Perschmann Property Management hat das Gebäude Bankplatz 6 erworben und wird es denkmalgerecht sanieren.
Eine mutige und überaus anspruchsvolle private Initiative wird einen bedeutenden Leerstand Braunschweigs beheben und für Belebung der Innenstadt sorgen: Das Familienunternehmen Perschmann Property Management wird den ehemaligen Sitz des Oberlandesgerichts am Bankplatz denkmalgerecht sanieren und teilweise einer öffentlichen Nutzung zugänglich machen.
„Wir wollen kein Museum schaffen, sondern das Gebäude mit neuem Leben erfüllen“, sagt Julia Hidde vom Architekturbüro HTP Hidde Architekten. Gemeinsam mit ihrem Bruder Justus Perschmann hat sie das Projekt entwickelt und das Baudenkmal vom Land Niedersachsen im Jahr 2024 erworben. Die Arbeiten im Inneren haben bereits begonnen. Schon Ende 2027 soll alles fertig sein.

3000 Quadratmeter überbaute Fläche
Geplant ist ein Urban Office, das den Charme denkmalgeschützter Architektur mit zeitgemäßer Büroqualität vereint. „Kleine und größere Unternehmen aus den Bereichen Architektur, Ingenieurwesen, Design und Kommunikation sollen sich ansiedeln. So ist unser Wunsch,“ sagt Julia Hidde während unseres beeindruckenden Rundgangs durch das altehrwürdige Gemäuer samt den massiven Tresorräumen im Keller. Ziel sei es, Interessengemeinschaften Raum für Begegnung und Entwicklung, für Kommunikation und fachlichen Austausch zu geben.

Ein größerer Saal wird interne und externe Veranstaltungen, Vorträge und Workshops ermöglichen. In den Geschossen laden moderne Loungebereiche zum Verweilen ein. Der Zugang wird künftig nicht mehr nur über den Haupteingang vom Bankplatz aus, sondern auch über die historische Hofeinfahrt von der Steinstraße erfolgen. Zur Verfügung steht eine überbaute Fläche von rund 3000 Quadratmetern ohne Keller.
Drohenden Dauerleerstand verhindert
Bauhistoriker Elmar Arnhold, der das bauhistorischen Gutachten für das Gebäude erstellte, ist angesichts des inspirierenden Vorhabens begeistert. „Die Initiative der Familie Perschmann ist ein Glücksfall für die Stadt. Ohne sie hätte dieses bedeutende Baudenkmal sicher viele Jahre leer gestanden. Dabei nimmt es eine Sonderstellung in Braunschweig ein und ist für die Entwicklung der Stadt historisch wegweisend gewesen. Es war das erste große Bankgebäude der Stadt und begründete die sogenannte City-Bildung in der Innenstadt. Denn mit dem Bankhaus entstand auch der urbane Bankplatz“, erläutert Elmar Arnhold, der auch Stadtteilheimatpfleger Innenstadt ist. Für den Bau des Bankhauses war seinerzeit eine jahrhundertealte Bebauung im Weichbild Altstadt abgebrochen worden.

Stil der Neorenaissance
„Der historistische Neubau von 1853 ist im Stil der Neorenaissance gestaltet. Es steht in der Tradition der Architektur Karl Friedrich Schinkels. Der Architekt des Bankhauses, Friedrich Louis Simon, war ein Schüler des berühmten preußischen Baumeisters“, erläutert Elmar Arnhold. Er verweist in diesem Zusammenhang auf einen nicht umgesetzten Entwurf Schinkels für das Berliner Rathaus aus dem Jahr 1817, der große Ähnlichkeiten mit dem ehemaligen Sitz zunächst der Braunschweigische Bank und später der Braunschweig Hannoverschen Hypothekenbank (1853 – 1974) aufweist. Danach wurde das Gebäude bis 2022 vom Oberlandesgericht genutzt.

Baugeschichte bis ins 13. Jahrhundert
Im Zuge seines bauhistorischen Gutachtens wies Arnhold eine bis in das 13. Jahrhundert zurückreichende Baugeschichte nach. Für den Bankneubau wurde zwar ein ursprünglich an dieser Stelle stehendes steinernes Patrizierhaus der Familie von Vechelde in der Steinstraße größtenteils abgebrochen, aber der dreiachsige Restbestand dagegen in das Bankhaus einbezogen. Auf den ursprünglichen Keller weisen erhaltene Steinkonsolen hin, die einst als Auflagen für Eichenbalken gedient hatten. Um das 15. Jahrhundert wurden die heute noch erhaltenen Backstein-Kellergewölbe gebaut. Im Jahr 1900 erfolgte ein Erweiterungsbau im gleichen Stil an der Südstraße. Auch dieser Teil wird saniert.
Umbauten nach 1945 werden entfernt
„Alle Einbauten, die nach 1945 entstanden sind, werden entfernt, um die ursprünglichen Materialen und Raumschnitte wieder erlebbar zu machen. In Abstimmung mit der Denkmalpflege wird auch das Dachgeschoss nutzbar gemacht“, beschreibt Julia Hidde das ambitionierte Vorhaben. Restauriert werden sollen auch die noch größtenteils mit Teppich überklebten Holzfußböden, sowie der nach Entfernung der abgehängten Decken zum Vorschein gekommene Stuck und die noch erhaltenen Deckenmalereien. Die Sanierung zählt zu den spektakulärsten privaten Vorhaben in der Stadt. Bereits beim „Tag des offenen Denkmals“ waren alle Führungen ausgebucht. „Der Löwe – Portal für das Braunschweigische“ wird den Baufortschritt begleiten und berichten.



