Schloss­mu­seum besteht seit zehn Jahren

Der Thron (Leihgabe des Braunschweigischen Landesmuseums) ist das Herzstück des Schlossmuseums. Foto: Schlossmuseum/Marek Kruszewski
Der Thron (Leihgabe des Braunschweigischen Landesmuseums) ist das Herzstück des Schlossmuseums. Foto: Schlossmuseum/Marek Kruszewski

Ein Jubiläums-Rundgang durch die eindrucks­voll herge­rich­tete Raumflucht mit Spiel- und Musik­zimmer, Arbeits­zimmer, Audienz­zimmer und Thronsaal.

Vor zehn Jahren wurde das Schlossmuseum feierlich eröffnet. Foto: Schlossmuseum/Gisela Rothe
Vor zehn Jahren wurde das Schloss­mu­seum feierlich eröffnet. Foto: Schlossmuseum/Gisela Rothe

Das Schloss­mu­seum verleiht dem wieder aufge­bauten Residenz­schloss mit seiner eindrucks­vollen und histo­risch herge­rich­teten Raumflucht seit nunmehr zehn Jahren Authen­ti­zität. In der Dauer­aus­stel­lung entführen ideal­ty­pisch gestal­tete Arbeits- und Wohnräume in die Zeit der Regent­schaft von Herzog Wilhelm (1831–1884). Die Enfilade im Nordflügel besteht aus Spiel- und Musik­zimmer, Arbeits­zimmer, Audienz­zimmer und Thronsaal. Die Räume sind nach dem Konzept eines Raumkunst­mu­seums mit origi­nalen Möbeln, Gemälden und Kunst­ge­gen­ständen gestaltet. Weil ein Rundgang physisch wegen der Corona-Pandemie zurzeit nicht möglich ist, stellt „Der Löwe“ anläss­lich des Jubiläums die einzelnen Räume vor. Ein Termin für die Wieder­eröff­nung steht noch nicht fest. Das Museum wurde am 9. April 2011 der Öffent­lich­keit übergeben.

Ein Raum des Müßig­gangs

Das Spiel- und Musik­zimmer ist ein Raum des Müßig­gangs. Der Herzog nutzte den privaten Rahmen teils zu vertrau­li­chen Gesprä­chen. Das Mobiliar ist leicht, so dass es möglich war, verschie­dene Möbel­gruppen für Spiel und Unter­hal­tung zu arran­gieren. Als einziges erhal­tenes Musik­in­stru­ment des alten Residenz­schlosses bildet der Hammer­flügel den Mittel­punkt des Raumes. Er gehört zu den kostbarsten Stücken des Schlosses und wurde um 1820 von der renom­mierten Firma Konrad Graf in Wien aus Tropen­holz mit feuer­ver­gol­deten Bronze­be­schlägen und einge­legten Mustern aus Perlmutt gefertigt. Eine besondere Geschichte prägt die Sitzgruppe mit dem goldgelbem Bezug: Nach der Novem­ber­re­vo­lu­tion 1918 wurde sie an die damalige Staats­bank abgegeben, ging so in den Besitz der Nord/LB über und gelangte schließ­lich ins Braun­schwei­gi­sche Landes­mu­seum, das sie dem Schloss­mu­seum als Leihgabe zur Verfügung stellt.

Das Spiel- und Musikzimmer wird dominiert vom Hammerflügel (Leihgabe des Städtischen Museums), dem einzig erhaltenen Musikinstrument des alten Residenzschlosses. Foto: Schlossmuseum/Marek Kruszewski
Das Spiel- und Musik­zimmer wird dominiert vom Hammer­flügel (Leihgabe des Städti­schen Museums), dem einzig erhal­tenen Musik­in­stru­ment des alten Residenz­schlosses. Foto: Schlossmuseum/Marek Kruszewski

Vorliebe für karierte Stoffe

Das Arbeitszimmer mit Schreibtisch und Ledersessel des Herzogs. Foto: Schlossmuseum/Marek Kruszewski
Das Arbeits­zimmer mit Schreib­tisch und Leder­sessel des Herzogs. Foto: Schlossmuseum/Marek Kruszewski

