Und immer wurde der Verkehr zu viel

Die Petritorbrücke, Ostansicht. Foto: Löwe
Die Petritorbrücke, Ostansicht. Foto: Löwe

Braun­schweigs Brücken, Folge 16: Seit 1877 wurde die Petri­tor­brücke gleich dreimal komplett neu gebaut.

Nach der von Meinhard von Gerkhan geplanten, neuen Fallers­le­ber­tor­brücke, die 2011 einge­weiht wurde, ist die Petri­tor­brücke die zweit­jüngste der inner­städ­ti­schen Okerbrü­cken. Sie wurde 2003 eröffnet. Die heutige Petri­tor­brücke ist also eine der modernsten im Verlauf des Wallrings.

In einem 2000 von der Stadt ausge­lobten Archi­tek­tur­wett­be­werb wurde der Sieger­ent­wurf vom Büro Schulitz und Partner (Braun­schweig) reali­siert. „Entstanden ist eine leichte, elegante und zeitge­mäße Konstruk­tion aus Stahl, bei der die Fahrspuren und die beidsei­tigen Fuß- und Radwege getrennt vonein­ander errichtet wurden“, erklärt der renom­mierte Bauhis­to­riker Elmar Arnold. Gemeinsam mit ihm stellte „Der Löwe – das Portal für das Braun­schwei­gi­sche“ Braun­schweigs Okerbrü­cken in monat­li­cher Folge vor. Die Serie endet mit diesem 16. Beitrag.

Die Petri­tor­brücke führt über den östlichen Umflut­graben und verbindet die Haupt­aus­fall­straße nach Nordwesten in Richtung Hildes­heim, Hannover und Celle mit der Innen­stadt. „Die Brücke geht auf die Anlage eines der alten Stadttore des Weich­bildes Altstadt zurück. Das Petritor fand erstmals 1196 schrift­liche Erwähnung und war schon damals einer der wichtigsten Zugänge in die Stadt“, berichtet Arnold, der auch Stadt­teil­hei­mat­pfleger für die Innen­stadt Braun­schweigs ist. Das Petritor war im Mittel­alter neben dem Hohen Tor das wichtigste westliche Stadttor und führte den Verkehr sowohl in das Weichbild Altstadt als auch in die Neustadt.

In der Zeit seit 1877 erlebte die Petri­tor­brücke gleich drei vollstän­dige Neubauten. Dem aktuellen Neubau musste eine Beton­bo­gen­brücke aus der so genannten Zwıschen­kriegs­zeit weichen. Das Beton-Bauwerk von Stadt­baurat August Lillig hatte seit 1929 gestanden. Das Vorgänger-Bauwerk mit seinen fünf versetzt neben­ein­ander liegenden Bögen zeigte erheb­liche Setzungen, die am Mittel­ge­lenk zuletzt 20 Zenti­meter betrugen. Schon zu der Zeit überquerten täglich 28.000 Fahrzeuge die Brücke. Heute dürfte die Zahl noch gestiegen sein.

Der bis dahin existie­rende Okerüber­gang am Petritor war 1877 errichtet worden. Dessen Eisen­träger waren von den Wilke-Werken geliefert worden. Aber die Brücke war ebenso nicht dem steigenden Verkehrs­auf­kommen gewachsen, zumal dort auch eine Straßen­bahn­linie verkehrte. Wegen des Ersten Weltkrieges erfolgte der Abbruch aber erst in den späten 1920er Jahren.

Die erste Brücke am Alten Petritor entstand Ende des 12. Jahrhun­derts, als ein Wall-Graben-System um die Altstadt gelegt wurde. Der Ursprung der Petri­tor­brücke selbst liegt in der Schaffung eines weiteren, äußeren Befes­ti­gungs­gra­bens im Spätmit­tel­alter. Nach der Verlegung des Petritors während der Bastio­nie­rung Braun­schweigs entstand 1721 eine Festungs­brücke aus Holz. Während der Umgestal­tung der Befes­ti­gungs­an­lagen zum Wallring war die Petri­tor­brücke dann das einzige Brücken­bau­werk, das während der Napoleo­ni­schen Epoche (König­reich Westphalen) 1811 errichtet wurde. Geplant worden war die Brücke von Peter Josef Krahe, der maßgeb­lich die Anlage des Wallrings entwi­ckelte. Die Wider­lager dieser Brücke bestanden aus Natur­stein­mau­er­werk, die Fluss­pfeiler und Brücken­bögen aus Eichen­holz und das Geländer aus Gusseisen.

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