Der lange Weg zur Meister­schaft: Glück­wunsch!

Porträtfoto Malte Sartorius. Foto: privat

80 Jahre Malte Sartorius, 50 Jahre HBK, eine Ausstel­lung im Städti­schen Museum Braun­schweig.

Malte Sartorius ist einer der Stillen im Lande und einer der ganz großen Könner. Seine Zeich­nungen haben etwas Altmeis­ter­li­ches und zugleich etwas Manisches. Sie sind fotorea­lis­tisch und in den heraus­ra­genden Blättern hyper­rea­lis­tisch. Welch eine nie erlah­mende Faszi­na­tion für die Oberflä­chen der Dinge, wie viel immer neues Staunen über die Spiele von Licht und Schatten, wie viel Liebe zu den Details, wie viel Geduld und handwerk­liche Akribie muss ein Mensch aufbringen, um solch ein Lebens­werk zu schaffen, dessen reprä­sen­ta­tiver Ausschnitt derzeit zum 80. Geburtstag des Künstlers im Städti­schen Museum Braun­schweig ausge­stellt ist.

Malte Sartorius wurde am 8. November 1933 in Ostpreußen geboren. Über ein Stipen­dium kam der Künstler nach Altea in Spanien. Dort besitzt er seit 1965 ein Atelier.. An die Hochschule für Bildende Künste in Braun­schweig (HBK) wurde er schon in der Gründungs­phase berufen und erhielt 1966 eine Professur.

Geht man an den Reihen von Still­leben in der Ausstel­lung des Städti­schen Museums vorbei, dann überrascht die Hartnä­ckig­keit des Künstlers, das serielle Kreisen um Ding-Konstel­la­tionen in oft nur ganz geringen Varia­tionen. Es sind alltäg­liche Gegen­stände, Früchte, die er immer wieder neu ins Licht stellt und legt, so, als wollte sich der Zeichner immer wieder neu ihrer Vielschich­tig­keit und schlichten Schönheit versi­chern.

Vor allem die Kürbisse mit ihren so ungemein plasti­schen pocken­nar­bigen Häuten motivieren den Zeichen­stift offenbar unwider­steh­lich. Auch wenn er Walnüsse zeichnet oder Weintrauben mit Plastik­tüten oder alte Geräte, Kram, so sind es stets im Wortsinne die Oberflä­chen­reize, die hier die Antriebs­feder des zeich­nenden Auges sind. Und all die Weiden­körbe!

Aber es ist mehr. Man spürt das beim Vorüber­gehen. Es ist eine Versen­kung in die Dinge. Es ist eine Medita­tion mit dem Zeichen­stift. Man darf vermuten, dass für Sartorius, der von sich selbst einmal sagte, ohne zu arbeiten könne er nicht leben, das Zeichnen zu einer Lebens­hal­tung geworden ist. Zum innigen Lob des einfachen Lebens.
Diese Kunst wirkt wie das Anhalten der Zeit auf einem Blatt Papier im stillen, inten­siven Blick auf die Dinge. Fast könnte man mit Goethe über Sartorius sprechen: Zum Schauen bestellt.

Oft sind seine Landschaften beschrieben worden, vor allem die seiner spani­schen Wahlheimat Altea. Das Karge, das Ausge­dörrte, das auf dem Blatt noch spürbar von der Sonne Durch­glühte. Auch hier liegt die Meister­schaft, fast könnte man sagen, der Suspense, auf den Oberflä­chen.

Die Häuser, die Wände, die Steine. Und wieder Licht und Schatten. Lose Leitungen zaubern ein Linien­ge­flecht auf schrun­dige Wände, geheim­nis­voll versinkt eine leere Dorfstraße im Abend­schatten. Diese Kunst, die so spekta­kulär ist, weil sie auf alles Spekta­ku­läre verzichtet, ist trotz ihrer fotogra­fi­schen Präzision und Schärfe unver­kennbar. Man sieht ein Blatt und weiß sofort: das ist Sartorius. Weil es eben mehr ist als ein Foto, das mit einem Klick fertig ist. Weil es der Versen­kung entspringt und der unend­li­chen Geduld und dem langen Weg zur Meister­schaft. Glück­wunsch.

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Ein Ausschnitt des vielfäl­tigen Werks des Zeichners und Graphi­kers Malte Sartorius wird aus Anlass seines 80. Geburts­tages und des 50-Jährigen Bestehens der HBK im Städti­schen Museum präsen­tiert. Die Ausstel­lung zeigt eine Retro­spek­tive auf das Gesamt­werk des Künstlers sowie jüngste Arbeiten seit 2011, Still­leben und Archi­tektur in Altea. Die Ausstel­lung geht bis zum 16. Februar.

Mehr über Malte Sartorius unter www.malte-sartorius.de

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