Neues Standard­werk zu Braun­schweigs Okerbrü­cken

Bauhistoriker Elmar Arnhold stellte sein neues Buch „Braunschweigs Brücken an den Oker-Umflutgräben“ im Haus der Baukultur. Foto: RBS

Bauhis­to­riker Elmar Arnhold zeigt neben zum Teil erstmals veröf­fent­lichten Plänen und eindrucks­vollen histo­ri­schen Fotos auch Aufnahmen von der aktuellen Bausi­tua­tion und Luftbilder.

Titel­seite des Brücken Buchs, 2023. Foto: Screen­shot

Alle Menschen in Braun­schweig müssen sie überqueren – die Brücken über die Oker-Umflut­gräben im Stadt­zen­trum. Ihre Benutzung geschieht in der Regel unbewusst. Konstruk­tion, Gestalt und Geschichte der Brücken ist vielen Bewohnern sowie den Gästen Braun­schweigs weitge­hend unbekannt. Für dieje­nigen, die jedoch daran inter­es­siert sind, hat Bauhis­to­riker Elmar Arnhold im Auftrag der Richard Borek Stiftung das neue Buch „Braun­schweigs Brücken an den Oker-Umflut­gräben“ verfasst.

Stadt der Brücken

Braun­schweig ist eine Stadt der Brücken. Die Oker-Umflut­gräben waren einst Bestand­teil der Befes­ti­gungs­an­lagen. Als sie aber unnötig wurden und die Stadt sich jenseits der Wallan­lagen auswei­tete, wurden immer mehr Übergänge in die Stadt benötigt. Heute gibt es 22 inner­städ­ti­sche Brücken. Arnhold beschreibt sie und ihre vielfäl­tige Geschichte in seiner neuen, reich­haltig illus­trierten Publi­ka­tion.

Er hat damit nach seinem Standard­werk über die „Braun­schweiger Plätze in Geschichte und Gegenwart“ (erschienen 2021) erneut ein wichtiges Buch für Braun­schweig-Freunde vorgelegt. Es gleicht in Gestal­tung und Format dem Buch über die Plätze. Bereits angedachte weitere Publi­ka­tionen werden ebenso gestaltet, so dass eine Reihe entsteht.

Gegen­stand des Archi­tek­tur­dis­kurses

„Die Bandbreite der erhal­tenen Brücken­bau­werke reicht von klassi­schen steinernen Bogen­brü­cken über Konstruk­tionen aus Gusseisen sowie genie­teten Eisen­trä­gern bis zu Tragwerken aus Spann­beton. Seit dem 19. Jahrhun­dert haben Indus­tria­li­sie­rung und Zunahme des Verkehrs den Anfor­de­rungen an die Okerbrü­cken ihren Stempel aufge­drückt. Gleich­zeitig lassen sich gestal­te­ri­sche und stilis­ti­sche Einflüsse ablesen. Auf die überaus sorgfältig entwor­fenen Brücken der Zeit vor und um 1900 folgten in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg rein funktio­na­lis­ti­sche Bauten. Seit der Jahrtau­send­wende ist auch die Bauauf­gabe Brücke in Braun­schweig wieder Gegen­stand des Archi­tek­tur­dis­kurses“, schreibt Elmar Arnhold in seinem Editorial.

Vogel­schau­plan Braun­schweigs aus dem Jahr 1606. Foto: Screen­shot

Im Folgenden dokumen­tiert Arnhold ebenso verständ­lich wie kennt­nis­reich den ständigen Wandel der städte­bau­li­chen, verkehrs- und bautech­ni­schen Rahmen­be­din­gungen für die häufigen Neu- und Umbauten der Okerbrü­cken. Ihre Ursprünge reichen bis in das 12. Jahrhun­dert zurück. Nach dem Zweiten Weltkrieg sind erheb­liche Verluste an denkmal­werter Bausub­stanz zu verzeichnen gewesen – wichtige Zeugnisse der Bautech­nik­ge­schichte wie die histo­ri­sche Fallers­leber-Tor-Brücke gingen verloren.

Abriss als Initi­al­zün­dung

Titel­seite der Brücken-Broschüre, 2012. Foto: Screen­shot

Ihr Abriss war Initi­al­zün­dung für das Projekt. Denn für die Richard Borek Stiftung war es der Anlass, Elmar Arnhold 2010 zu beauf­tragen, zur Geschichte der histo­ri­schen Okerbrü­cken im Bereich des Wallrings zu forschen. Ein Ergebnis für die Öffent­lich­keit war bereits die 2012 erschie­nene, klein­for­ma­tige und im Handel längst vergrif­fene 64-seitige Broschüre „Archi­tek­tur­führer: Okerbrü­cken am Braun­schweiger Wallring“, die auch Basis der Löwe-Serie „Braun­schweigs Brücken“ (2018–2019) war.

Die Ergeb­nisse des Forschungs­pro­jekts sind ebenfalls mit Unter­stüt­zung der Richard Borek Stiftung für eine Inter­net­prä­sen­ta­tion auf der offizi­ellen Inter­net­seite der Stadt Braun­schweig aufbe­reitet worden. Sie sind unter  www.braunschweig.de/leben/stadtportraet/bruecken/index.php abrufbar.

Umfang­reiche Archi­va­lien gesichtet

„Braun­schweigs Brücken an den Oker-Umflut­gräben“ ist deutlich umfas­sender geworden. „Es ist keine erwei­terte Neuauf­lage, sondern tatsäch­lich ein neues Buch mit sehr viel mehr Infor­ma­tionen und vor allem histo­ri­schen Abbil­dungen“, sagt Elmar Arnhold. Für die Dokumen­ta­tion hatte er in den Beständen des städti­schen Tiefbau­amts, im Stadt­ar­chiv und im Städti­schen Museum Braun­schweig, im Nieder­säch­si­schen Landes­ar­chiv und in der Herzog August Biblio­thek (beide Wolfen­büttel) sowie im Nieder­säch­si­schen Landesamt für Denkmal­pflege (Hannover) umfang­reiche Archi­va­lien gesichtet. Zahlreiche Pläne, Grafiken und histo­ri­sche Fotogra­fien wurden digital aufbe­reitet.

Beispiel­seite aus dem neuen Standard­werk über Braun­schweigs Brücken. Foto: Screen­shot

Nach einer Einfüh­rung zur Geschichte des Brücken­baus und zur Stadt­ent­wick­lung Braun­schweigs widmet sich Arnhold im Hauptteil jeweils in einem eigen­stän­digen Kapitel zu jeder Brücke. Die Brücken werden im Stile eines Rundgangs vom Wendentor bis zur Wenden­ring­brücke porträ­tiert.

Zahlreiche Abbil­dungen veran­schau­li­chen die wechsel­volle Geschichte der Fluss­über­gänge. Neben zum Teil erstmals veröf­fent­lichten Plänen und eindrucks­vollen histo­ri­schen Fotos finden sich Aufnahmen von der aktuellen Bausi­tua­tion und Luftbilder von Hajo Dietz (Nürnberg Luftbild). Ein Glossar erklärt die wichtigsten bautech­ni­schen und kunst­his­to­ri­schen Begriffe.

Fakten:

Braun­schweigs Brücken an den Oker-Umflut­gräben

Heraus­geber: Richard Borek Stiftung
Autor, Inhalt und Gestal­tung: Elmar Arnhold

140 Seiten, ca. 200, z.T. farbige Abbil­dungen, Softcover
ISBN 978–3‑9823115–3‑1

12,90 Euro

Vorschau:

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