25 Einla­dungen zu kleinen Ausflügen

Stellten die 25. archäologische Hinweistafel der AG Heimatpfleger auf: (von links) Rudolf Zehfuß, Harald Schraepler, Thorben Uchtmann und Horst Kurzeia. Foto: Braunschweigische Landschaft
Stellten die 25. archäologische Hinweistafel der AG Heimatpfleger auf: (von links) Rudolf Zehfuß, Harald Schraepler, Thorben Uchtmann und Horst Kurzeia. Foto: Braunschweigische Landschaft

Archäo­lo­gi­sche Hinweis­ta­feln der Arbeits­gruppe Heimat­pfleger der Braun­schwei­gi­schen Landschaft weisen auf Siedlungen,  Ringwälle, Landwehren oder Burgen hin.

Die Arbeits­gruppe Heimat­pfleger der Braun­schwei­gi­schen Landschaft feiert ein Jubiläum. Die Infor­ma­ti­ons­tafel zum „Schwe­den­damm“ in Wolfen­büttel ist bereits die 25., die seit der Premiere im Jahr 1995 aufge­stellt wurde. Es ist schon eine kleine Erfolgs­ge­schichte, denn damit sind willkom­mene Einla­dungen zu kleineren Ausflügen in die Region verbunden. Wer weiß denn schon, wo im Braun­schweig des Mittel­al­ters die Hinrich­tungen statt­fanden? Oder, was der Thieplatz in Räbke bedeutet. Auf den gestal­teten Hinweis­ta­feln wird an jedem Ort mit Texten, Fotos und Grafiken Licht ins Dunkel gebracht.

„Unsere archäo­lo­gi­schen Hinweis­ta­feln weisen auf besondere regio­nal­ge­schicht­liche Orte hin, die Passanten nicht so ohne weiteres entdecken können. Deswegen halten wir es kultur­his­to­risch für wichtig, sie kenntlich zu machen und zu erläutern. Alle Tafeln stehen an Rad- oder Wander­wegen und sind gut sichtbar angebracht. Wir könnten mehr Denkmale ausweisen, aber das ist eine Frage der Finan­zie­rung“, sagt Harald Schrae­pler, Sprecher der AG Heimat­pfleger. Das einzige, was manchmal nervt, ist purer Vanda­lismus. So eine Tafel kostet mit Rahmen um die 2.000 Euro, die jeweils die Braun­schwei­gi­sche Landschaft aufge­bracht hat. Da ärgert es schon, wenn mal wieder eine überflüs­si­ger­weise mit Farbe beschmiert wurde.

Gemeinsam mit Rudolf Zehfuß (Heimat­pfleger Stöckheim), Horst Kurzeia (Heimat­pfleger Leiferde) und Landwirt Thorben Uchtmann enthüllte er die die blüten­weiße Tafel, die auf die noch sicht­baren Reste des „Schwe­den­damms“ hinweist (Standort: nordwest­lich der Siedlung Wolfen­büttel Schiefer Berg, am Radweg von Wolfen­büttel nach Braun­schweig). Den Text der Tafel hat Rudolf Zehfuß in Zusam­men­ar­beit mit dem Wolfen­büt­teler Festungs­for­scher Dieter Kertscher erarbeitet.

Und da heißt es: Die Region war besonders von den Kriegs­er­eig­nissen des Dreißig­jäh­rigen Krieges betroffen. Unter der Regent­schaft von Friedrich Ulrich wurde 1627 die Feste Wolfen­büttel durch die kaiser­li­chen Truppen und der Katho­li­schen Liga unter General­wacht­meister von Pappen­heim belagert. Die Feste Wolfen­büttel war seiner­zeit eine der stärksten Befes­ti­gungs­an­lagen in Europa. Der Plan war, sie nicht mit üblichen militä­ri­schen Mitteln einzu­nehmen sondern sie durch Aufstauen der Oker unter Wasser zu setzen und so zur Aufgabe zu zwingen.

Schließ­lich stand das Wasser in Wolfen­büttel etwa 1,6 Meter hoch. Die Belagerten hatten mit 2480 Schüssen versucht, den Dammbau zu verhin­dern oder zu zerstören, trafen aber nur mit zwei Kugeln. In der Stadt herrschten chaoti­sche Zustände. Am 19. Dezember 1627 gaben die Belagerten auf. Von 1640 an wollte der welfische Herzog August zusammen mit Herzog Georg von Lüneburg, den Schweden, Weimarern und Hessen die Feste Wolfen­büttel zurück­er­obern. Um das Stauwasser besser regulieren zu können, wurden drei Schleusen eingebaut. Das Stauwasser stand  am Rathaus etwa 2,60 Meter und damit einen Meter  höher als 1627. Der „Stausee” reichte bis Halchter. Im August 1642 gaben die Belagerer nach zehn Monaten Belage­rung auf und zogen ab. 2000 Mann blieben zurück, um den Damm zu öffnen. Danach stand das Hochwasser in Braun­schweig über einen Meter  hoch auf dem Hagen­markt, es floss aber innerhalb einer Nacht ab.

