Arbeits­ein­satz im grünen Paradies

Sorgfältig beschriftete Kräuter im Stadtgarten. Foto: Meike Buck
Sorgfältig beschriftete Kräuter im Stadtgarten. Foto: Meike Buck

Seit 2015 betreut die Volks­hoch­schule Braun­schweig den Stadt­garten Bebelhof. Alle Beete werden gemein­schaft­lich bewirt­schaftet und gepflegt, hier kann jeder seinen grünen Daumen ausleben. Wer mitgärt­nert, darf auch miternten, lautet das Motto.

Angefangen hat es im Frühjahr 2014 mit dem Hofgarten in der Heyden­straße hinter dem Gebäude der Volks­hoch­schule Braun­schweig. Zum Start säten und pflanzen mehr als 50 begeis­terte Hobby­gärtner in zwei Workshops. Mittler­weile wird der Garten von einer Gruppe Ehren­amt­li­chen betreut und alle erfreuen sich am Wachsen und Gedeihen der Pflanzen – und natürlich aufs gemein­same Ernten und Genießen des Gemüses.

Angespornt von dem Erfolg fiel im März 2015 mit einem Workshop der VHS in Koope­ra­tion mit den Berliner Prinzes­sin­nen­gärt­nern der offizi­elle Start­schuss für den Stadt­garten Bebelhof. Von der Stadt konnte die VHS dafür das Gelände eines ehema­ligen Bauhofes an der Scheff­ler­straße pachten. Dort reiht sich nun Hochbeet an Hochbeet, überall grünt und blüht es.

„Wir teilen die ehren­amt­liche Arbeit und die Ernte“, erläutert Ute Koopmann, die für die VHS das Garten­pro­jekt organi­siert, das Motto des Mitmach­gar­tens: Wer mitgärt­nert, darf auch miternten. Zehn Ehren­amt­liche betreuen den Garten, planen die anste­henden Arbeiten und koordi­nieren die Helfer. So gibt es einen akribisch ausge­ar­bei­teten Plan, welche Pflanze in welchem der rund 100 Hochbeete ausgesät wird – mit Berück­sich­ti­gung der Frucht­folge und welche Sorten zusam­men­passen. Koopmann ist dankbar für ihr Engage­ment: „Ohne sie würde der Stadt­garten nicht funktio­nieren.“

Zur Unter­stüt­zung der Ehren­amt­li­chen stellt das Jobcenter fünf Teilnehmer von AGH-Maßnahmen, die alle übrigen, nicht-gärtne­ri­schen Arbeiten übernehmen. Betreut von einem Tischler und einer Sozial­päd­agogin bauen sie Möbel, füllen die Hochbeete mit Mutter­boden und halten den Platz sauber. Im letzten Jahr bekam der Garten so auch ein Gewächs­haus, in dem nun die Pflanzen vorge­zogen werden können.

Finan­ziert wird der Stadt­garten durch Spenden und durch Zuwen­dungen von Stiftungen. Davon kann Koopmann Materia­lien für das Bauen der Hochbeete, Mutter­boden, Saatgut und Setzlinge von Bäumen bezahlen. Seit Projekt­be­ginn im Frühjahr 2015 unter­stützt auch die Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz die Hobby­gärtner. Mit der Förderung können dieses Jahr die regel­mä­ßigen Garten­work­shops veran­staltet werden.

„Ich wollte einen Lernort schaffen, wo man nicht das Gefühl hat, in einer Schule zu sein“, erklärt Koopmann ihre Idee. Ein Garten ist für die begeis­terte Hobby­gärt­nerin der ideale Ort dafür. Jeden Dienstag findet ein Garten­work­shop statt, zu dem zwischen 20 und 40 Erwach­sene kommen. Die Themen sind wetter- und jahres­zei­ten­ab­hängig: Aussaat und Anzucht, Pikieren, Kompost, Saatgut­ge­win­nung und Vermeh­rung. Burkhard Bohne, techni­scher Leiter des Arznei­pflan­zen­gar­tens der TU Braun­schweig und Kräuter­gärtner, steht beratend zur Seite. Einmal im Monat laden die Hobby­gärtner zu einem Garten­sonntag ein, an dem Workshops für Erwach­sene und Kinder angeboten werden. Zudem verkaufen die Ehren­amt­li­chen z.B. die gezogenen Jungpflanzen.

