Zwischen Glanz und Einsam­keit

Elisabeth Christine aus dem Haus Braunschweig-Wolfenbüttel-Bevern war die Frau Friedrichs des Großen - und damit Königin von Preußen. Foto: Richard Borek Stiftung
Elisabeth Christine aus dem Haus Braunschweig-Wolfenbüttel-Bevern war die Frau Friedrichs des Großen - und damit Königin von Preußen. Foto: Richard Borek Stiftung

Objekt des Monats, Folge 14: Das Porträt von Elisabeth Christine, Königin von Preußen aus dem Haus Braun­schweig-Wolfen­büttel-Bevern (1715–1797)

Ein Staats­por­trät stellt sich uns vor. Im Silber­rahmen aus Holz setzt sich der silberne Farbton des Kleides der Königin fort, und eine Kühle liegt über allem. Silber­ge­rahmte Bilder mit solchen Rocaillen – Muschel­formen – sind indes typisch für den einstigen preußi­schen Hof in Potsdam, so daß das Bild von dorther stammen dürfte. Es kann mit dem in Braun­schweig 1911 unter der Nummer „HSB 107“ aufge­lis­teten Bild identisch sein und hing dann im histo­ri­schen Herzog­li­chen Schloss Braun­schweig. Der weitere Verbleib ist lücken­haft: nach 1918 im Herzog Anton Ulrich-Museum, 1955 im Welfen­be­sitz, 2009 Veräu­ße­rung im Kunst­handel und ab 2011 Aufhän­gung im Braun­schweiger Schloss­mu­seum. In Schloss Drott­ning­holm bei Stockholm und in der Bayreu­ther Eremitage gibt es Varianten des Bildes mit der Königin in blauem Kleid.

Das Porträt Elisabeth Christines von Preußen in Gänze. Foto: Der Löwe
Das Porträt Elisabeth Chris­tines von Preußen in Gänze. Foto: Der Löwe

Das Porträt ist voller Krönungs­sym­bolik und daher gut datierbar. Rechts neben Elisabeth liegt die preußi­sche Königs­krone auf einem roten, goldbe­stickten Samtkissen. Es ruht auf einem Konsol­tisch­chen, das von dem preußi­schen Adler mit Krone und Lanze in den Fängen getragen wird. Links im Gemälde ist der rotweiße, herme­lin­ge­füt­terte Kronmantel mit einge­webten Bildern der Königs­krone aufge­schlagen. Alles deutet auf das Jahr 1740, als Elisabeth Christine an der Seite ihres Gemahls, König Friedrich II., der „Große“, zur preußi­schen Königin aufstieg.

Eine düstere Wolke im Hinter­grund

Gemalt haben kann es nur einer: Diese luftigen, mehrschich­tigen Ärmel­spitzen, der Silber­da­mast des stark taillierten Kleides, wo eine gestickte Blüte an der nächsten sitzt, und der porzel­lan­ar­tige Teint der Königin sprechen für eine Zuschrei­bung des unsignierten Bildes an den preußi­schen Hofmaler Antoine Pesne (Paris 1683–1757 Berlin). Pesne pflegte auch hier im Bildhin­ter­grund die für ihn typischen Garten­ku­lissen ein, die an die ersten fride­ri­zia­ni­schen Gärten in Rheins­berg erinnern.

Die Bildstim­mung ist zweige­teilt. Der Blick wird über der preußi­schen Krone von der frischen Buchs­baum­hecke und dem hellen Morgen­himmel angezogen: ein Gleichnis für den Neubeginn von Elisa­beths Leben am preußi­schen Hof. Aber die düstere Wolke links im Hinter­grund lässt ihr schwie­riges Dasein anklingen, das sich bald nach der Heirat anbahnte. Es prägte ihr Leben und führte sie im Alter der Armen­für­sorge zu.

Ehe im Dienst der Dynastie

Ihre Hochzeit im Juni 1733 auf Schloss Salzdahlum bei Wolfen­büttel war das Ergebnis einer dynas­ti­schen Ehean­bah­nung. Ihr Vater, Herzog Ferdinand Albrecht II. von Braun­schweig-Bevern, und der zukünf­tige Schwie­ger­vater, König Friedrich Wilhelm I. von Preußen, kannten sich aus der kaiser­li­chen Armee Leopolds I. Sie hatten die Vermäh­lung ihrer Kinder vorbe­stimmt. Fried­richs Mutter hatte für ihren Sohn zwar eine Tochter ihres Bruders, König Georgs II. von Großbri­tan­nien, als Braut ausge­wählt, konnte sich aber nicht durch­setzen.

Kein Wunder, dass Elisabeth am preußi­schen Hof von der Königin und der älteren Schwester Fried­richs, Wilhel­mine, abgelehnt wurde. Ihnen galt sie als zu „ungebildet“. Aber Elisa­beths guter Charakter und ihre standes­ge­mäße Erziehung ließen sie den Anfein­dungen wider­stehen. Mit Philip­pine Charlotte, der dritten Schwester Fried­richs, verband sie sogar eine lebens­lange Freund­schaft. Weil Friedrich aber seine persön­liche Freiheit vorzog, trennte er sich spätes­tens nach den kühlen, kinder­losen Ehejahren als Kronprin­zen­paar in Schloss Rheins­berg von ihr. Als eigene Residenz wies er ihr Schloss Nieder­schön­hausen zu, das von Elisabeth wegen des dortigen Parks geliebt wurde. Friedrich schätzte dennoch zeitle­bens Elisa­beths Loyalität und ihre Reprä­sen­ta­ti­ons­tärke als Königin, die den Hof während der häufigen Abwesen­heit des Königs vertrat.

Litera­tur­hin­weise:

Charlotte Pangels, Königs­kinder im Rokoko. Die Geschwister Fried­richs des Großen, München 1976.
Elisabeth E. Kwan, Anna E. Röhrig, Frauen vom Hof der Welfen, München 2009.

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