Kosten für Hagenmarkt gehen durch die Decke
Eine neue Berechnung zeigt: Mehrkosten in Millionen-Höhe werden erwartet. Das sind die Gründe, warum es plötzlich so teuer wird.
Erst wurde lange und intensiv darüber gestritten, wie Braunschweigs neuer Hagenmarkt aussehen soll. Die Umbauarbeiten sollen nun aber bald beginnen. Doch jetzt kommt eine richtig schlechte Nachricht aus der Bauverwaltung: Zwar wird alles teurer. Doch im Fall des neuen Hagenmarktes bedeutet das: Der Umbau wird um gleich fünf Millionen Euro teurer. Die erwarteten Kosten werden um mehr als das Dreifache steigen.
Dieser Artikel ist zuerst erschienen am 6.6.2024
Katerstimmung im Mobilitätsausschuss, wo Stadtbaurat Heinz-Georg Leuer die neue Kostenschätzung für den Hagenmarkt-Umbau vorstellte: aus 2,4 Millionen Euro werden 7,3 Millionen Euro, obwohl die ursprüngliche Planung bereits abgespeckt ist. Wobei Heidemarie Mundlos (CDU) düster orakelte: „Am Ende werden daraus zehn Millionen Euro.“ Denn gebaut sei schließlich noch nichts. Läuft alles nach Plan, wird in den Jahren 2025 und 2026 gebaut. Das Misstrauen ist groß, dass die kalkulierten 200.000 Euro Reserve, um steigende Kosten aufzufangen, tatsächlich ausreichen werden.
Kritik an Braunschweigs Hagenmarkt-Plänen sorgte für großen Zeitverlust
Wobei zumindest Lisa-Marie Jalyschko (Grüne) den Schwarzen Peter für den unerwarteten Preissprung nicht gänzlich der Verwaltung zuschieben wollte. Sie erinnerte daran: Nachdem der Sturm Xavier im Jahr 2017 einen Großteil der Bäume umgerissen hatte, sei bereits im Jahr 2020 ein Umbauplan fertig gewesen. Weil die Kritik daran jedoch groß war und die Kommunalwahl vor der Tür stand, sei der Plan nicht umgesetzt worden. Stattdessen wurde von der Politik ein Wettbewerb zur Zukunft des Hagenmarktes beschlossen. Zeitverlust und: „Das Honorar für die bisherige und weitere Planung umfasst 620.000 Euro.“
Und auch sonst kommen zunächst unkalkulierte Kosten hinzu. Denn der Hagenmarkt ist historischer Boden. In ihm könnten wichtige Schätze der Braunschweiger Stadtgeschichte verborgen liegen. Dort befand sich Braunschweigs Opernhaus. Es wurde wegen Baumängeln im Jahr 1864 abgerissen. Und auch das mittelalterliche Hagen-Rathaus befand sich dort. Es wurde im Jahr 1230 errichtet. Was bedeutet: Es kommen nicht nur Bagger zum Hagenmarkt, sondern auch Archäologen.
Auf dem Hagenmarkt wird nach Resten des alten Hagen-Rathauses gesucht
Daran könne man nichts ändern, so die Verwaltung: „Diese archäologischen Grabungen und Dokumentationen sind gesetzlich vorgeschrieben. Die Stadt muss als Bauherrin und Projektverantwortliche dieser rechtlichen Verpflichtung nachkommen.“ Das wird etwa 833.000 Euro kosten. Wobei es heißt: Das sei „grob geschätzt“. Vorgesehen ist: Die Archäologen sollen noch in diesem Jahr ihre Arbeit aufnehmen.
Allerdings weiß niemand, was sich im Boden verbirgt. Es könnte mehr als erwartet sein. Denn die Tiefbauverwaltung nimmt Abstand vom ursprünglichen Plan, das Prinzip der Schwammstadt mit einer Art von Zisternen umzusetzen. In ihnen sollte Regenwasser gesammelt werden. Plan für die sogenannte blaue Infrastruktur ist nun, so der Stadtbaurat: keine Zisternen, stattdessen wird großflächig ausgekoffert und eine Aktivkohleschicht eingebracht. In ihr soll Wasser gespeichert werden. Technische Probleme seien nicht zu erwarten, „kostengünstiger“ sei die Lösung noch dazu.
Der Heinrichsbrunnen auf dem Braunschweiger Hagenmarkt wird in neuem Glanz erstrahlen
Weitere Zusatzkosten: Der Heinrichsbrunnen wird auch saniert. Was etwa 376.000 Euro kosten wird. Leuer machte deutlich: Man könne nicht den gesamten Platz umbauen, aber ausgerechnet den Heinrichsbrunnen, der zentrales Element des neuen Hagenmarkts bleiben wird, aussparen. Der Brunnen stammt aus dem Jahr 1879. Vor etwa 30 Jahren wurde er letztmals saniert, was umgerechnet etwa 280.000 Euro kostete. Seitens der CDU wurde Leuer vorgehalten, sich nicht um Sponsoren aus der Bürgerschaft bemüht zu haben.
Die beiden größten Kostenblöcke machen jedoch die Umbauarbeiten der Verkehrsanlagen am Hagenmarkt aus, was mit 2,1 Millionen Euro veranschlagt ist. Der Platzumbau selbst wird nun mit 3,2 Millionen Euro kalkuliert. Die volle Summe von 7,3 Millionen Euro wird Braunschweig nicht bezahlen müssen. Denn der Hagenmarkt ist Bestandteil eines Förderprogramms, um Innenstädte zu stärken. Das Land beteiligt sich mit 40 Prozent an den Kosten.
Fördergelder fließen, fördern den Hagenmarkt-Umbau aber nur noch zu einem geringen Teil
Eine Förderzusage besteht jedoch nur bezüglich der ursprünglich erwarteten Umbau-Kosten von 2,4 Millionen Euro. Der Zuschuss wird somit etwa 1,1 Millionen Euro betragen. Die Stadt versucht, nachzubessern. Weitere rund 500.000 Euro Fördergelder wurden erwartet, damit in der Fußgängerzone Fahrradparkhäuser entstehen. Der Plan lässt sich nicht umsetzen. Die Stadt möchte diese Fördergelder für den Umbau Hagenmarkt verwenden. Von der Gegenfinanzierung ist bereits bekannt: Die Innenstadt-Radwege entlang von Hohe Tor und Sonnenstraße werden nicht gebaut.
Dieser Artikel ist zuerst erschienen am 6.6.2024 und erreichbar unter: www.braunschweiger-zeitung.de/niedersachsen/braunschweig/article406495121/millionen-fehlen-so-teuer-wird-braunschweigs-neuer-hagenmarkt.html