Filmfes­tival Braun­schweig 2025: Ein Blick hinter die Kulissen

Die Leiterinnen des Braunschweig International Film Festivals: Karina Gauerhof (links) und Anke Hagenbüchner-Sobiech (rechts). Foto: Team Der Löwe
Die Leiterinnen des Braunschweig International Film Festivals: Karina Gauerhof (links) und Anke Hagenbüchner-Sobiech (rechts). Foto: Team Der Löwe

Von Glücks­ge­fühlen, Geheim­nis­krä­merei und dem Eröff­nungs­kon­zert als „Leucht­turm, der strahlt“: Zwischen den Festivals und vor dem Jubiläum – ein Gespräch mit den Leite­rinnen des Braun­schweig Inter­na­tional Film Festival über kommende Highlights und  das unermüd­liche Engage­ment für Braun­schweigs Filmszene.

Das Gespräch findet an einem sonnigen Tag kurz vor Ostern statt. Mit den beiden Leite­rinnen des Braun­schweig Inter­na­tional Film Festival, Karina Gauerhof und Anke Hagen­büchner-Sobiech, sprach ich in ihrem Büro über dem „Kino Universum“ im Herzen der Braun­schweiger Innen­stadt.

Ein Highlight des letzten Festivals: Karina Gauerhof mit Hollywood-Schauspieler Udo Kier. Foto: Carisma Media / Braunschweig International Film Festival.
Ein Highlight des letzten Festivals: Karina Gauerhof mit Hollywood-Schau­spieler Udo Kier. Foto: Carisma Media / Braun­schweig Inter­na­tional Film Festival.

Als ich den Raum betrat, hatten beide die auf dem Tisch stehenden Cola-Flaschen mit dem Verweis auf das Koffein bereits geöffnet. Seit 2021 sind die beiden als Co-Leite­rinnen für das Filmfes­tival tätig, das im letzten Jahr mit einer atembe­rau­benden Auffüh­rung von Bram Stokers „Dracula“ in der vollbe­setzten Volks­wa­gen­halle eröffnete und den einzig­ar­tigen Udo Kier als Gewinner der „Europa“ nach Braun­schweig holte.

Nach dem Festival ist vor dem Festival

„Im Stress?“ war meine erste Frage – und tatsäch­lich: die Beiden sind schon wieder mitten in den Planungen für den kommenden November. Nach einer etwas ruhigeren Phase im Dezember und Januar laufen die Aktivi­täten des Vereins wieder auf Hochtouren. Komplexe EU-Anträge werden auf den Weg gebracht, Stellen ausge­schrieben, Filmein­rei­chungen sind möglich und auch die erste Einladung für den Wettbe­werb wurde gerade verschickt – den Namen des Films will Karina Gauerhof noch nicht verraten.

Aktuell nimmt also nicht nur das neue Programm des 39. Festivals vom 10.–16.11.2025 Gestalt an, auch das 38. wird nach und nach Geschichte. Damit sind jenseits der künst­le­ri­schen Fragen auch ganz profane Dinge Teil des Büroall­tags, wie Anke Hagen­büchner-Sobiech verrät:

„Da unser Haushalt immer bis zum 30.4. geht, sind wir einer­seits am Ende und anderer­seits schon mitten im neuen Jahr. Und da geht es um so trockene Dinge, wie Restver­wen­dungs­nach­weise, Nachfor­de­rung von Daten und Berichte an Förderer.“

Die Debatten um Kürzungen in den Kultur­haus­halten machen den beiden direkt keine Sorgen, haben doch Stadt und Land gerade erst die Zuschüsse erhöht und auch der Haupt­sponsor hat die Förderung fortge­schrieben und das gleich um zwei Jahre. Das gäbe Sicher­heit. Gleich­wohl hat auch das Festival mit zahlrei­chen Preis­stei­ge­rungen, etwa bei Saalmieten, Löhnen, Technik­erfirmen und nicht zuletzt bei Übernach­tungen zu kämpfen. Dies führt auch dazu, dass die Eintritts­preise voraus­sicht­lich moderat steigen werden. „Am Ende bleibt da nichts übrig, es ist immer ein Nullsum­men­spiel“, bekennt die Haushäl­terin nüchtern.

Herzstück Ehrenamt

Umso wichtiger sind die zahlrei­chen an der Planung und Reali­sie­rung betei­ligten Ehren­amt­li­chen. Die knapp 50 Männer und Frauen sind das Rückgrat des Vereins. Nach dem letzten Festival seien zudem zahlreiche jüngere Mitglieder dazu gekommen, die nun auf ihre Aufgaben vorbe­reitet werden müssten, u.a. in den zahlrei­chen Sichtungs­gruppen. „Innerhalb dieser Gruppen sichten die Ehren­amt­li­chen einen Pool an Filmen, bespre­chen und werten aus, welche Filme jetzt relevant sein könnten fürs Festival. Und dann wird in Abstim­mung mit mir das Programm erstellt“, erläutert Karina Gauerhof den Prozess und fügt hinzu: „Ohne das ehren­amt­liche Engage­ment des Vorstands und der Mitglieder würde es nicht funktio­nieren, sie sind das Herzstück des Vereins und des Festivals!“

