Startseite Highlight Warten auf Puccini und Tschaik...

Warten auf Puccini und Tschaikowsky

Joanna Liberadzka mit der neuen Harfe des Staatsorchesters Braunschweig. Foto: Staatstheater Braunschweig
von

Joanna Liberadzka startet mit einer neuen Harfe in ihre fünfte Spielzeit beim Staatsorchester Braunschweig.

Die Opern von Puccini oder die Ballette von Tschaikowsky sind für Joanna Liberadzka schon etwas ganz anderes als die klassischen Stücke von Mozart oder Beethoven. Der Grund dafür ist ganz simpel: Die 33 Jahre alte Polin spielt Harfe, und das große Zupfinstrument gewann für Orchester erst in der Musik der Romantik im 19. Jahrhundert an angemessener Bedeutung. „Jedes Orchestermitglied will natürlich so viel wie möglich mitspielen“, erklärt sie ihre nur zu verständliche Vorliebe. In ihre fünfte Spielzeit im Staatsorchester Braunschweig startet sie dazu mit besonderer Begeisterung, weil ihr mit Unterstützung der Richard Borek Stiftung eine neue Harfe zur Verfügung gestellt wurde. Das Instrument kostete einen mittleren fünfstelligen Betrag.

„Harfen sind wie Autos“

„Anders als bei Violinen oder Cellos werden Harfen mit dem Alter im Klang nicht besser, sondern schlechter. Harfen sind wie Autos, sie nutzen sich ab. Ich freue mich also auf die Konzerte mit dem neuen Instrument“, sagt die gebürtige Warschauerin. Am 14./15 März steht da schon der Zyklus Tschaikowsky im Rahmen des 5. Sinfoniekonzerts in der Stadthalle auf dem Programm – Hauptrolle für die Harfe!

Der Holzrahmen der neuen Harfe ist aus Ahorn, Teile davon sind vergoldet. „Jedoch nicht, weil es besonders edel aussieht, sondern weil es den Klang positiv beeinflusst“, verdeutlicht Joanna Liberadzka, die froh über ihr Engagement am Staatstheater ist. „Stellen für Harfenistinnen sind schließlich rar“, meint sie. In Braunschweig ist sie die einzige. Nur die Tuba ist sonst noch nur einfach besetzt im hiesigen Staatsorchester.

Eine nahezu baugleiche Harfe wie die neue des Staatsorchesters nennt die Musikerin ihr Eigen. Das 40 Kilogramm schwere und knapp zwei Meter hohe Instrument ist eben nicht mal eben schnell eingepackt wie eine Geige, Trompete oder Flöte. Zum Transport der Harfe zu Solo- oder Kammerkonzerten sind schon ein Kombi-Pkw, ein Umzugs-Rollwagen und für Treppen bisweilen auch nicht unerhebliche Muskelkraft vonnöten.

47 Saiten und sieben Pedale

Drei bis vier Stunden übt Joanna Liberadzka täglich zuhause. 47 Saiten wollen nicht nur richtig gestimmt, sondern auch richtig gezupft werden und die sieben Pedale dazu richtig bedient. „Jedes Instrument hat seine Eigenheiten. Da ist es gut, dass sich die beiden Harfen, die ich nutze, sehr ähnlich sind. Da muss ich mich nicht allzu sehr umgewöhnen“, erläutert sie. Ohnedies erfordert es zudem eine besonders ausgeprägte Koordinationsfähigkeit, beide Hände und beide Füße zeitgleich einzusetzen, um das komplexe Instrument perfekt spielen zu können.

Bereits im Alter von neun Jahren begann Joanna Liberadzka mit dem Harfespielen. Dabei war das junge Mädchen zunächst sehr unglücklich, denn ihr erstes Ziel war es schließlich, Klavier spielen zu lernen. Doch es gab keinen Platz für sie in der der Warschauer Musikschule. „Sie haben gesagt, ich sei zu alt, aber ich hätte Talent für die Harfe. Aber die wollte ich nicht spielen und habe geweint. Meine Eltern meinten jedoch, dass ich wenigstens mal eine Harfe ausprobieren sollte. Das habe ich dann zum Glück getan und wollte fortan kein anderes Instrument mehr spielen. Die Harfe ist ja auch so etwas wie ein unverkleideter Flügel“, sagt Joanna Liberadzka.

In München und Salzburg studiert

Schon 2002 nahm sie als 15-Jährige ihr Studium in der Harfenklasse von Prof. Helga Storck an der Hochschule für Musik und Theater München auf. Zuerst als „Jungstudentin“, nach ihrem Schulabschluss 2005 bis Sommersemester 2007 als Vollstudentin. Im Wintersemester 2007 wechselte sie nach Salzburg. 2009 legte sie ihre Bachelorprüfung ab, im Sommer 2011 beendete sie ihr Studium mit der Magisterprüfung. Von September 2009 bis Februar 2010 war sie Austauschstudentin im Erasmus-Programm an der Guildhall School of Music and Drama in London.

Joanna Liberadzka hat mittlerweile mehrere Preise bei internationalen Harfenwettbewerben gewonnen und ist vielfach international aufgetreten. Vor ihrem Engagement in Braunschweig spielte sie unter anderem im Festival-Orchester Schleswig-Holstein, im Nationalen Symphonieorchester des Polnischen Rundfunks, im Tiroler Sinfonieorchester Innsbruck und im Orchester des Staatstheaters Pozen.

Bilboard 2 (994x118 px)