Mehr Sicher­heit in autonomen Autos und Bussen

Autonome Fahrzeuge brauchen zuverlässige Sensoren im Innenraum (im Bild ein autonomes Shuttle des Projekts UNICARagil). Foto: Kristina Rottig/TU Braunschweig

Wissen­schaft­le­rinnen und Wissen­schaftler der TU Braun­schweig sind dabei, hochauf­lö­sende Radare für den Fahrzeug­innen­raum zu entwi­ckeln.

Ein im Auto verges­senes Kind, Sekun­den­schlaf am Steuer: Für mehr Sicher­heit richtet sich die Wahrneh­mung eines Fahrzeugs zunehmend auch nach innen. Aller­dings erkennt die Sensorik bislang nur, dass etwas da ist. „Um komplexe Szenarien bewerten zu können, braucht es eine neue Genera­tion kompakter Radar­ge­räte“, heißt es in einer Presse­mit­tei­lung der Techni­schen Univer­sität Braun­schweig. Und genau damit befasst sich jetzt das Institut für CMOS Design der TU.

Logo Braunschweiger ZeitungDieser Bezahl­ar­tikel ist zuerst erschienen am 7.8.2023

CMOS steht für „comple­men­tary metal-oxide-semicon­ductor“, zu deutsch: komple­men­tärer / sich ergän­zender Metall-Oxid-Halbleiter. Die CMOS-Technik kommt unter anderem bei Digital­uhren und in der KFZ-Elektronik zum Einsatz, und ebenso in Speicher­ele­menten, Mikro­pro­zes­soren und Sensoren. Im Projekt „SICHER – Senso­ri­sche Insas­sen­er­ken­nung für ein sicheres autonomes Fahren durch Radar“ entwi­ckelt das Braun­schweiger Team nun mit sieben weiteren Partnern innerhalb von drei Jahren eine neue Genera­tion von Radar­sen­soren vom Reißbrett bis zur Anwendung.

Wie müde oder gestresst ist die fahrende Person?

Professor Vadim Issakov forscht als Experte für Chipde­sign an einer neuen Genera­tion von Radar­sen­soren.
Foto: Kristina Rottig/TU Braun­schweig

Als Ziel haben sie laut der Uni vor allem zwei Szenarien vor Augen: Szenario eins beschreibe die Sensorik in einem PKW. „Ein hochauf­lö­sendes Radar liefert dann Daten darüber, wie müde oder gestresst die fahrende Person ist. Ebenso kann dieser Radar die anderen Insassen erkennen und einschätzen, ob ein hilfs­be­dürf­tiges Kind oder ein handlungs­fä­higer Erwach­sener gerade im Auto zurück­ge­lassen wurde“, erläutert die TU.

In Szenario zwei stehen demnach autonom fahrende Busse im Mittel­punkt: Bei jedem Stopp soll der Bus erkennen, ob jemand ein- oder aussteigen möchte. Im Zweifel sollte der Bus zudem nicht auf ein Nothal­te­si­gnal warten, sondern Gefahren schnell erkennen und anhalten.

Braun­schweiger Professor spricht von einem Schub für die ganze Branche

Damit das Radar nicht nur Objekte, sondern auch müde Autofah­rende erkenne, müsse aller­dings einiges passieren, so die TU. Dieser Prozess beginnt im Institut für CMOS Design der TU Braun­schweig. Die Forschenden um Professor Vadim Issakov arbeiten daran, die Radar­sen­soren effizi­enter, kompakter und zugleich standar­di­siert zu machen. Dafür setzen sie auf sogenannte MIMO-Radare (Multiple-Input Multiple-Output) bei hoher Frequenz. „Bei MIMO geht es darum, mehrere Radar-Module für eine besonders hohe Auflösung mitein­ander zu verschalten. Zusätz­lich visieren wir die Frequenzen im sogenannten D‑Band (116–148 Gigahertz) an, um eine maximal große Bandbreite und dadurch wiederum bessere Auflö­sungen zu bekommen“, erläutert Professor Vadim Issakov.

Techno­lo­gisch sei der Fortschritt dabei nicht nur von immer leistungs­fä­hi­geren Frequenzen geprägt, sondern auch durch die Auswahl des zugrun­de­lie­genden Materials und der Schal­tungs­technik. Issakov: „Im Mobilfunk konnten wir in den letzten Jahren beobachten, wie die bishe­rigen Silizium-Germanium-Archi­tek­turen (SiGe) durch die CMOS-Archi­tektur überholt wurden. Radar­schal­tungen waren anfangs in Galli­um­ar­senid, einem noch kosten­auf­wen­di­gerem Material, mit der HBT-Techno­logie konstru­iert. Mittler­weile hat sich auch hier SiGe und die BiCMOS-Techno­logie festge­setzt. Wenn wir nun im SICHER-Projekt Radar in CMOS reali­sieren, wäre das poten­ziell ein Schub für eine ganze Branche.“

Das Bundes­wirt­schafts­mi­nis­te­rium unter­stützt die acht Projekt­partner mit insgesamt rund zehn Millionen Euro. Die TU Braun­schweig erhält davon anteilig rund eine Million Euro. Weitere Projekt­partner sind Infineon Techno­lo­gies AG, Valeo Schalter und Sensoren GmbH, Gestigon GmbH, IHP-Leibniz-Institut für innova­tive Mikro­elek­tronik, TU Hamburg, Silicon Radar GmbH und Adap GmbH.

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