Sänger aus Leiden­schaft

Das Collegium vocale in der Braunschweiger St. Petri-Kirche. Foto: Collegium vocale
Das Collegium vocale in der Braunschweiger St. Petri-Kirche. Foto: Collegium vocale

Das Collegium vocale sei klein, aber fein, habe mal ein Zuschauer angemerkt. Das Motto ist Programm für den Chor, der seit mehr als 40 Jahren regel­mäßig in verschie­densten Kirchen in und um Braun­schweig auftritt.

 

Mozarts Krönungs­messe, das „Gloria“ von Antonio Vivaldi, einige Kantaten von Johann Sebastian Bach, Motetten von Wolfgang Amadeus Mozart, Joseph Haydn und Kompo­nisten der Romantik, dazu weltliche, heitere Stücke. Das Programm des Chores der vergan­genen Jahre ist beein­dru­ckend und umfasst viele große Werke geist­li­cher Chormusik.

„Eintritts­frei“, das ist Ingeborg Herrmann wichtig. Sie studierte u.a. in Hannover Musik und leitet den Chor seit seiner Gründung im September 1974. „Es begann mit acht sanges­freu­digen Nachbarn und Mitbe­woh­nern in einem Braun­schweiger Wohnzimmer“, erzählt sie. Daraus entwi­ckelte sich bald ein kleiner Konzert­chor mit etwa 25 Mitglie­dern. Rund 200 Konzerte gab der Chor in seiner Geschichte, alle „Eintritt frei“. „Wir wollen allen Inter­es­sierten die Möglich­keit geben, die Musik zu hören, egal ob arm oder reich.“

Zuletzt trat das Collegium vocale am ersten Advent 2017 in der Braun­schweiger St. Petri-Kirche auf. Mit jungen Solisten von der Musik­hoch­schule Hannover und einem erwei­terten Kammer­or­chester brachte er das „Gloria“ von Vivaldi und mit „Jauchzet, frohlo­cket“ die erste Kantate des Bach‘schen Weihnachts­ora­to­rium zu Gehör. Wie bereits bei mehreren Konzerten wurde das Engage­ment der Solisten und Instru­men­ta­listen ermög­licht von der Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz. „Wir sind dankbar für die finan­zi­elle Unter­stüt­zung der zahlrei­chen Förderer der vergan­genen Jahre. So konnten wir Kantaten und Messen mit einem Kammer­or­chester und Solisten aufführen“, berichtet Herrmann. Aber auch a‑capella-Konzerte standen regel­mäßig auf dem Programm. Wichtig ist dem Chor dabei auch die Förderung des musika­li­schen Nachwuchses. Als Solisten treten häufig Studenten der Musik­hoch­schule Hannover auf, die damit die Möglich­keit bekommen, Erfah­rungen auf der Bühne zu sammeln. Im Orchester sitzen Instru­men­tal­lehrer mit ihren Meister­schü­lern. Alle musizieren für die gleiche Gage, egal, ob sie aus Hannover, Braun­schweig oder Lübeck kommen.

Eine schwere Stunde war es für Herrmann und den Chor, als im Sommer 2016 der Proben­raum im Marien­stift gekündigt wurde. 40 Jahre lang hatten sie sich dort einmal die Woche getroffen, zahlreiche Konzerte zu Jahres- und Weihnachts­festen, zu Direk­toren- und Oberin­nen­wechsel gegeben, auch eine CD für die Diakonie produ­ziert und ein Benefiz­kon­zert zugunsten des Alten­pfle­ge­zen­trums Bethanien gesungen. „Wir steckten gerade mitten in den Vorbe­rei­tungen für ein Bach-Konzert im Dezember und mussten dringend proben“, erzählt Herrmann. Doch kurzfristig bot sich die Möglich­keit, das Gemein­de­haus der St. Thomas-Kirche im Heidberg zu nutzen. „Umso schöner, dass wir im Heidberg eine neue Proben­heimat gefunden haben.“ Auch hier will der Chor sich, wie auch im Marien­stift, mit schönen Konzerten bedanken.

Mehr als 40 Jahre Chorlei­ter­tä­tig­keit haben Spuren hinter­lassen. „Große Konzerte werde ich nicht mehr leiten“, stellt Herrmann in Aussicht, nach mehr als 40 Jahren im Chor würde sie an ihre körper­li­chen Grenzen stoßen. „Es waren so viele wunder­bare Konzerte, ich kann mit vielen tollen Erinne­rungen Abschied nehmen.“ Und ein richtiger Abschied ist es ja doch nicht, kleinere Auftritte wie ein Frühlings­kon­zert im Mai – gemeinsam mit dem Flöten­kreis Heidberg/Rautheim – wird Herrmann weiterhin dirigieren.

 

Infor­ma­tionen

Proben: Das Collegium vocale probt dienstags von 19 bis 21 Uhr im großen Saal des Gemein­de­zen­trums von St. Thomas im Heidberg, Bautzenstr. 26, Mitsänger herzlich willkommen.

Nächstes Konzert: Frühlings­kon­zert gemeinsam mit dem Flöten­en­semble Heidberg/Rautheim; Samstag, 26. Mai 2018, 16 Uhr, St. Thomas, Bautzen­straße 26/27, 38124 Braun­schweig.

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