Und hier noch die Antworten auf die im ersten Absatz gestellten Fragen:

Wo fanden im Braun­schweig des Mittel­al­ters die Hinrich­tungen statt? Am westli­chen Rand des Lechlumer Holzes verlief die alte Heerstraße, die von Wolfen­büttel kommend über Stöckheim und Melverode nach Braun­schweig führte. Auf einer Kuppe über der Oker liegt hier die um 1600 erstmals histo­risch erwähnte Haupt­richt­stätte des alten Fürsten­tums. Bis zu ihrer Verlegung auf den Wendesser Berg 1759 wurden dort die meisten Hinrich­tungen der fürst­li­chen Recht­spre­chung vollzogen. Auf Karten aus der Zeit um 1600 wird die Richt­stätte zumeist mit einem großen Vierpfos­ten­galgen und zwei kleineren Dreipfos­ten­galgen sowie Richt­pfählen und Rädern wieder­ge­geben. Die großen Galgen waren erfor­der­lich, weil man die Leichname der Delin­quenten in der Regel bis zu ihrer Verwesung zur Abschre­ckung hängen ließ.

Was ist der Thieplatz in Räbke?  Die im Mittel­alter entstan­denen Thieplätze waren Versamm­lungs­orte der Bauern­ge­meinde, Stätten der dörfli­chen Rechts­pflege und Festplatz. Bis um die Mitte des 19. Jahrhun­derts hatten die meisten Dörfer des Braun­schweiger Landes einen Thieplatz. Der von Kastanien gesäumte Thieplatz von Räbke, ist der Einzige im Braun­schweiger Land, der in seiner vollen Größe erhalten geblieben ist. Er liegt auf einer Hochfläche am Nordrand des Dorfes und misst annähernd 70 x 70 Meter. Die ältesten Funde vom Räbker Thieplatz sind mehrere steinerne Äxte und Beile aus der Zeit um 4000 bis 3000 vor Chr. Sie belegen, dass die Gegend am Hang des Elms schon in der Jungstein­zeit besiedelt war.

Spinn­wirtel und Gefäß­scherben zeugen von der mittel­al­ter­li­chen Nutzung des Platzes. Ob der Hügel mit den Linden auf einen vorge­schicht­li­chen Grabhügel zurück­geht, kann nur eine Ausgra­bung klären.

Die Geschichten zu den meisten der archäo­lo­gi­schen Denkmale mit Hinweis­tafel finden sich auf der Inter­net­seite https://denkmalpflege.braunschweigischelandschaft.de/index.php?id=125

Liste archäo­lo­gi­scher Baudenk­male

1995: Hügel­gräber bei Adenstedt, Landkreis Peine

1996: Wüstung Klein Freden, Stadt Salzgitter

1997: Hünenburg bei Waten­stedt„ Landkreis Helmstedt

1998: Gerichts­stätte im Lechlumer Holz, Stadt Braun­schweig

2000: Graban­lage in Remlingen, Landkreis Wolfen­büttel; Tumulus in Evessen, Landkreis Wolfen­büttel

2001: Frühmit­tel­al­ter­liche Burgan­lage Steter­burg, Stadt Salzgitter

2002: Großstein­gräber Lübben­steine, Stadt Helmstedt; Mittel­al­ter­liche Hofanlage bei Flechtorf, Gemeinde Lehre, Landkreis Peine

2003: Schloss­an­lage Fallers­leben, Stadt Wolfsburg

2005: Asseburg, Landkreis Wolfen­büttel; Mittel­al­ter­liche Burgan­lage Asseburg, Landkreis Wolfen­büttel; Pfalz Werla bei Schladen, Landkreis Wolfen­büttel; Frühmit­tel­al­ter­li­ches Gräber­feld Werla­burg­dorf, Landkreis Wolfen­büttel; Borwall bei Querum, Stadt Braun­schweig

2009: Natur­denkmal Salzgraben Salzdahlum, , Landkreis Wolfen­büttel

2010: Wasser­burg Vöhrum, , Landkreis Peine

2011: Meer bei Meerdorf, , Landkreis Peine; Mammut- und Rentier­jäger in Salzgitter, Stadt Salzgitter

2014: Die Ölper Mühle, Stadt Braun­schweig; Halte­stelle Leiferde, Stadt Braun­schweig

2015: Thieplatz in Räbke, , Landkreis Helmstedt

2016: Mahnort Muna (Alte Muniti­ons­fa­brik) Lehre, Landkreis Helmstedt; Thieder Linden­berg, Stadt Salzgitter

2018: Schwe­den­damm, L, Landkreis Wolfen­büttel

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