Auf Schusters Rappen durch den Elm

Im Reitlingstal. Foto: Thomas Kempernolte.
Im Reitlingstal. Foto: Thomas Kempernolte.

Ein neues Buch stellt die 25 schönsten Wander­routen durch Elm und Lappwald vor. Von der kurzen Nachmit­tags­wan­de­rung bis hin zu einer Mehrta­ges­tour – für jeden Geschmack und Anspruch ist etwas dabei.

Angefangen hat es vor mehr als zehn Jahren mit dem Radfahren: „Ich fahre gerne vorweg und übernehme Verant­wor­tung“, erklärt der passio­nierte Mountain­biker Thomas Kemper­nolte. Seine Freunde fragten irgend­wann nach den Routen und so begann er, die gefah­renen Touren aufzu­schreiben und zu dokumen­tieren.

Richtig los ging es aber erst mit der Beschwerde eines Zeitungs­le­sers über den schlechten Zustand der Wege im Elm. 54 Wander­wege auf rund 551 Kilome­tern durch­zogen einst den größten Buchen­wald Norddeutsch­lands, dazu weitere in Lappwald, Dorm und Elz. Die meisten davon sind über die Jahre verwil­dert und schließ­lich vergessen worden. Das konnte Kemper­nolte, der von seinem Wohnzimmer direkt auf die sanfte Hügel­land­schaft des Elm blickt, nicht auf sich sitzen lassen. „Jetzt wollte ich etwas tun“, erzählt er. „Ich bin hier aufge­wachsen und mochte schon immer die schmalen Pfade.“ So begann er mit finan­zi­eller Unter­stüt­zung der Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz, den Wanderweg von Schöningen zur Schun­ter­quelle wieder­her­zu­richten – der Anfang eines jahre­langen Engage­ments. 2014 erhielt er dafür den Gemeinsam-Preis der Braun­schweiger Zeitung, 2016 erschien ein Radtou­ren­führer durch Elm und Lappwald.

Das neueste Ergebnis von Kemper­noltes Passion ist ein Buch mit 25 Wander­routen durch Elm, Lappwald und Dorm. „Wir haben nichts Neues erfunden, alle diese Routen gab es schon“, betont Kemper­nolte. „Wir setzen lediglich bereits Vorhan­denes instand.“ Mit seinen Freunden Viola und Christian Vorbrodt und Tochter Brit Zimmer­mann hat er unzählige Stunden in das Projekt inves­tiert. Das Aufstellen von Schildern reichte oft nicht, manchmal war der Einsatz von schwerem Gerät notwendig. Strecken vermessen, das zugewu­cherte Unterholz entfernen, Wege mulchen, Bänke und Schutz­hütten aufstellen. Wichtig ist Kemper­nolte, die Kommunen in seine Planung mit einzu­be­ziehen und auch länder­über­grei­fend zu vernetzen. Die betei­ligten Landkreise und der Naturpark Elm-Lappwald sorgen auch für die dauer­hafte Unter­hal­tung der Wege.

Im Buch gibt es zu jeder Tour Infor­ma­tionen zu den Sehens­wür­dig­keiten entlang der Strecke, eine Beschrei­bung des Touren­ver­laufs, ein Höhen­profil und eine Karte mit ausführ­li­cher Legende. Hier finden sich auch Hinweise auf Einkehr­mög­lich­keiten – für Kemper­nolte besonders wichtig. „Wer wandert, braucht auch Pausen. Wenn es keine Gastro­nomie gibt, kommen die Wanderer nicht.“ Zudem machen Fotos Lust auf die Touren, verschie­dene Gastau­toren, u.a. Chris­tiane Stein­brügge (Landrätin Landkreis Wolfen­büttel), Stefan Gericke (Vorstands­vor­sit­zender der Bürger­stif­tung Ostfalen), Gerhard Radeck (Landrat Landkreis Helmstedt), Stefan Herzog (Revier­lei­tung der Stiftungs­förs­terei Elm), Andreas Bader­schneider (Leitung des Nieder­säch­si­schen Forst­amtes Wolfen­büttel) oder Freunde von Kemper­nolte, die ihn bei seinen Projekten unter­stützen, schildern ihre Erleb­nisse im Elm, was die Gegend für sie bedeutet oder verraten ihre Lieblings­plätze.

Ergänzt wird das Buch durch eine kosten­lose App für Smart­phones. Auf der Inter­net­seite www.elm-freizeit.de können zudem die GPX-Daten der Touren für Naviga­ti­ons­ge­räte herun­ter­ge­laden werden – nicht nur der 25 Touren des Buches, sondern aller 97 in Elm, Lappwald, Dorm und Elz. Auch eine Wander­karte wurde ergänzt, überar­beitet und neu aufgelegt. Das Projekt wurde gefördert von der Bürger­stif­tung Ostfalen, dem Zukunfts­fonds Asse und dem LEADER-Programm der Europäi­schen Union zur Förderung ländli­cher Räume.

„Es sind mehr Leute unterwegs als vorher“, beobachtet Kemper­nolte. Doch das kann auch zu Konflikten führen, Jäger, Förster, private Waldbe­sitzer, Wanderer, Radfahrer, Geocacher – jeder hat andere Ansprüche und Inter­essen an den Wald. „Die Zusam­men­ar­beit aller Betei­ligten ist ausge­spro­chen gut“, lobt er. Um Wege anzulegen, muss Kemper­nolte viele Gespräche führen, mit den Nieder­säch­si­schen Landes­forsten, den Forst­ge­nos­sen­schaften und der SBK, die einen Großteil des Waldes im Elm besitzt und bewirt­schaftet. Das funktio­niere nur mit der Unter­stüt­zung aller.

Für Kemper­nolte ist das Projekt mit Erscheinen des Buches natürlich nicht beendet. Die 25 im Buch vorge­stellten Wege sind gut ausge­schil­dert – jetzt fehlen noch die 72, die nicht im Buch berück­sich­tigt werden konnten. Am 19. April erfolgt zudem die Einwei­hung des Radweges

„Kultur­schätze rund um den Elm“ mit Start in Riddags­hausen, der mit Unter­stüt­zung der SBK und der Curt-Mast Jäger­meister Stiftung angelegt wurde. Und dann gibt es ja noch viele schöne Ecken in der Region, die auch eine nähere Betrach­tung lohnen. „Die Radwege im Börde­kreis“, verrät Kemper­nolte, ständen ganz oben auf seiner Liste.

Infor­ma­tionen

Thomas Kemper­nolte: Naturpark Elm-Lappwald – Die 25 schönsten Wander­touren.
176 Seiten, 14,8 x 21 cm, Klebe­bin­dung mit Faden­hef­tung, ISBN 978–3‑945715–13‑0
Das Buch ist im Reiffer-Verlag erschienen und im regio­nalen Buchhandel zum Preis von 12,90 Euro erhält­lich.

Auch erhält­lich: Thomas Kemper­nolte: Naturpark Elm-Lappwald – Die 20 schönsten Radtouren. Reiffer-Verlag, 12,90 Euro.

Mehr Infos und Touren auch auf www.elm-freizeit.de.

Fotos

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