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Hunderte werden zu Stadtfindern

Am Löwenwall ließen die Stadtfinder hunderte von Luftballons steigen. Foto: Justus Zeemann
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Ungewöhnlicher Mix aus Stadtrundgang und Kulturevent begeistert immer mehr Menschen.

Wenn ein Projekt seine Teilnehmerzahl bereits beim dritten Termin mehr als verfünffacht, dann kann das fraglos als Beginn einer feinen Erfolgsgeschichte angesehen werden. Rund 500 Menschen waren dabei, als die jüngste Tour am Hauptbahnhof startete. Das ist ein eindrucksvoller Beweis dafür, dass „die Stadtfinder“ mit ihrem charmanten Mix aus Stadtrundgängen und Kulturaufführungen an besonderen Orten mehr als den Nerv der Kreativszene Braunschweigs getroffen haben. Sicher waren junge Leute zwischen 25 und 35 Jahren die ursprüngliche Zielgruppe, aber zuletzt war der älteste Teilnehmer schon 80 Jahre alt und der jüngste erst 11. Das Stadtfinder-Programm ist attraktiv, überraschend und identitätsstiftend für Braunschweig.

An einen derartigen Zuspruch hatten „die Stadtfinder“ zunächst nicht zu hoffen gewagt. Längst ernten sie aber nicht nur von Teilnehmern Applaus, sondern finden auch in den Medien Anerkennung. Dabei laden sie lediglich über Facebook zu ihren Rundgängen ein. Aktuell gefällt das 890 Personen. Es hat sich halt herumgesprochen, dass „die Stadtfinder“ hier in Braunschweig etwas ganz Besonderes geschaffen haben. Mittlerweile gibt es diverse Anfragen aus anderen Städten, wo denn das Erfolgsgeheimnis liegt und wie denn so ein Projekt überhaupt zu stemmen ist. Nicht so einfach. Das wissen Sara Ibendahl, Christo Camillo Czichy, Christian Cordes, Stephen Dietl, Jan Engelken und Stefan Zeuke ganz genau. Denn sie sind „die Stadtfinder“. Sie haben eine einmalige Idee entwickelt, die Braunschweigs Image wirklich gut tut. Vergleichbares ist selbst aus Metropolen nicht bekannt. „Die Stadtfinder made in Braunschweig“ werden Nachahmer finden – bestimmt!

Trotz des beachtlichen Erfolgs gibt es aktuell jedoch noch keinen neuen Termin für Tour Nr. 4, auf den sich die eingeschworene Fangemeinde jetzt schon freuen könnte. Es war fraglos ein imposanter Anblick, wie die Stadtfinder-Gruppe bei Folge 2 den Bohlweg querte, aber mit ein paar hundert Teilnehmern bewegte sich der Tross auch an der Grenze des Überschaubaren. Weil es keine Aufbauten für die Kulturaufführungen gibt und die Dauer jeweils unter 30 Minuten liegt, müssen die Rundgänge nicht als Veranstaltung angemeldet werden. Die Verantwortung ist für „die Stadtfinder“ groß.

„Natürlich wollen wir weitermachen, aber die Realisation einer Tour ist eine enorme logistische Herausforderung und dazu im Vorfeld auch kreativ sehr anspruchsvoll, was die Zusammenstellung des Programms betrifft. Wir atmen jetzt erstmal durch“, erklärt Christian Cordes. Schließlich wollen „die Stadtfinder“ stets Ungewöhnliches, Besonderes präsentieren, wie zum Beispiel den bemerkenswerten gemeinsamen Auftritt von Rapper und Feuerwehr-Musikzug.

So etwas funktioniert eben nicht wie am Fließband, zumal die Sechs für das so sympathische Projekt ihre Freizeit opfern und ehrenamtlich unterwegs sind. Eintritt kostet die Teilnahme an einer Stadtfinder-Tour nicht, aber Spenden sind durchaus erwünscht. „Die erste Tour wurde von der Allianz für die Region unterstützt, Folge 2 und 3 von der Braunschweigischen Stiftung gefördert. Auch das war ein Grund, warum der dritte Rundgang im Garten des Hauses der Braunschweigischen Stiftungen stimmungsvoll endete.

„Die Stadtfinder“ kannten sich schon vor dem Projekt aus der Kreativszene und sozialen Netzwerken. Die Idee, Kultur in neuer, ungewöhnlicher und vor allem niederschwelliger Art zu präsentieren, entwickelte sich in vielen Gesprächen darüber, ob die Stadt ihre Potenziale ausschöpft oder doch Chancen vergibt. Letzteres war das Resultat der Debatten…und der Anfang für die Konzeption der Stadtfinder-Touren.

Herausgekommen ist ein Format, das mit dem etablierten Kulturangebot auf Bühnen oder in Theatern, Konzerthallen und Veranstaltungshallen bricht. Die Teilnehmer wissen vorab lediglich den Startort. Alles andere überrascht. Ausgangspunkte der spannenden Rundgänge waren bislang der Löwenwall, Magni-Kirchplatz und der Hauptbahnhof. Zu dem Unbekannten gesellt sich ein zweiter Aspekt, der die enorme Anziehungskraft ausmacht: Bei den Touren kommen Menschen ins Gespräch, findet eine ganz ungezwungene Vernetzung statt. Spätestens am Zielort, wenn es nach rund drei Stunden Stadt und Kultur ein heimisches Bier aus der Flasche und eine Bratwurst zur Stärkung gibt.

Mehr unter: http://www.die-stadtfinder.de/

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