Die längste Flöte misst 2,45 Meter

Das Blockflötenorchester „Recording Generations“ bei seinem Auftritt in der Dornse. Foto: Andreas Greiner-Napp
Das Blockflötenorchester „Recording Generations“ bei seinem Auftritt in der Dornse. Foto: Andreas Greiner-Napp

Block­flö­ten­or­chester „Recording Genera­tions“: Musiker zwischen 9 und 83 Jahren – Dank einer gestif­teten Knick­bass­block­flöte zu einem ausge­gli­chenen Klang.

Wenn Menschen mitein­ander musizieren, ist das eine tolle Sache. Man muss sich aufein­ander einlassen und abstimmen.  Das stiftet über die Freude an der Musik hinaus Gemein­schaft und mitunter gar Freund­schaften. Wenn sich dann noch ganz junge und Menschen im fortge­schrit­tenen Alter in einem Ensemble zusammen finden, hat das einen wunder­baren Neben­ef­fekt: Wo es im wahren Leben mitunter zwischen den Genera­tionen knirscht und an beidsei­tigem Verständnis mangelt, lernt man sich in einem Orchester kennen und schätzen. Und man muss sich nicht nur ob des harmo­ni­schen Tons zusam­men­raufen. In so einem Ensemble profi­tieren alle vonein­ander.

So eine genera­ti­ons­über­grei­fende Gruppe ist auch das ungebun­dene Block­flö­ten­or­chester „Recording Genera­tions“. Und das kam so: 2013 feierte die Städti­sche Musik­schule Braun­schweig ihr 75-Jähriges Bestehen. „Kolle­ginnen, Kollegen und ich hatten die Idee, dies mit einem Orchester aus 75 Block­flöten zu feiern“, erinnert sich Annette Berryman, Lehrerin für Block­flöte an der Städti­schen Musik­schule Braun­schweig. Ein ambitio­niertes Vorhaben, das tatsäch­lich glückte.

„Das hat damals allen so einen Spaß gemacht, dass wir unbedingt weiter machen wollten.“ Auch dieses Unter­fangen gelang, mittler­weile hat das Orchester  „Recording Genera­tions“ 30 Mitglieder zwischen 9 und 83 Jahren, von Anfängern bis zu Bundes­preis­trä­gern des bekannten Wettbe­werbes  „Jugend musiziert“. Zum einen flöten in der Gruppe die „Recording Artists“, ein Block­flö­ten­en­semble der Städti­schen Musik­schule unter der Leitung von Annette Berryman. Zum anderen musiziert in dem Mehrge­ne­ra­tionen-Projekt das Riddags­häuser Block­flö­ten­en­semble, das es seit 30 Jahren gibt. Berryman hat es vor drei Jahren von Christa Roelcke übernommen. Und auch ehemalige Schüle­rinnen und Schüler greifen in diesem Ensemble zur Block­flöte.

Neben der Freude kommt auch der Erfolg nicht zu kurz. Beim diesjäh­rigen Nieder­säch­si­schen Orches­ter­wett­be­werb gewannen die „Recording Genera­tions“ einen 1. Preis. Sie sind damit für den Deutschen Orches­ter­wett­be­werb 2016 nominiert. Vor ihrem Auftritt im Mai 2015 in Rotenburg/Wümme konnte Annette Berryman dank der Richard-Borek-Stiftung eine Knickbass-Block­flöte in einem Kosten­rahmen von mehr als 1.000 Euro anschaffen.

„Es ist für so ein großes Ensemble wichtig, auch viele tief klingende Flöten einzu­setzen, damit der Klang ausge­gli­chen ist und nicht allein von den Sopran­flöten dominiert wird.“ Zu den Größen­ver­hält­nissen in so einem Ensemble: Das Garklein­flöt­lein misst 15 Zenti­meter, die Subkon­tra­bass­block­flöte 2,45 Meter. „Da muss man manchmal schauen, ob die Proben- und Konzerträume hoch genug sind“, so Berryman.

An Projekt­wo­chen­enden trifft sich das genera­ti­ons­über­grei­fende Orchester  zu gemein­samen Proben. Das sei immer ganz toll, so Berryman. Denn: Das Alter spielt keine Rolle! Die Erwach­senen  erfreuen sich an der unbeküm­merten Spiel­freude der Kinder, die Jugend­li­chen profi­tieren von der Erfahrung, der Sicher­heit in den verschie­denen Musik­stilen und dem jahrelang geschulten Gefühl für Rhythmus der Erwach­senen.

Nun wurden kürzlich nach den Herbst­fe­rien 2015 beide Ensembles zu den „Recording Gene-rations“ und als Gesamt­ensemble in die Städti­sche Musik­schule Braun­schweig aufgenom-men. Beide Ensembles bleiben jedoch für sich auch weiterhin bestehen.

Im Rahmen der Braun­schweiger Musik­schul­tage merkte man im Dornse-Konzert: die Chemie des Ensembles stimmt. Nicht nur, dass 30 Personen es innerhalb von einer Minute schafften, sich ziemlich geräuscharm auf der Bühne zu platzieren. Das zeugt nicht nur von Geschick, sondern auch von gegen­sei­tiger Rücksicht­nahme und einge­spielten Abläufen abseits der Instru­mente. Berryman versteht es mit herzlich-freund­li­cher Ansprache alle mitzu­nehmen, die Grund­schüler ebenso wie die alten Hasen. Und beim „Tango für Elise“ hätte man gern einen flotten Wischer aufs Parkett gelegt.

Der nächste Auftritt der „Recording Genera­tions“ ist am 6. März 2016 im Gottes­dienst in der Kloster­kirche in Riddags­hausen.

Fotos

Annette Berryman leitet das Blockflötenensemble der Städtischen Musikschule. Foto: Andreas Greiner-Napp

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