Seit vergan­genem Jahr arbeiten zudem zwei Frauen im Rahmen des Bundes­frei­wil­li­gen­dienstes – „Buftis“ – im Stadt­garten. „Sie übernehmen ganz wichtige Vermitt­lungs­ar­beit“, ist Koopmann froh. So konnte mit der Grund­schule Bebelhof und dem Kinder­garten eine Koope­ra­tion aufgebaut werden. Jede Schul­klasse kommt in jedem Halbjahr für ein Projekt, dazu gibt es Ferien­an­ge­bote. So betreut eine Klasse zum Beispiel das Erbsen-Hochbeet: die Schüler übernehmen das Aussäen, später bauen sie die Rankhilfen und am Ende kommen sie zum Ernten. Auch für die zahlrei­chen, von der Lebens­hilfe Braun­schweig unter­stützten Menschen, die im Bebelhof wohnen, gibt es Angebote. „Der Bebelhof gilt als sozialer Brenn­punkt. Wir vermit­teln hier spiele­risch Themen wie gesunde Ernährung, manchmal auch versteckt und ohne dass die Teilnehmer es merken“, lächelt Koopmann. Für die Arbeit mit den Schul­klassen, einen Kochkurs für Mütter mit Kindern und mit Flücht­lingen konnte sie nun mit Unter­stüt­zung verschie­dener Stiftungen eine Außen­küche finan­zieren, die demnächst aufge­stellt wird. Teilnehmer des „Brücken-Bauer“-Projektes der Bürger­stif­tung und der Öffent­li­chen Versi­che­rung Braun­schweig errich­teten einen Lehmofen, in dem nun Brot und Pizza gebacken wird. Ein Bewusst­sein schaffen für regionale Lebens­mittel und bewusste Ernährung ist ein beson­deres Ziel des Stadt­gar­tens.

Auch das Café, das während der Garten­nach­mit­tage für das leibliche Wohl sorgt, verfolgt einen ökolo­gi­schen Anspruch. Schüle­rinnen und Studen­tinnen verkös­tigen die fleißigen Garten­helfer mit Snacks, Kuchen und Getränken.

In einer Ecke des Gartens summt und brummt es: hier stehen zwei Bienen­völker. Die Stadt­imker „Okerbienen“ veran­stalten die ganze Saison über Lehrgänge, in denen die Teilnehmer alles über die Imkerei lernen, die zwei Bienen­gruppen treffen sich einmal die Woche. „Wir konnten letztes Jahr 275 Gläser Honig abfüllen“, ist Koopmann stolz.

Für Koopmann ist es wichtig, dass ihre Angebote niedrig­schwellig und gut erreichbar sind. Ein Klassen­zimmer schrecke viele ab, gerade die, die gesell­schaft­lich am Rand stehen. „Der Garten ist ein Ort für ungewöhn­liche Begeg­nungen von Menschen, die im Alltag keine Berüh­rungs­punkte haben. Das ist für alle Seiten ein Gewinn – auch wenn es auch mal einen Konflikt gibt.“

Koopmann, die bei der VHS für die Programm­pla­nung und die Öffent­lich­keits­ar­beit zuständig ist, ist stolz auf das, was sich im Stadt­garten bereits entwi­ckelt hat. Die finan­zi­elle Situation ist anstren­gend und manchmal wünscht sie sich zu den aktiven Ehren­amt­li­chen mehr jüngeres und studen­ti­sches Publikum. Doch das sei neben­säch­lich: „Wir haben einen Treff­punkt im Stadtteil geschaffen, einen Bildungsort, der für alle offen ist und an dem Integra­tion und Inklusion gelebt wird.“ Trotzdem gibt es natürlich unzählige Ideen und Pläne für die nächsten Jahre.

Und das Wetter? „Gar nicht so ein großes Problem, wie wir dachten.“ Unter einem Vordach bleibt es auch bei Regen trocken und im Gewächs­haus ist es immer angenehm warm.

Infor­ma­tionen

Wer mitgärt­nern will, kann bei den Workshops mitmachen:
April bis November jeweils dienstags 17 bis 19 Uhr
Einmal im Monat finden Garten­sonn­tage statt
Der Garten ist geöffnet Freitag, Samstag und Sonntag jeweils von 15 bis 18 Uhr

Inter­es­senten können sich auch bei Ute Koopmann melden: Ute.Koopmann@vhs-braunschweig.de oder 0531–2412-210.

Weitere Infor­ma­tionen unter http://stadtgartenbebelhof.de/ und aktuelle Ankün­di­gungen und Termine auf der Facebook-Seite https://www.facebook.com/search/top/?q=stadtgarten%20bebelhof

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