Glänzende Zeitzeugen aus Blech

2006 gab es neben automobilen Oldtimern auch ein Fly-in historischer Flugzeuge. Foto: Archiv Zauner

Braun­schweiger Auto Touren-Club veran­stal­tete seit 1982 das größte Oldtimer-Treffen Norddeutsch­lands.

Eine Braun­schweiger Insti­tu­tion hat allen Grund zum Feiern: Das aus dem Veran­stal­tungs­ka­lender der Stadt keines­falls wegzu­den­kende Oldti­mer­treffen findet am 1. Mai auf dem Harz- und Heide-Gelände bereits zum 40. Mal statt, und der ausrich­tende Braun­schweiger Auto Touren-Club wird dazu 75 Jahre alt. Für dieses Jubilä­ums­jahr liegen 1250 Nennungen von histo­ri­schen Autos, Lastwagen, Motor­rä­dern und Traktoren vor. Zum Start 1982 waren es dagegen gerade einmal 120 Fahrzeuge gewesen.

Und doch wurde damals der legendäre Ruf als größtes Oldti­mer­treffen Norddeutsch­lands begründet und eine wahre Erfolgs­story gestartet. Untrennbar ist die populäre Veran­stal­tung mit dem Namen Karl-Heinz „Kalle“ Engel. Als „Mann der ersten Stunde“ ist der 83-Jährige bis heute als Organi­sator unver­zichtbar. Im Vorfeld des Jubiläums erinnert er sich an die bemer­kens­werte Entwick­lung und an alle fünf Stationen, an denen das Oldti­mer­treffen bislang stattfand.

Gutes Presse-Echo von Anfang an

Organi­sator Karl-Heinz „Kalle“ Engel mit Moderator Johannes Hübner. Foto: Archiv BATC

„Trotz des schlechten Wetters waren am frühen Morgen des 1. Mai 1982 Tausende von Braun­schweiger Autofans auf den Beinen, um beim ersten Braun­schweiger Oldtimer-Treffen auf der Lünisch­höhe in Riddags­hausen dabei zu sein. Einge­laden hatten zu diesem Spektakel der Braun­schweiger Auto Touren-Club und die Bürger­schaft Riddags­hausen mit Freun­des­kreis. Diese Veran­stal­tung muss man als erfolg­reich ansehen,“ schrieb seiner­zeit die Presse.

Das Oldti­mer­treffen begann mit dem Anheizen eines Lanz Bulldog. Daraus ist längst eine liebge­won­nene Tradition geworden. Wenn der mächtige Einzy­linder-Motor des Traktors anspringt, ist das Jahr für Jahr ein beson­deres Hörerlebnis. Ursprüng­lich hatte der ausrich­tende BATC als gemein­nüt­ziger Ortsclub des ADAC gar nichts mit Oldtimern zu tun. Seit der Gründung bis heute wird im BATC aktiv Motor­sport betrieben vom Kartsport über Rallye­sport bis zum Formel-Rennsport. Der 1996 verstor­bene Dieter Bohnhorst, selbst einst Rennfahrer, hatte aber die Idee eines Oldti­mer­tref­fens und kam damit auf „Kalle“ Engel, damals BATC-Sportwart, zu

Kindheits­er­in­ne­rungen werden wach

Übersicht des Harz- und Heide-Geländes während des Oldti­mer­tref­fens. Foto: Peter Sierigk

„Kalle“ Engel kümmerte sich um die Behör­den­gänge, Dieter Bohnhorst nutzte seine Kontakte zur Bürger­schaft Riddags­hausen und Henning Borek. Der BATC sicherte die Veran­stal­tung zur Vorsicht mit 3.000 D‑Mark ab. „Die Resonanz war gleich im ersten Jahr so groß, dass wir im zweiten Jahr von den Teilneh­mern das Startgeld von 20 D‑Mark nicht mehr verlangten. Der Eintritt kostete damals drei Mark. Bis heute hat sich noch nie ein Besucher beschwert, dass er Eintritt bezahlen muss“, sagt Engel. Warum auch, geboten wird von Anfang an ein gutes Stück Zeitge­schichte und für viele willkom­mene Erinne­rungen an Kindheit­heits­träume wie die Mercedes Pagode, der luftge­kühlte 911er oder ein Jaguar E‑Type oder das erste Auto wie Käfer, Kadett oder NSU Prinz.

Die Lünisch­höhe bildete ein ideales Ambiente für diese großar­tige Präsen­ta­tion motori­sierter Schätze auf zwei, drei, vier oder mehr Rädern. Doch nach sechs Jahren gab es politi­schen Wider­stand gegen die Fahrzeuge in der Natur von Riddags­hausen. Durch die Bekannt­schaft von Henning Borek zu Brauerei-Chef Dr. Klaus Schubert gelang 1988 der Umzug des Oldti­mer­tref­fens auf das Feldschlöss­chen-Gelände an der Böckler Straße. Nach erfolg­rei­chen vier Jahren war auch dort Schluss. Bierbrauen und alte Autos passten nicht mehr zusammen. Es war auch das Ende der Koope­ra­tion mit der Bürger­schaft Riddags­hausen.

