Kampmanns Kunst im Kleinen

Handspiegel von 1959. Foto: Städtisches Museum/Dirk Scherer
Handspiegel von 1959. Foto: Städtisches Museum/Dirk Scherer

Die Kabinett­aus­stel­lung „Bodo Kampmann – Bildhauer und Goldschmied“ zeigt überra­schend filigrane Arbeiten des Braun­schweiger Künstlers. Kampmann-Expertin Bärbel Mäkeler schreibt über diese unbekannte Seite seines Schaffens.

Den Künstler Bodo Kampmann (1913–1978) kennen die Braunschweiger:innen eher durch seine großfor­ma­tigen Werke wie die Justitia (1956) am Landge­richts­ge­bäude, den Rufer (1958) auf der Magni­kirche oder den Hahn (1970) auf der Petri­kirche. Nur wenige wissen, dass er auf dem Gebiet der Goldschmie­de­kunst zu Hause war. Diesen Beruf hatte er in Berlin erlernt und dort auch seine Meister­prü­fung absol­viert. In Braun­schweig lehrte er von 1954 bis 1977.

Nun ist im Städti­schen Museum Braun­schweig, Haus am Löwenwall, eine Ausstel­lung in sechs Vitrinen zu sehen, die einen kleinen Einblick in sein Schaffen als Gold- und Silber­schmied gibt. Sie zeigt zudem, dass er als Produkt­de­si­gner im Bereich Porzellan für renom­mierte Firmen arbeitete. Ebenso sind einige Exponate zu sehen, die sein bildhaue­ri­sches Können dokumen­tieren. Die meisten der Stücke hat Kampmanns älteste Tochter Karoline Kampmann dem Museum gestiftet.

Von schlicht bis aufwendig

Bodo Kampmanns Schmuck zeichnet sich einer­seits durch Eleganz und Schlicht­heit aus. Anderer­seits gelingt es ihm, auch pracht­volle, aufwendig gearbei­tete Stücke zu schaffen. So verwen­dete er bei einem Armreif, der eine Leihgabe einer Tochter von Kampmanns Kollegen ist, pures Gold und besetzte ihn mit verschie­denen Edelsteinen. Ein andere Reif, aus Silber herge­stellt, zeigt zwei mitein­ander spielende Katzen. Reduziert und archaisch, fast wie prähis­to­ri­sche Wandma­le­reien.

BU: Goldener (1972) und silberner Armreif. Leihgaben: Dr. Julia Herrenberger, Fotos: Bärbel Mäkeler
Goldener (1972) und silberner Armreif. Leihgaben: Dr. Julia Herren­berger, Fotos: Bärbel Mäkeler
BU: Goldener (1972) und silberner Armreif. Leihgaben: Dr. Julia Herrenberger, Fotos: Bärbel Mäkeler
Goldener (1972) und silberner Armreif. Leihgaben: Dr. Julia Herren­berger, Fotos: Bärbel Mäkeler

Edel, ewig, zeitlos

Die Ausstel­lung zeigt eindrucks­voll, wie einfach zeitloses Design geht. Drei Dosen wirken allein durch die Verwen­dung von Mondsteinen in Kombi­na­tion mit poliertem Silber edel und elegant. Dass Mondsteine Kampmanns Lieblings­edel­steine waren, belegen drei weitere Exponate: ein Becher, der mit rund 90 Mondsteinen und seiner dominant gesetzten Initiale, dem „K“, gearbeitet ist, eine runde Dose mit Widmung und Initiale sowie ein schlichter Armreif, den wiederum Mondsteine in Reihe dominieren.

Möglichste Abstrak­tion

Als Bildhauer war Bodo Kampmann war ein Meister des Reduzie­rens. Seine Figuren benötigen kein Zierwerk, sie zeichnen sich durch totale Reduktion bei absoluter Gegen­ständ­lich­keit aus. Zwei gute Beispiele dafür sind in der Vitrine über „Menschen und Tiere“ zu sehen. Der Stier von 1953 steht selbst­be­wusst und stoisch auf seiner Plinthe und die Stehende beein­druckt durch ihre klare Form – keine Falte im Gewand und sie benötigt kein schmü­ckendes Beiwerk.

Stier, 1953, Foto: Familienarchiv Kampmann
Stier, 1953, Foto: Famili­en­ar­chiv Kampmann
Kleine Stehende, Foto: Familienarchiv Kampmann
Kleine Stehende, Foto: Famili­en­ar­chiv Kampmann

Plaketten für Braun­schweig

Als Dozent an der Werkkunst­schule und ab 1963 der Staat­li­chen Hochschule für Bildende Künste fertigte Kampmann für die Stadt viele Plaketten. Die wichtigste bzw. am meisten „aufge­legte“ ist die nach dem Architekt Peter Josef Krahe benannte Plakette. Sie wird seit 1956 von der Stadt Braun­schweig verliehen, um gelungene Bauwerke oder Landschafts­ge­stal­tungen zu würdigen. Die Auslobung des Preises erfolgt rund alle 5 Jahre.

Andere Plaketten entwarf er u. a. „Für besondere Verdienste der Stadt Braun­schweig“ oder als „Ehrengabe der Stadt Braun­schweig“.

„Ausge­zeich­netes“ Porzellan

Bodo Kampmann arbeitete für die Porzel­lan­ma­nu­faktur Fürsten­berg und für die König­liche Porzellan Manufaktur KPM. Für sein asiatisch anmutendes Teege­schirr Form A erhielt er auf der XI. Triennale in Mailand 1956 die Silber­me­daille. Formschön, zeitlos, funktional.

Teile des prämierten Teegeschirrs Form A, Foto: Bärbel Mäkeler
Teile des prämierten Teege­schirrs Form A, Foto: Bärbel Mäkeler

Ein heute selten genutzter Dekora­ti­ons­ge­gen­stand ist ein Tafel­auf­satz, der aus einer Vase und einem aufsetz­baren Ring besteht, in dem Gebäck oder kleine Früchte gereicht werden können. In der Ausstel­lung ist eines der vier aufge­legten Modelle zu sehen. Der Name amüsiert: Goldfischrenn­bahn.

Die Ausstel­lung

Die Kabinett­aus­stel­lung zeigt darüber hinaus Email­le­ob­jekte und Reliefs. Die Ausstel­lung ist bis zum 31.12.2025 zusammen mit der Ausstel­lung „Paul Eliasberg – Verzau­berte Räume“ (bis 5. 12.) zu sehen. Dienstag bis Sonntag von 11 bis 17 Uhr.

Das Buch von Bärbel Mäkeler über den Künstler Bodo Kampmann erscheint Ende November.

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