Braun­schwei­gi­scher Schatz von natio­nalem Rang ist zurück

Auf einem langen Tisch und in zwei Vitrinen ist das 185-teilige Service ausgestellt. Foto: Andreas Greiner-Napp/ Museum Wolfenbüttel

Das Schloss­mu­seum Wolfen­büttel erwarb mit dem „Hollän­di­sches Service“ eines der bedeu­tendsten Ensembles europäi­scher Porzel­lan­kunst.

Der Erwerb des „Hollän­di­schen Service“ stellt die größte Anschaf­fung in der Geschichte des Schloss­mu­seums Wolfen­büttel dar. Seit wenigen Tagen berei­chert damit eines der bedeu­tendsten Ensembles europäi­scher Porzel­lan­kunst die Ausstel­lung in den Räumen der ehema­ligen Welfen­re­si­denz. Aus eigener Kraft wäre es dem Museum unmöglich gewesen, diesen „Braun­schwei­gi­schen Schatz“ zu sichern. Der Kaufpreis betrug stolze 600.000 Euro. „95 Prozent davon stammen von deutschen Stiftungen und privaten Förderern“, bedankt sich Museums­lei­terin Dr. Sandra Donner für die enorme Unter­stüt­zung. Zuvor hatten mehrere Gutachten führender deutscher Porzel­lan­ex­perten die hohe Qualität des Ensembles bestätigt und es als „Kulturgut von natio­naler Bedeutung“ einge­stuft.

Das Hollän­di­sches Service wurde in den 1770er Jahren in der Porzel­lan­ma­nu­faktur Fürsten­berg herge­stellt. Foto: Andreas Greiner-Napp/ Museum Wolfen­büttel

Napoleon aß davon

Das Service wurde in den 1770er Jahren in der von Carl I. gegrün­deten herzog­li­chen Porzel­lan­ma­nu­faktur Fürsten­berg herge­stellt. Der damalige Auftrag­geber aus den Nieder­landen ist heute unbekannt. Sicher aber ist, dass es der damalige Bürger­meister der Stadt Rotterdam, Willem Suermondt (1740 bis 1828), erwarb, um es vermut­lich für ein Abend­essen mit dem franzö­si­schen Kaiser Napoleon Bonaparte zu nutzen. Seitdem ist das Service in Famili­en­be­sitz und wurde von Genera­tion zu Genera­tion vererbt, ehe die heute in Luxemburg lebende Besit­zer­fa­milie van Rijckevorsel es nun an das Schloss­mu­seum Wolfen­büttel verkaufte.

Ausstel­lung in Wolfen­büttel: Zunächst bis 10. November

„Wir sind glücklich, dankbar und auch stolz, dass wir mit dem ‚Hollän­di­schen Service‘ ein einzig­ar­tiges Kunstwerk aus dem Braun­schweiger Land zurück ins Braun­schweiger Land holen konnten“, freut sich Thorsten Drahn, Erster Stadtrat der Stadt Wolfen­büttel. Zu sehen ist das Service zunächst bis zum 10. November. Für Mai 2025 ist eine Sonder­aus­stel­lung geplant, in der die besondere Bedeutung und Entste­hungs­ge­schichte des Porzel­lan­kunst­werks beleuchtet werden soll. Zudem sollen wissen­schaft­liche Forschungen an der Schnitt­stelle zwischen Kunst- und Wirtschafts­ge­schichte ermög­licht werden. Von 2026 an wird das „Hollän­di­sche Service“ dann in die Dauer­aus­stel­lung integriert.

Ein Blick in den Sonder­aus­stel­lungs­be­reich im Schloss­mu­seum Wolfen­büttel, in dem das Hollän­di­sche Service präsen­tiert wird. Foto: Andreas Greiner-Napp/ Museum Wolfen­büttel

Braun­schweiger Künstler Pascha Weitsch beteiligt

Jedes einzelne Objekt zeigt ein anderes Motiv hollän­di­scher Küsten­land­schaften. Zusammen ergibt sich ein Gesamt­kunst­werk, das in seiner Vielfalt, Pracht und handwerk­li­chen Perfek­tion einzig­artig ist. An der Bemalung der Teller, Schalen und Terrinen war der berühmte Landschafts­maler Pascha Johann Friedrich Weitsch (1723–1803) beteiligt. Weitsch hatte als vielsei­tiger Künstler, Kunst­händler, Zeichen­lehrer und Verwalter der Gemäl­de­ga­lerie in Schloss Salzdahlum eine wichtige Stellung im Herzogtum Braun­schweig. Mit der Landschafts­ma­lerei auf Porzellan sicherte sich Fürsten­berg im ausge­henden 18. Jahrhun­dert einen Platz unter den führenden Anbietern des Luxus­gutes Porzellan.

Viele Förderer

Neben der Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz haben bedeu­tende nationale Stiftungen wie die Kultur­stif­tung der Länder, die Ernst von Siemens Kunst­stif­tung und die Rudolf-August Oetker-Stiftung sowie weitere regionale Förderer wie die Hans und Helga Eckens­berger Stiftung, die Stiftung Zukunfts­fonds Asse, die Ritter­schaft des ehema­ligen Landes Braun­schweig, die Volksbank eG Wolfen­büttel, der Förder­verein des Museums Wolfen­büttel e. V., die Stadt Wolfen­büttel und zahlreiche private Stifter das Schloss­mu­seum Wolfen­büttel beim Ankauf finan­ziell unter­stützt.

Kontakt:
Schloss Museum Wolfen­büttel
Schloß­platz 13
38304 Wolfen­büttel

E‑Mail: museum@wolfenbuettel.de
Telefon: 05331 9246–0
Inter­net­seite: www.schlosswolfenbuettel.de

Öffnungs­zeiten: Dienstag – Sonntag (10 – 17 Uhr).

Eintritt: Erwach­sene: 5 Euro, Ermäßi­gung: 2,50 Euro, Kinder und Jugend­liche bis 18 Jahre: frei

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