Ralph Bohnhorst mit seinem histo­ri­schen Motorrad-Gespann. Foto: Peter Sierigk

Durch­starten am Flughafen

Es begann die schwie­rigste Zeit des Oldti­mer­tref­fens. Der neue Veran­stal­tungsort auf den Parkplätzen der VAG Leasing an die Gifhorner Straße wurde vom Publikum nicht gut angenommen. Das Interesse sank zusehends. Erst 2004 gelang der erneute Durch­bruch zum Publi­kums­renner und wieder war ein Bohnhorst beteiligt. „Ralph Bohnhorst, der Sohn von Dieter, kam mit dem Vorschlag zu mir, auf den Flughafen umzuziehen. Ralph war ein erfolg­rei­cher Seiten­wagen-Rennfahrer und mittler­weile auch Hobby-Pilot. So entstand eine gute Kombi­na­tion. Erstmals nahmen dort auch Oldtimer-Flugzeuge teil. Reinhard Manlik, zu der Zeit Aufsichts­rats­vor­sit­zender der Flughafen GmbH und Vorsit­zender des Motor­sport-Clubs der Polizei, half zudem nach Kräften. Es gab wegen des großen Besucher­stroms, Durch­sagen im Radio, dass an der Autobahn­ab­fahrt Flughafen ein langer Stau war“, erinnert sich „Kalle Engel.

Weil im Zuge der Flugha­fen­er­wei­te­rung neue Flughallen gebaut wurden und die Ausstel­lungs­fläche der Oldtimer zur Baustelle wurden, folgte der erneute Umzug. Diesmal auf das Harz- und Heide-Gelände. Ich hatte damit schon häufiger gelieb­äu­gelt, aber es gab ja die Harz- und Heide-Ausstel­lung, die auch immer im Frühjahr stattfand. Es war eine glück­liche Fügung, dass sie 2007 nicht mehr stattfand, als wir einen neuen Standort in Braun­schweig suchten. Das Harz- und Heide-Gelände ist die einzige Fläche, an der wir das gewach­sene und tradi­ti­ons­reiche Oldti­mer­treffen auf Dauer veran­stalten können“, meint „Kalle“ Engel. Und der muss es nach 40 Veran­stal­tungen schließ­lich wissen.

Autos aus der Zeit des Wirtschafts­wun­ders faszi­nieren bis heute. Foto: Peter Sierigk.

Fachkun­dige Beglei­tung

Bereits 1982 wurden die Besucher nicht allein gelassen. „Karl-Heinz Messer­schmidt nahm als Fachmo­de­rator die Präsen­ta­tion der Teilneh­mer­gruppen vor. Der erste Preis entfiel auf einen ameri­ka­ni­schen Traktor mit Eisen­be­rei­fung aus dem Jahre 1920“, heißt es in dem damaligen Presse­be­richt. Seit vielen Jahren moderiert der hessische Oldtimer-Experte Johannes Hübner kompetent und liebevoll die Raritäten und Klassiker in den Vorstel­lungs­runden. Hübner ist einer der renom­mier­testen Experten für klassi­sche Fahrzeuge und ist weltweit bei Oldtimer-Veran­stal­tungen wie dem Oldtimer Grand Prix in Monte-Carlo oder der klassi­schen Rallye „Mille Miglia“ im Norden Italiens gefragt.

Der Eintritt beträgt fünf Euro für Erwach­sene. Für Kinder bis zwölf Jahren ist das Ereignis kosten­frei. Überschüsse aus den Oldti­mer­treffen kommen insbe­son­dere auch der Jugend­ar­beit zugute.

Auch Motorrad-Fans kommen auf ihre Kosten. Foto: Archiv BATC

Programm:
8.30 Uhr
: Ankunft der Teilnehmer
9 Uhr: Einlass der Besucher
10 Uhr: Anheizen und Vorfüh­rung eines Bulldog
10.30 Uhr: Vorfüh­rung ausge­wählter PKW
14 Uhr: Vorfüh­rung ausge­wählter ameri­ka­ni­scher PKW
14.45 Uhr: Vorfüh­rung ausge­wählter Motor­räder
15.15 Uhr: Vorfüh­rung ausge­wählter LKW
15.45 Uhr: Vorfüh­rung ausge­wählter Schlepper
16.15 Uhr: Vorfüh­rung ausge­wählter Rennfahr­zeuge

Kontakt:
Braun­schweiger Auto Touren-Club
Pippelweg 61
38120 Braun­schweig

E‑Mail: vorstand@batc.de
Internet: https://www.batc.de

Das könnte Sie auch interessieren