Für Geburts­hel­fer­kröte und Kammmolch rücken die Bagger an

Kammmolch. Foto: NABU / Bruno Scheel
Kammmolch. Foto: NABU / Bruno Scheel

Amphi­bi­en­schutz­pro­jekt LIFE BOVAR des NABU Nieder­sachsen wird im SBK-Stiftungs­wald Stadt­ol­den­dorf umgesetzt.

Im Stiftungs­wald Stadt­ol­den­dorf der Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz arbeiten aktuell zwei große Bagger. Sie graben tief im Schlamm kleiner Tümpel. Und rings­herum werden dazu auch noch Bäume stark beschnitten. Das sieht auf den ersten Blick nach allem aus, nur nicht nach Umwelt- und Natur­schutz. Ist es aber! Denn die Arbeiten sind Teil des Amphi­bi­en­schutz­pro­jekts LIFE BOVAR des NABU Nieder­sachsen. Es geht es vor allem darum, den im Stiftungs­wald nachge­wie­senen Geburts­hel­fer­kröten und Kammmol­chen bessere Lebens­be­din­gungen zu verschaffen und damit für eine Erholung der Popula­tion zu sorgen.

Habitat­ma­nage­ment optimieren

Gemeinsam mit der Stiftung wurde daher in den vergan­genen Wochen ein Konzept erarbeitet, dessen Umset­zungs­phase gerade beginnt. „Das Konzept ermög­licht es uns, die Bedürf­nisse bedrohter Arten bei unseren Planungen noch stärker zu berück­sich­tigen. In den nächsten Jahren wollen weitere Anpas­sungen und Optimie­rungen im Habitat­ma­nage­ment des Stiftungs­walds vornehmen“, erläutert Arno Meyer von Wolff, zustän­diger Revier­förster der Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz.

Das Konzept sieht im ersten Schritt auf einer Fläche von rund 200 Hektar des Stiftungs­walds vor, punktuell bestehende Gewässer zu sanieren und von schat­ten­spen­denden und Laub eintra­genden Gehölzen zu befreien. Außerdem sollen an geeig­neten Stellen neue Klein- und Kleinst­ge­wässer entstehen.

Grund­was­ser­spei­che­rung wichtig

Meyer von Wolff sieht neben dem Arten­schutz einen weiteren wichtigen Aspekt, die Feucht­ge­biete inten­siver in den Fokus zu nehmen. „Die Land- und Forst­wirt­schaft war seit jeher darauf bedacht, Wasser so schnell wie möglich oberfläch­lich abzuführen, um die Bewirt­schaf­tung der Flächen so einfach wie möglich zu halten. Durch die anhal­tende Trocken­heit der vergan­genen drei Jahre ist den Böden gefähr­lich viel Wasser entzogen. Es geht also nicht nur um Lebens­rau­mer­tüch­ti­gung, sondern auch um Grund­was­ser­spei­che­rung. Wir werden umdenken müssen und wasser­ab­füh­rende Gräben verschließen müssen, wenn die Wirtschafts­flä­chen weiter auskömm­liche Erträge bringen sollen“, meint er. Der Fichten­be­stand im Stiftungs­wald Stadt­ol­den­dorf ist bereits komplett verschwunden. Neue Bepflan­zungen sind unumgäng­lich.

Besonnte Klein­ge­wässer ideal

Das SBK-Waldge­biet nördlich von Stadt­ol­den­dorf bietet durch seine struk­tu­relle Vielfalt Lebens­raum für eine Vielzahl an Tier- und Pflan­zen­arten. Ziel der Arbeiten ist es, die Gewäs­ser­viel­falt im Gebiet zu erhöhen und vorhan­dene Teiche und wasser­ge­füllte Erdfälle für die Geburts­hel­fer­kröte, den Kammmolch sowie andere Amphibien und Teich­be­wohner zu optimieren. „Fisch­freie, besonnte Klein­ge­wässer mit einer hohen Struk­tur­viel­falt bieten einen optimalen Lebens­raum für unsere Zielarten“, erklärt Kim Fasse, NABU-Projekt­mit­ar­bei­terin.

Geburtshelferkröte. Foto: NABU / Bruno Scheel
Geburts­hel­fer­kröte. Foto: NABU / Bruno Scheel

Zu diesem Vernet­zungs­kon­zept gehört auch die Anlage von sogenannten Graben­ta­schen entlang der Waldwege. „Graben­ta­schen sind wertvolle Biotope für eine Vielzahl von Amphibien und Insek­ten­larven“, erklärt Bruno Scheel, NABU-Projekt­mit­ar­beiter. „Sie dienen zum einen als Vernet­zungs­maß­nahme und Ausbrei­tungs­kor­ri­dore für Molch, Kröte & Co. entlang von Waldwegen. Zum anderen stellen sie gerade in Anbetracht der zuneh­menden Trocken­heit eine wertvolle Ressource für den Wald dar, da sie Regen­wasser und Sedimente im Wald zurück­halten.“

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