und Herzo­ginnen. Aber auch sonst hat das Museum spannende Führungen und Aktionen für verschie­dene Besucher und Gruppen im Programm.

„What’s love got to do with it“, stellte Maren Schaefer mit Tina Turner gleich zu Beginn die entschei­dende Frage. Denn blickt man in die Geschichte und auf die Bezie­hungen der Herzöge und Herzo­ginnen, ist Liebe nur ein netter Neben­ef­fekt einer Ehe. Vielmehr waren politi­sches Kalkül und dynas­ti­sche Macht­an­sprüche die Gründe für eine Verbin­dung zweier Menschen. Die junge Geschichts­stu­dentin zog das Publikum nicht nur mit spannenden Geschichten in ihren Bann, sondern auch mit emotional vorge­tra­genen Liedern passend zum Thema Liebe und Leiden­schaft.

Dabei fängt die erste Geschichte so roman­tisch an, oder wie Maren Schaefer mit den Worten von Tim Bendsko singt: „Das geht mir unter die Haut, dass wir verbunden sind“: Marie und Herzog Friedrich Wilhelm, der „Schwarze Herzog“, verlieben sich in der von ihren Eltern arran­gierten Verbin­dung tatsäch­lich inein­ander. Doch die Umstände – er führte einen Guerilla-Kampf gegen Napoleon, sie war mit den Kindern auf der Flucht vor dem Franzosen – verhin­derten, dass sie ihr Leben gemeinsam führen konnten. Und schließ­lich starb sie mit nur 25 Jahren im Kindbett.

Nicht immer entstanden Respekt und Sympathie zwischen den Ehepart­nern. Christine Charlotte Sophie zum Beispiel wurde an den russi­schen Zarenhof verhei­ratet, für ihren Großvater Herzog Anton Ulrich passte die Ehe gut in den Plan, die Bezie­hungen zu den Romanows zu stärken. Doch ihr unbere­chen­barer und trunk­süch­tiger Ehemann misshan­delte sie, so dass sie zurück zu ihren Eltern nach Wolfen­büttel floh. Ihr Schwie­ger­vater Zar Peter I. überre­dete sie jedoch zur Rückkehr nach St. Peters­burg, wo sie kurz nach der Geburt ihres ersten Sohnes starb – auch so ein wieder­keh­rendes Motiv in den Geschichten.

„Waren Erben geboren, war der Vertrag eigent­lich erfüllt“, stellte Maren Schaefer nüchtern fest. Blieb hingegen der Kinder­segen aus, scheute man keine Kosten und Mühen. Und so kam es, dass Elisabeth Christine, die nicht schwanger wurde in ihrer Ehe mit dem späteren Kaiser Karl VI., Likör verordnet bekam, um die Frucht­bar­keit zu fördern. Ob der Alkohol oder die porno­gra­fi­schen Bilder, die im Schlaf­zimmer aufge­hängt wurden, halfen – sie brachte eine Tochter zur Welt.

Tatsäch­lich waren es oft die Frauen, die unter einer nicht funktio­nie­renden Beziehung litten. „Who needs a heart when a heart can be broken“. Als Beispiel erzählte Maren Schaefer die Geschichte von Elisabeth Christine Ulrike von Braun­schweig-Wolfen­büttel und dem späteren König Friedrich Wilhelm II. Weil er sie oft betrog, suchte auch sie sich ein amouröses Abenteuer – und wurde schwanger. Ihre Flucht mit dem Geliebten wurde vereitelt, Friedrich Wilhelm ließ sich von ihr scheiden und sperrte sie ins Stettiner Schloss. Als Staats­ge­fan­gene lebte sie die nächsten 71 Jahre in einem goldenen Käfig.

Wie es Maren Schaefer mit Annett Louisan sagte: „Das Gefühl steht mir nicht“. So dachten wohl auch einige der Protago­nisten. So vielleicht König Friedrich II. von Preußen, den sein Vater in eine Ehe mit der Braun­schweiger Prinzessin Elisabeth Christine zwang. Er verach­tete sie, hielt sie für ungebildet und übertrug nach seiner Thron­be­stei­gung alle reprä­sen­ta­tiven Aufgaben seiner Mutter. Keine guten Voraus­set­zungen für ein erfülltes Famili­en­leben, zumal sie in allen ihren Handlungen und Entschei­dungen von ihm abhängig war.

„What’s love but a sweet old fashioned notion“, sang Tina Turner. Betrachtet man jedoch die Bezie­hungen der Herzöge und Herzo­ginnen, muss man sagen, dass Liebe keines­wegs eine altmo­di­sche Idee ist, in den Schlaf­zim­mern der Adeligen jeden­falls gab es sie nur in wenigen Fällen. Maren Schaefer entließ das begeis­terte Publikum mit Tim Bendzko. „Das geht mir unter die Haut, wie ein warmer Sommer­wind“. Ein versöhn­li­cher Abschluss nach so vielen Geschichten voller Dramatik – schließ­lich war Valen­tinstag.

Wer die Liebes­ge­schichten der Herzöge verpasst oder keinen Platz mehr bekommen hat, hat am 24. April um 18 Uhr die nächste Chance. Das Schloss­mu­seum lädt erneut zu Sekt, Musik und Liebes­ge­schichten (Kosten: 7 € Führung, zzgl. 4 € Eintritt).

Und wem das zu viel Gefühl ist, für den bietet das Schloss­mu­seum zahlreiche andere Sonder­füh­rungen und Veran­stal­tungen an:

Am Freitag, 1. März um 18.30 Uhr, stehen die Kinder im Schloss­mu­seum ganz im Mittel­punkt. Als Geschichts­de­tek­tive begeben sie sich auf Spuren­suche mit der Taschen­lampe (Kosten: 5 € pro Person, zzgl. 4 € Eintritt für die Begleit­per­sonen).

„Vom Schloss ins Rathaus“ führt eine außer­ge­wöhn­liche Führung am 15. März um 15 Uhr. Nach einer Kurzfüh­rung durch die Sonder­aus­stel­lung „Revolu­tion. Abdankung. Schloss.“ mit Gäste­führer Mario Wenzel-Becker im Schloss­mu­seum geht es weiter zum Rathaus. Bezirks­bür­ger­meis­terin Heike Zander gibt dort gemeinsam mit Ratsmit­glied Cornelia Seiffert spannende Einblicke in die origi­nären Aufgaben eines Ratsmit­gliedes bzw. Bezirks­rates (Teilnahme kosten­frei).

Unter dem Thema „Revolu­tion und dann?“ liest Andreas Jäger am Mittwoch, 20. März um 18.30 Uhr aus Ehm Welks „Im Morgen­nebel“, dem Roman zur Novem­ber­re­vo­lu­tion in Braun­schweig (Kosten 9 € pro Person).

Hoch hinaus geht es am Donnerstag, 4. April um 15 Uhr. Der Kunst­his­to­riker Dr. Bernd Wedemeyer lädt die Besucher zur Quadriga-Führung ein (Kosten: 3 € zzgl. 2 € Eintritt zur Quadriga). Weitere Termine: 9. Mai, 13. Juni, 22. August, 12. September – jeweils um 15 Uhr.

Am Mittwoch, 10. April um 18.30 Uhr präsen­tieren Studie­rende des Instituts für Geschichts­wis­sen­schaft der TU Braun­schweig ihre Forschungs­er­geb­nisse zu dem Projekt „Der Herzog dankt ab!“ (Eintritt frei).

Anmeldung unter: schlossmuseum@residenzschloss-braunschweig.de oder 0531- 470 4876.
Mehr unter: www.schlossmuseum-braunschweig.de

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