Aufmerk­sam­keit für Stiftungen

Stiftungstag auf dem Burgplatz war gut besucht. Foto: Andreas Greiner-Napp
Stiftungstag auf dem Burgplatz war gut besucht. Foto: Andreas Greiner-Napp

„Tue Gutes und rede darüber“ – unter dieses Motto stellte Karsten Behr von der veran­stal­tenden Stiftungs­in­itia­tive Nieder­sachsen den 2. Nieder­säch­si­schen Stiftungstag.

Der 2. Nieder­säch­si­sche Stiftungstag auf dem Burgplatz in Braun­schweig präsen­tierte einer breiten Öffent­lich­keit die Möglich­keiten und Aktivi­täten von Stiftungen, die oft im Verbor­genen geschehen, denen aber deutlich mehr Aufmerk­sam­keit gebühren würde. Gabriele Heinen-Kljajić, nieder­säch­si­sche Minis­terin für Wissen­schaft und Kultur, wies während ihres Grußwortes im Dom dennoch auf die erfreu­lich zuneh­mende Zahl von Stiftungen hin. Sie sprach sogar von einem Stiftungs­boom, der Ausdruck des wachsenden zivil­ge­sell­schaft­li­chen Engage­ments in unserer Gesell­schaft sei.

„Tue Gutes und rede darüber“, unter dieses Motto hatte Karsten Behr von der veran­stal­tenden Stiftungs­in­itia­tive Nieder­sachsen den Tag gestellt. „Wir wollen über den jewei­ligen Stiftungs­zweck hinaus werben für Stiftungen und das Stiften“, sagte er zur Begrüßung der Vertreter von rund 40 Stiftungen des Landes im Dom.

Landes­bi­schof Dr. Christoph Meyns nannte das Wirken von Stiftungen segens­reich und bezeich­nete den Dom „gewis­ser­maßen als Oldtimer der nieder­säch­si­schen Stiftungen“. Er anerkannte insbe­son­dere, dass Stiftungen von Idealismus, Großzü­gig­keit und Nachhal­tig­keit geprägt seien und im Horizont der Ewigkeit denken würden.

Minis­terin Gabriele Heinen-Kljajić nannte in ihrem Beitrag imposante Fakten: In Nieder­sachsen existieren aktuell 2150 Stiftungen, in Deutsch­land insgesamt 20700. Im Jahr 2014 förderten Stiftungen deutsch­land­weit kultu­relle, wissen­schaft­liche, soziale und sport­liche Projekte mit einem Gesamt­be­trag von 15 Milli­arden Euro. Die Volks­wagen Stiftung in Hannover ist dabei die größte Stiftung Deutsch­lands.

„Stiftungen können und dürfen nicht staat­li­ches Handeln ersetzen, aber sie sind kluge Ergän­zungen. Stiftungen sind ein essen­ti­eller Bestand­teil unserer Zivil­ge­sell­schaft “, verdeut­lichte die Minis­terin. Die Stiftungs­land­schaft in Braun­schweig bezeich­nete sie als eine echte Stärke der Stadt. Und insofern sei der Ort für den Stiftungstag bestens gewählt.

In seinem Festvor­trag „Gute Nachricht – schlechte Nachricht. Parado­xien der medialen Vermitt­lung gesell­schaft­li­chen Handelns“, machte John von Düffel, Chefdra­ma­turg Deutsches Theater Berlin, den ruinösen Konkur­renz­kampf der Meldungen auf dem medialen Nachrich­ten­markt deutlich. Er erklärte, dass Aufmerk­sam­keit den Wert einer Nachricht bestimme und es da die gute Nachricht, auch angesichts eines Glaub­wür­dig­keits­de­fi­zits, deutlich schwerer habe als die schlechte über Skandale oder Katastro­phen.

Von dem 2. Nieder­säch­si­schen Stiftungstag geht fraglos eine gute Nachricht aus, die auch Nieder­schlag in den Medien findet und so Aufmerk­sam­keit erhält. Dieser Überzeu­gung ist Axel Richter, Geschäfts­führer der Braun­schwei­gi­schen Stiftungen. Er zeigte sich überaus zufrieden mit der Veran­stal­tung. „Wir erreichen hier, mitten in der Stadt, Menschen, die sich für gewöhn­lich nicht so intensiv mit dem Stiftungs­wesen beschäf­tigen und kommen in den Dialog. Sinn und Zweck so eines Stiftungs­tages ist es, der Öffent­lich­keit einen Einblick in das Wirken und Handeln von Stiftungen zu geben. Das ist uns bestens gelungen“, zog er seine Bilanz.

Mit der Resonanz von den Stiftungen war er – auch wenn es auf den ersten Blick keine überwäl­ti­gende Betei­li­gung gab – nicht unzufrieden, da es sich bei der überra­genden Mehrzahl der nieder­säch­si­schen Stiftungen um kleine und sehr kleine Organi­sa­tionen handele. Den Stiftungstag nach Braun­schweig geholt zu haben, sei eine gute Entschei­dung gewesen, auch weil sich die Stadt so einmal mehr als Kongress- und Tagungsort positio­nieren konnte.

Organi­sa­torin Susanne Hauswaldt vom Haus der Braun­schwei­gi­schen Stiftungen hatte gemeinsam mit der Stiftungs­in­itia­tive Nieder­sachsen den Tag seit Anfang 2014 akribisch vorbe­reitet und erhielt Lob und Anerken­nung. Bereits am Freitag fand im Haus der Braun­schwei­gi­schen Stiftungen ein Treffen der teilneh­menden Stiftungen statt, das insbe­son­dere zum Netzwerken genutzt wurde. Der 3. Nieder­säch­si­sche Stiftungstag ist für 2018 vorge­sehen. Bereits am 1. Oktober diesen Jahres findet der Tag der Deutschen Stiftungen statt.

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