„Stadtteil in der Schule“ soll weiter­leben

Ulrich Deissner, Ehrenvorsitzender der Bürgerstiftung Braunschweig, mit dem Evaluationsbericht und den an „Stadtteil in der Schule“ Beteiligten: (vl.) Sabine Jansen, Kirsten Pöhlsen. Nyre Österhus, Antje Reichelt, Norbert Velten, Ulrich Deissner, Roswita Siering, Beatrix Swetje, Ludger Kolhoff. Foto: meyermedia
Ulrich Deissner, Ehrenvorsitzender der Bürgerstiftung Braunschweig, mit dem Evaluationsbericht und den an „Stadtteil in der Schule“ Beteiligten: (vl.) Sabine Jansen, Kirsten Pöhlsen. Nyre Österhus, Antje Reichelt, Norbert Velten, Ulrich Deissner, Roswita Siering, Beatrix Swetje, Ludger Kolhoff. Foto: meyermedia

Modell­pro­jekt für innova­tive Schul­so­zi­al­ar­beit an den Grund­schulen Altmühl­straße, Bebelhof und Rheinring bekam in der Evalua­tion heraus­ra­gende Noten.

Das zeitlich befris­tete Bildungs- und Integra­ti­ons­pro­jekt „Stadtteil in der Schule“ ist nach vier Jahren an den drei Grund­schulen Altmühl­straße, Bebelhof und Rheinring turnus­gemäß ausge­laufen. Professor Ludger Kolhoff, der das Projekt von Anfang an beglei­tete, legte jetzt eine aussa­ge­kräf­tige Evalua­tion vor. Danach wurden jeweils signi­fi­kante Verbes­se­rungen in den Bereichen Gesund­heit, Ernährung und Sozial­ver­halten der 6 bis 10-Jährigen erreicht. Darüber hinaus wurde die Koope­ra­tion mit den Eltern deutlich inten­siver und es gelang die Öffnung der Schulen zu den Insti­tu­tionen in den jewei­ligen Stadt­teilen. „Stadtteil in der Schule“ ist hochwirksam, zu diesem eindeu­tigen Schluss kommt Professor Kohlhoff in seiner Schluss­bi­lanz.

Das Modell­pro­jekt wurde von der Bürger­stif­tung Braun­schweig, der Richard Borek Stiftung und der Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz finan­ziert. Die Stadt Braun­schweig und die Diakonie im Braun­schweiger Land waren Projekt­partner. Die Evalua­tion erfolgte permanent projekt­be­glei­tend. In jedem Schul­halb­jahr wurde der einge­schla­gene Weg überprüft. Wenn Ziele nicht erreicht wurden, wurde entspre­chend nachge­steuert. Die hohe Flexi­bi­lität in der Umsetzung ermög­lichte schnelle, zielfüh­rende Korrek­turen, wie sie gewöhn­lich an Brenn­punkt-Schulen nicht möglich sind.

Der Grad der Zieler­rei­chung wurde so konti­nu­ier­lich gestei­gert. Am Standort Altmühl­straße erreichte er im Bereich Primär­prä­ven­tion 83 Prozent, bei der Netzwerk­ar­beit 97 Prozent und bei der Ausnut­zung vorhan­dener Ressourcen, um schuli­sche Akteure zu entlasten sogar 100 Prozent. Am Standort Bebelhof  kam das Ziel „Koope­ra­tion mit Eltern verbes­sern“ auf 95 Prozent Erfolgs­quote und das der „Teilnah­me­mög­lich­keiten von Kindern in beson­deren Lebens­lagen am Leben in der Gemein­schaft erhöhen“ auf 100 Prozent. Am Standort Rheinring wurde das Rahmen­ziel 1: „Bewegung, Ernährung und Gesund­heit“ zu 72 Prozent erreicht. Das Rahmen­ziel 2: „Eltern­ar­beit inten­si­vieren“ wurde zu 81 Prozent erfüllt.

Während der Vorstel­lung der Evalua­tion im Haus der Braun­schwei­gi­schen Stiftungen waren sich alle Betei­ligte einig, dass das Konzept  „Stadtteil in der Schule“ an den  drei Schulen weiter­ge­führt, aber wenn möglich auch darüber hinaus im Rahmen der Schul­so­zi­al­ar­beit angeboten werden sollte. „Die Ideen und Erkennt­nisse aus dem Modell­pro­jekt sollen weiter­ge­tragen werden“, sagte Ulrich Deissner, Ehren­vor­sit­zender der Bürger­stif­tung Braun­schweig und anfangs der starke Motor des Projekts. „Stadtteil in der Schule“ habe sehr hohe Akzeptanz an den Schul­stand­orten erreicht und sei ein innova­tiver Ansatz für quartiers­be­zo­gene Schul­so­zi­al­ar­beit. Deissner will nochmals Kontakt zur Landes­schul­be­hörde suchen, um für eine komplette Fortset­zung des Projekts zu werben. Die wissen­schaft­liche Aufar­bei­tung durch die Hochschule für angewandte Wissen­schaften Ostfalia ist ein zugkräf­tiges Argument.

Die Aufga­be­stel­lung  lautete zu Beginn des Projekts: Wie können im Sozial­raum vorhan­dene Struk­turen und Ressourcen genutzt und aktiviert werden, um Bildungs- und Teilha­be­chancen von Kindern im Grund­schul­alter zu erhöhen? Tatsäch­lich wurde es durch den Aufbau von gut funktio­nie­renden Netzwerken geschafft, den Kindern, aber auch ihren Familien Zugang zu vorhan­denen sozialen und kultu­rellen Angeboten im Stadtteil bedarfs­ge­recht zu ermög­li­chen. Anders als klassi­sche Ansätze der Schul­so­zi­al­ar­beit orien­tierte sich das Projekt nicht indivi­du­ellen Problemen, sondern am Gesamt­system des Sozial­raums. „Stadtteil in der Schule” verband Ressourcen der Schule mit der Zivil­ge­sell­schaft zum Wohl der Kinder.

Das Projekt konzen­trierte sich auf die in Braun­schweig durch eine besonders hohe Kinder­armut gekenn­zeich­neten Sozial­räume der Grund­schulen: Altmühl­straße, Rheinring und Bebelhof. An den teilneh­menden Schulen gab es jeweils eine Fachkraft, die speziell für das Projekt zuständig war. Sie waren jeweils die notwen­digen Binde­glieder zwischen Schule, Stadtteil und Familien. Sie stellten die wichtigen Kontakte zu den Insti­tu­tionen des Stadt­teils wie Stadt­teil­büros, Sport­ver­einen, Glaubens­ein­rich­tungen, aber auch zu Beratungs­stellen, Behörden oder weiter­füh­renden Schulen her.

Durch die Vernet­zung der Schule im Stadtteil lernten die Kinder, sich in ihrem sozialen Umfeld selbst­be­wusst, selbst­ständig und unbefangen zu bewegen. Es ergaben sich einer­seits Lernan­ge­bote, anderer­seits wurden soziale Spannungen abgebaut.

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