Die Kabinettausstellung „Bodo Kampmann – Bildhauer und Goldschmied“ zeigt überraschend filigrane Arbeiten des Braunschweiger Künstlers. Kampmann-Expertin Bärbel Mäkeler schreibt über diese unbekannte Seite seines Schaffens.
Den Künstler Bodo Kampmann (1913–1978) kennen die Braunschweiger:innen eher durch seine großformatigen Werke wie die Justitia (1956) am Landgerichtsgebäude, den Rufer (1958) auf der Magnikirche oder den Hahn (1970) auf der Petrikirche. Nur wenige wissen, dass er auf dem Gebiet der Goldschmiedekunst zu Hause war. Diesen Beruf hatte er in Berlin erlernt und dort auch seine Meisterprüfung absolviert. In Braunschweig lehrte er von 1954 bis 1977.
Nun ist im Städtischen Museum Braunschweig, Haus am Löwenwall, eine Ausstellung in sechs Vitrinen zu sehen, die einen kleinen Einblick in sein Schaffen als Gold- und Silberschmied gibt. Sie zeigt zudem, dass er als Produktdesigner im Bereich Porzellan für renommierte Firmen arbeitete. Ebenso sind einige Exponate zu sehen, die sein bildhauerisches Können dokumentieren. Die meisten der Stücke hat Kampmanns älteste Tochter Karoline Kampmann dem Museum gestiftet.
Von schlicht bis aufwendig
Bodo Kampmanns Schmuck zeichnet sich einerseits durch Eleganz und Schlichtheit aus. Andererseits gelingt es ihm, auch prachtvolle, aufwendig gearbeitete Stücke zu schaffen. So verwendete er bei einem Armreif, der eine Leihgabe einer Tochter von Kampmanns Kollegen ist, pures Gold und besetzte ihn mit verschiedenen Edelsteinen. Ein andere Reif, aus Silber hergestellt, zeigt zwei miteinander spielende Katzen. Reduziert und archaisch, fast wie prähistorische Wandmalereien.


Edel, ewig, zeitlos
Die Ausstellung zeigt eindrucksvoll, wie einfach zeitloses Design geht. Drei Dosen wirken allein durch die Verwendung von Mondsteinen in Kombination mit poliertem Silber edel und elegant. Dass Mondsteine Kampmanns Lieblingsedelsteine waren, belegen drei weitere Exponate: ein Becher, der mit rund 90 Mondsteinen und seiner dominant gesetzten Initiale, dem „K“, gearbeitet ist, eine runde Dose mit Widmung und Initiale sowie ein schlichter Armreif, den wiederum Mondsteine in Reihe dominieren.
Möglichste Abstraktion
Als Bildhauer war Bodo Kampmann war ein Meister des Reduzierens. Seine Figuren benötigen kein Zierwerk, sie zeichnen sich durch totale Reduktion bei absoluter Gegenständlichkeit aus. Zwei gute Beispiele dafür sind in der Vitrine über „Menschen und Tiere“ zu sehen. Der Stier von 1953 steht selbstbewusst und stoisch auf seiner Plinthe und die Stehende beeindruckt durch ihre klare Form – keine Falte im Gewand und sie benötigt kein schmückendes Beiwerk.


Plaketten für Braunschweig
Als Dozent an der Werkkunstschule und ab 1963 der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste fertigte Kampmann für die Stadt viele Plaketten. Die wichtigste bzw. am meisten „aufgelegte“ ist die nach dem Architekt Peter Josef Krahe benannte Plakette. Sie wird seit 1956 von der Stadt Braunschweig verliehen, um gelungene Bauwerke oder Landschaftsgestaltungen zu würdigen. Die Auslobung des Preises erfolgt rund alle 5 Jahre.
Andere Plaketten entwarf er u. a. „Für besondere Verdienste der Stadt Braunschweig“ oder als „Ehrengabe der Stadt Braunschweig“.
„Ausgezeichnetes“ Porzellan
Bodo Kampmann arbeitete für die Porzellanmanufaktur Fürstenberg und für die Königliche Porzellan Manufaktur KPM. Für sein asiatisch anmutendes Teegeschirr Form A erhielt er auf der XI. Triennale in Mailand 1956 die Silbermedaille. Formschön, zeitlos, funktional.

Ein heute selten genutzter Dekorationsgegenstand ist ein Tafelaufsatz, der aus einer Vase und einem aufsetzbaren Ring besteht, in dem Gebäck oder kleine Früchte gereicht werden können. In der Ausstellung ist eines der vier aufgelegten Modelle zu sehen. Der Name amüsiert: Goldfischrennbahn.
Die Ausstellung
Die Kabinettausstellung zeigt darüber hinaus Emailleobjekte und Reliefs. Die Ausstellung ist bis zum 31.12.2025 zusammen mit der Ausstellung „Paul Eliasberg – Verzauberte Räume“ (bis 5. 12.) zu sehen. Dienstag bis Sonntag von 11 bis 17 Uhr.
Das Buch von Bärbel Mäkeler über den Künstler Bodo Kampmann erscheint Ende November.