Drei Preise und eine Belobi­gung

Die Fassade des Anbaus der Kemenate am Hagenmarkt aus Corten-Stahl beeindruckte die Jury. Foto: Niedersächsische Sparkassenstiftung/Jutta Brüdern
Die Fassade des Anbaus der Kemenate am Hagenmarkt aus Corten-Stahl beeindruckte die Jury. Foto: Niedersächsische Sparkassenstiftung/Jutta Brüdern

Kemenate am Hagen­markt, Rittergut Nodsteimke und Vasel­scher Hof in Beier­stedt mit dem Preis für Denkmal­pflege 2016 der Nieder­säch­si­schen Sparkas­sen­stif­tung ausge­zeichnet. Anerken­nung für Fachwerk­haus in Schöningen.

Mit dem ehema­ligen Stall auf Rittergut Nordsteimke in Wolfsburg, den textilen  Fenster­de­ko­ra­tionen des Vasel­schen Hofes in Beier­stedt und der Hagen­markt Kemenate in Braun­schweig erhielten drei Projekte aus dem Braun­schwei­gi­schen den Preis für Denkmal­pflege 2016 der Nieder­säch­si­schen Sparkas­sen­stif­tung. Eine Belobi­gung gab es zusätz­lich für das Fachwerk­haus Niedern­straße 5 in Schöningen. Die Stiftung vergab den Preis bereits zum 16. Mal. Er ist insgesamt mit 75.000 Euro dotiert. Intension dabei ist es, persön­li­ches Engage­ment für Baudenk­male öffent­lich auszu­zeichnen. Der Preis für Denkmal­pflege der Nieder­säch­si­schen Sparkas­sen­stif­tung ist die wichtigste Auszeich­nung für private Denkmal­ei­gen­tümer in Deutsch­land.

„Baudenk­mäler prägen die Ortsbilder im ländli­chen Raum genauso wie im städti­schen Bereich. Sie sind daher ein wichtiger Beitrag zur regio­nalen Identität und Identi­fi­ka­tion der Bürger mit ihren Wohnorten“, sagte Axel Richter, geschäfts­füh­rendes Vorstands­mit­glied der Braun­schwei­gi­schen Sparkas­sen­stif­tung, während der Preis­ver­lei­hung. Er überreichte die Auszeich­nungen für die Projekte des Braun­schweiger Landes gemeinsam mit Michael Heinrich Schormann, stell­ver­tre­tender Geschäfts­führer der Nieder­säch­si­schen Sparkas­sen­stif­tung.

Richter und Schormann erklärten, dass mit dem Preis deutlich gemacht werden solle, wie durch die Restau­rie­rung von Denkmalen ein Stück Heimat- und Landes­ge­schichte mit neuem Leben erfüllt, ein Zeugnis der Vergan­gen­heit bewahrt und als kultu­relles Erbe der Nachwelt erhalten werden kann. Der Preis versteht sich nicht als Zuschuss zu Restau­rie­rungs­kosten, sondern als persön­liche Anerken­nung. Seit der ersten Auslobung 1986 haben sich insgesamt 1272 Denkmal­ei­gen­tümer um den Preis beworben, 282 von ihnen wurden ausge­zeichnet. Die Summe der Preis­gelder belief sich bisher auf nahezu eine Millionen Euro.

Insgesamt wurden in diesem Jahr neben dem Landes­preis für die Wasser­mühle in Karox­bostel (Landkreis Harburg) 18 Preise in den einzelnen Regionen vergeben und sieben Belobi­gungen ausge­spro­chen. „Die prämierten Baudenk­male spiegeln die große Vielfalt der nieder­säch­si­schen Denkmal­land­schaft wider. Ihnen allen ist gemeinsam, dass sie von privaten Denkmal­eig­nern mit viel persön­li­chem  Engage­ment und erheb­li­chen eigenen Geldmit­teln vorbild­lich restau­riert wurden“, heißt es in der Broschüre zur landes­weiten Preis­ver­lei­hung.