Erinnerungen an das letzte Festival - Karina Gauerhof und Anke Hagenbüchner-Sobiech stehen auf der Bühne an einem Podium in Gelb mit dem Logo des BIFF. Beide lächeln.
Erinne­rungen an das letzte Festival – wie so viele Kultur­ver­an­stal­tungen in Braun­schweig lebt auch das große Filmfest vom Engage­ment seiner Ehren­amt­li­chen. Foto: Carisma Media / Braun­schweig Inter­na­tional Film Festival

Festi­val­fah­rerin und Netzwer­kerin

Und mittler­weile geht es ja nicht nur um die Woche im November. „Wir machen ja außerhalb der Festi­val­woche auch noch ganz viel“, betont Karina Gauerhof sichtlich stolz und fügt hinzu, dass dies für die Sicht­bar­keit und die Veran­ke­rung des BIFF in der Region sehr wichtig sei. So wird das BIFF in 2025 Teil der Braun­schweiger Kultur­nacht sein, einige Veran­stal­tungen im Plane­ta­rium in Wolfsburg sind in Planung und als beson­deres Highlight steht noch ein Filmabend in der Landes­ver­tre­tung Nieder­sachsen in Berlin auf dem Programm.

Ansonsten wird der Termin­ka­lender von Karina Gauerhof in der nächsten Zeit von Festi­val­reisen bestimmt. Der Cineast in mir hört nicht ganz ohne Neid die Städte­namen Oberhausen, Cannes und München. Die künst­le­ri­sche Leiterin weist darauf hin, wie wichtig es sei, persön­lich vor Ort zu sein, Netzwerke und Kontakte aufzu­bauen und zu pflegen. Diese dienten nicht nur der Wahrneh­mung und Sicht­bar­keit Braun­schweigs als Festi­val­stadt, sondern helfen auch bei der Einladung von Filmen und Schau­spie­lern in der Konkur­renz mit anderen Stand­orten, verrät sie.

Bombas­ti­sches Eröff­nungs­kon­zert mit Staats­or­chester

Und dann richten wir doch noch den Blick nach vorne. Mit Blick auf den November verspricht Anke Hagen­büchner ein „bombas­ti­sches Eröff­nungs­kon­zert“, natürlich mit Staats­or­chester. Das Eröff­nungs­film­kon­zert ist ein „Leucht­turm, der strahlt“, bestätigt die aus Baden-Württem­berg stammende Karina Gauerhof, und auch die VW-Halle sei, angesichts der schmerz­lich fehlenden Stadt­halle, ein Muss. Beide schließen die Hoffnung an, dass der neue Intendant des Staats­thea­ters die erfolg­reiche Zusam­men­ar­beit fortführen wolle. Weiter lassen sie sich mit Blick auf die Eröffnung jedoch nicht in die Karten blicken. Lediglich gegen Ende des Gesprächs mit Blick auf die Wünsche für das Festival 2025 verrät Anke Hagen­büchner-Sobiech noch: „Wenn ich in der VW-Halle stehe und die Ränge sind voll, in dem Moment bin ich glücklich!“

Auch bei etwaigen neuen Spiel­stätten halten sich die beiden bedeckt. Inhalt­lich deutet Karina Gauerhof zwar an, dass der thema­ti­sche Schwer­punkt, der im letzten Jahr den Sami-Filmen galt, in 2025 einem histo­ri­schen Thema mit natio­nalem Bezug vorbe­halten sei – verweist aber bei der Frage nach dem konkreten Ereignis oder der möglichen Perso­nen­gruppe auf die Programm­kon­fe­renz vor dem Festival. Verraten haben die beiden dann doch noch, dass die Zahl der Filmvor­stel­lungen tagsüber erhöht wird. Ziel sind noch mehr Gäste und noch mehr Austausch.

Auch das als Pilot gestar­tete, mit Arbeits­blät­tern versehene und auf der Homepage abrufbare Kurzfilm­pro­gramm als Angebot für die Schulen soll evaluiert und verste­tigt werden. Dies gelte auch für die Zusam­men­ar­beit mit Schulen insgesamt. Denn diese seien die Besucher von Morgen, betonen Beide. Für die weitere Zukunft wünscht sich Karina Gauerhof auch die Ansied­lung von mehr Filmin­dus­trie in der Region, die nicht nur ein wichtiger wirtschaft­li­cher, sondern auch ein bedeu­tender kultu­reller Faktor sei.

Vielleicht können die beiden davon schon 2026 berichten, wenn das Festival 40 Jahre alt wird und ein kleines Jubiläum feiern kann – die Planungen dafür haben bereits begonnen. Von Midlife-Crisis war an diesem sonnigen Vormittag jeden­falls nichts zu spüren.

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