Kosten für Hagen­markt gehen durch die Decke

Trist und trostlos sieht der Hagenmarkt zurzeit aus. Ein großer Umbau soll den Hagenmarkt zu einem Schmuckstück der Innenstadt machen. Foto: regios24 | Stefan Lohmann

Eine neue Berech­nung zeigt: Mehrkosten in Millionen-Höhe werden erwartet. Das sind die Gründe, warum es plötzlich so teuer wird.

Erst wurde lange und intensiv darüber gestritten, wie Braun­schweigs neuer Hagen­markt aussehen soll. Die Umbau­ar­beiten sollen nun aber bald beginnen. Doch jetzt kommt eine richtig schlechte Nachricht aus der Bauver­wal­tung: Zwar wird alles teurer. Doch im Fall des neuen Hagen­marktes bedeutet das: Der Umbau wird um gleich fünf Millionen Euro teurer. Die erwar­teten Kosten werden um mehr als das Dreifache steigen.
Logo Braunschweiger ZeitungDieser Artikel ist zuerst erschienen am 6.6.2024

Kater­stim­mung im Mobili­täts­aus­schuss, wo Stadt­baurat Heinz-Georg Leuer die neue Kosten­schät­zung für den Hagen­markt-Umbau vorstellte: aus 2,4 Millionen Euro werden 7,3 Millionen Euro, obwohl die ursprüng­liche Planung bereits abgespeckt ist. Wobei Heide­marie Mundlos (CDU) düster orakelte: „Am Ende werden daraus zehn Millionen Euro.“ Denn gebaut sei schließ­lich noch nichts. Läuft alles nach Plan, wird in den Jahren 2025 und 2026 gebaut. Das Misstrauen ist groß, dass die kalku­lierten 200.000 Euro Reserve, um steigende Kosten aufzu­fangen, tatsäch­lich ausrei­chen werden.

Kritik an Braun­schweigs Hagen­markt-Plänen sorgte für großen Zeitver­lust

Wobei zumindest Lisa-Marie Jalyschko (Grüne) den Schwarzen Peter für den unerwar­teten Preis­sprung nicht gänzlich der Verwal­tung zuschieben wollte. Sie erinnerte daran: Nachdem der Sturm Xavier im Jahr 2017 einen Großteil der Bäume umgerissen hatte, sei bereits im Jahr 2020 ein Umbauplan fertig gewesen. Weil die Kritik daran jedoch groß war und die Kommu­nal­wahl vor der Tür stand, sei der Plan nicht umgesetzt worden. Statt­dessen wurde von der Politik ein Wettbe­werb zur Zukunft des Hagen­marktes beschlossen. Zeitver­lust und: „Das Honorar für die bisherige und weitere Planung umfasst 620.000 Euro.“

Und auch sonst kommen zunächst unkal­ku­lierte Kosten hinzu. Denn der Hagen­markt ist histo­ri­scher Boden. In ihm könnten wichtige Schätze der Braun­schweiger Stadt­ge­schichte verborgen liegen. Dort befand sich Braun­schweigs Opernhaus. Es wurde wegen Baumän­geln im Jahr 1864 abgerissen. Und auch das mittel­al­ter­liche Hagen-Rathaus befand sich dort. Es wurde im Jahr 1230 errichtet. Was bedeutet: Es kommen nicht nur Bagger zum Hagen­markt, sondern auch Archäo­logen.

Auf dem Hagen­markt wird nach Resten des alten Hagen-Rathauses gesucht

Daran könne man nichts ändern, so die Verwal­tung: „Diese archäo­lo­gi­schen Grabungen und Dokumen­ta­tionen sind gesetz­lich vorge­schrieben. Die Stadt muss als Bauherrin und Projekt­ver­ant­wort­liche dieser recht­li­chen Verpflich­tung nachkommen.“ Das wird etwa 833.000 Euro kosten. Wobei es heißt: Das sei „grob geschätzt“. Vorge­sehen ist: Die Archäo­logen sollen noch in diesem Jahr ihre Arbeit aufnehmen.

Aller­dings weiß niemand, was sich im Boden verbirgt. Es könnte mehr als erwartet sein. Denn die Tiefbau­ver­wal­tung nimmt Abstand vom ursprüng­li­chen Plan, das Prinzip der Schwamm­stadt mit einer Art von Zisternen umzusetzen. In ihnen sollte Regen­wasser gesammelt werden. Plan für die sogenannte blaue Infra­struktur ist nun, so der Stadt­baurat: keine Zisternen, statt­dessen wird großflä­chig ausge­kof­fert und eine Aktiv­koh­le­schicht einge­bracht. In ihr soll Wasser gespei­chert werden. Techni­sche Probleme seien nicht zu erwarten, „kosten­güns­tiger“ sei die Lösung noch dazu.

Der Heinrichs­brunnen auf dem Braun­schweiger Hagen­markt wird in neuem Glanz erstrahlen

Weitere Zusatz­kosten: Der Heinrichs­brunnen wird auch saniert. Was etwa 376.000 Euro kosten wird. Leuer machte deutlich: Man könne nicht den gesamten Platz umbauen, aber ausge­rechnet den Heinrichs­brunnen, der zentrales Element des neuen Hagen­markts bleiben wird, aussparen. Der Brunnen stammt aus dem Jahr 1879. Vor etwa 30 Jahren wurde er letztmals saniert, was umgerechnet etwa 280.000 Euro kostete. Seitens der CDU wurde Leuer vorge­halten, sich nicht um Sponsoren aus der Bürger­schaft bemüht zu haben.

Die beiden größten Kosten­blöcke machen jedoch die Umbau­ar­beiten der Verkehrs­an­lagen am Hagen­markt aus, was mit 2,1 Millionen Euro veran­schlagt ist. Der Platz­umbau selbst wird nun mit 3,2 Millionen Euro kalku­liert. Die volle Summe von 7,3 Millionen Euro wird Braun­schweig nicht bezahlen müssen. Denn der Hagen­markt ist Bestand­teil eines Förder­pro­gramms, um Innen­städte zu stärken. Das Land beteiligt sich mit 40 Prozent an den Kosten.

Förder­gelder fließen, fördern den Hagen­markt-Umbau aber nur noch zu einem geringen Teil

Eine Förder­zu­sage besteht jedoch nur bezüglich der ursprüng­lich erwar­teten Umbau-Kosten von 2,4 Millionen Euro. Der Zuschuss wird somit etwa 1,1 Millionen Euro betragen. Die Stadt versucht, nachzu­bes­sern. Weitere rund 500.000 Euro Förder­gelder wurden erwartet, damit in der Fußgän­ger­zone Fahrrad­park­häuser entstehen. Der Plan lässt sich nicht umsetzen. Die Stadt möchte diese Förder­gelder für den Umbau Hagen­markt verwenden. Von der Gegen­fi­nan­zie­rung ist bereits bekannt: Die Innen­stadt-Radwege entlang von Hohe Tor und Sonnen­straße werden nicht gebaut.

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