Für die Restau­rie­rung der Hagen­markt Kemenate in Braun­schweig wurde die Wettbe­werbs­ge­mein­schaft Karin und Jochen Prüsse Stiftung und O.M. Archi­tekten ausge­zeichnet. Seit 2012 setzt sich die Stiftung dafür ein, dass die Hagen­markt Kemenate in Braun­schweig der Öffent­lich­keit wieder zugäng­lich gemacht wird. Obwohl zunächst nur der Bau eines zweiten Notaus­gangs geplant war, ließen die Eigen­tümer schließ­lich den modernen Anbau errichten. Dieser dient heute als Ausstel­lung­fläche. „Dadurch findet das Baudenkmal einer­seits Anschluss an die benach­barten Gebäude, und ander­seits wurde dadurch die geplante Nutzung als Museum erst ermög­licht. Die Fassade des Anbaus wurde mit Corten-Stahl verkleidet, der sich optisch gut mit der Bruch­stein­fas­sade der Hagen­markt Kemenate verbindet“, heißt es in der Begrün­dung der Jury.

Die Nieder­säch­si­sche Sparkas­sen­stif­tung verlieh der Wettbe­werbs­ge­mein­schaft Günther Graf von der Schulen­burg und Kefer­stein + Sabljo Archi­tekten den Preis für die für die vorbild­liche Restau­rie­rung des ehema­ligen Stalls auf Rittergut Nordsteimke. Nachdem mehrere Vorschläge zur Nutzung des Baudenk­mals verworfen worden waren, beschlossen die Eigen­tümer 2013, den ehema­ligen Schwei­ne­stall in ein Hotel umzubauen. In Zusam­men­ar­beit mit dem Archi­tek­tur­büro Kefer­stein + Sabljo Archi­tekten und der Unteren Denkmal­schutz­be­hörde der Stadt Wolfsburg ließen sie alle erfor­der­li­chen Räume wie Apart­ments, Empfang und Frühstücks­raum errichten. Die Jury: „Bei der Planung wurde darauf geachtet, dass die Bausub­stanz des histo­ri­schen Gebäudes erhalten blieb. Deshalb passten die Archi­tekten den Zuschnitt der Räume an die vorhan­dene Fläche des ehema­ligen Schwei­ne­stalls an. Dass das Gebäude früher als Schwei­ne­stall genutzt wurde, lässt sich von außen nur schwer erkennen. Die besondere Archi­tektur macht es zu einem charak­te­ris­ti­schen Bestand­teil des Ritter­gutes Nordsteimke und zu einem wichtigen Denkmal für die Geschichte des Ortes.“

Für die heraus­ra­gende Restau­rie­rung der textilen Fenster­de­ko­ra­tionen des Vasel­schen Hofes wurde die Paramen­ten­werk­statt der von Veltheim-Stiftung prämiert. August Vasel war ein vielseitig gebil­deter Zeitge­nosse von Wilhelm Raabe. Und er war ein großer Sammler. Seine Sammlungen präsen­tierte er zunächst in seinem palaz­zo­ähn­li­chen Wohnhaus in Beier­stedt. Später gingen sie an bedeu­tende Museen. Die gründer­zeit­liche Einrich­tung seiner Wohnräume wird von den Eigen­tü­mern erhalten. Bei den textilen Dekora­tionen an Fenstern und Türen bestand akuter restau­ra­to­ri­scher Handlungs­be­darf. „Nach gründ­li­cher Überle­gung waren die heran­ge­zo­genen Fachleute zu dem Entschluss gekommen, die Textilien zu rekon­stru­ieren, um den Gesamt­ein­druck der Räumlich­keiten zu bewahren. Die Origi­nal­teile wurden vollständig erhalten und einge­la­gert. Die Paramen­ten­werk­statt der von Veltheim Stiftung hat die Aufgabe mit großem Engage­ment, hohem Fachwissen und Können durch­ge­führt und damit den Gesamt­ein­druck des gründer­zeit­li­chen Wohnensem­bles erhalten“, begründet die Jury den Preis.

Für die Restau­rie­rung eines der schmalsten Fachwerk­häuser in Schöningen gab es eine erfreu­liche Belobi­gung. Nur aus Erdge­schoß und Oberge­schoß bestehend, hatte das Haus erheb­liche Beein­träch­ti­gungen durch den Einbau einer modernen Laden­fas­sade erlitten. Den Eigen­tü­mern und ihrem Archi­tekten gelang eine behutsame Wieder­her­stel­lung der Fassade. Im Inneren konnte unter Beibe­hal­tung des Fachwerk­ge­rüstes ein kleines Geschäft mit einer Wohnung einge­richtet werden, heißt es seitens der Jury.

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