Im Schlossbau des 19. Jahrhun­derts gab es gleich mehrere Arbeits­zimmer. Den Raum im Schloss­mu­seum prägen der Schreib­tisch im spätklas­si­zis­ti­schen Stil von Konstantin Uhde und der von Carl Theodor Ottmer entwor­fene rote Leder­sessel. Die Karte auf der Tisch­platte zeigt das Herzogtum um 1840, umgeben von den König­rei­chen Hannover und Preußen. Kräftige Grüntöne und markante Muster bestimmen die Möbel­be­züge. Vor allem für karierte Stoffe hegte Herzog Wilhelm eine Vorliebe, weil er seine Jugend in London verbracht und dort auch die schot­ti­sche Kultur kennen­ge­lernt hatte. Das Sofa und der Tisch aus kostbarem Palisan­d­er­holz gehörten zur Erstaus­stat­tung der Residenz. Die im Arbeits­zimmer versam­melten Gemälde befanden sich allesamt in den histo­ri­schen Arbeits- und Sitzungs­räumen des Schlosses. Im Mittel­punkt steht die Familie von Wilhelms Urgroß­vater, Herzog Carl I.. Einige von ihm gegrün­dete Insti­tu­tionen gibt es noch heute. Darunter befinden sich die Techni­sche Univer­sität Braun­schweig, die Braun­schwei­gi­sche Landes­spar­kasse, die Öffent­liche Versi­che­rung sowie das Herzog Anton Ulrich-Museum und das Natur­his­to­ri­sche Museum.

Hoher reprä­sen­ta­tiver Anspruch

Im Audienz­zimmer empfing der Herzog Botschafter, Fürsten, Offiziere und angese­hene Bürger empfangen. Mindes­tens drei solcher Räume gab es im histo­ri­schen Braun­schweiger Schloss. Die Möbel­aus­stat­tung zeugt vom hohen reprä­sen­ta­tiven Anspruch, den man an die Einrich­tung eines Audienz­zim­mers stellte. Die beiden teilver­gol­deten Sessel, der mittlere Tisch, die Beistell­ti­sche an der Wand und das Sofa entwarf Konstantin Uhde. Die beiden feuer­ver­gol­deten Tisch­leuchter wurden etwa um 1835 in Paris im Stil des franzö­si­schen Spätem­pire angefer­tigt. Leuchter wie diese gab es früher mehrfach in den hochran­gigen Schloss­räumen. Der silberne Tafel­auf­satz ist ein besonders exklu­sives Stück. Er stammt aus der Zeit um 1880 und wurde als Teil eines umfang­rei­chen silbernen Prunk­ge­schirrs in London erworben. Der Teppich im Zentrum des Raums trägt in der Mitte das Große Staats­wappen der Herzöge von Braun­schweig-Lüneburg.

Der Teppich im Zentrum des Audienzzimmers trägt in der Mitte das Große Staatswappen der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. Foto: Schlossmuseum
Der Teppich im Zentrum des Audienz­zim­mers trägt in der Mitte das Große Staats­wappen der Herzöge von Braun­schweig-Lüneburg. Foto: Schloss­mu­seum

Löwe und Welfen­ross präsent

Der Thronsaal wurde bis ins Detail weitgehend originalgetreu rekonstruiert. Foto: Schlossmuseum/Marek Kruszewski
Der Thronsaal wurde bis ins Detail weitge­hend origi­nal­ge­treu rekon­stru­iert. Foto: Schlossmuseum/Marek Kruszewski

Der Thronsaal bildet das prunk­volle, ganz im fürst­li­chen Rot gehaltene Herzstück des Schloss­mu­seums. Constantin Uhde entwarf den Thron anläss­lich des 50. Thron­ju­bi­läums von Herzog Wilhelm (1881). Der Saal wurde mit seiner Ausstat­tung, der Wandbe­span­nung, Fenster­vor­hängen, Saaldecke und Teppich nach histo­ri­schen Fotogra­fien, zeitge­nös­si­schen Beschrei­bungen und Verzeich­nissen weitge­hend origi­nal­ge­treu rekon­stru­iert. Staats­wappen und Wappen­tiere des Herzogs­hauses, Löwe und Welfen­ross, sind hier überall präsent. Bei Thron­au­di­enzen saß der Herzog in dem erhöhten Thron­sessel, während die Gäste um ihn herum zumeist standen. Ein Glücks­fall ermög­lichte die Nachbil­dung der Wandbe­span­nung: Die Tapete aus Seiden­da­mast wurde seiner­zeit eigens im franzö­si­schen Lyon angefer­tigt. Das Muster zeigt den Buchstaben „W“ für Herzog Wilhelm und das Welfen­ross, jeweils mit einer Krone von einem Lorbeer­kranz einge­fasst. Zwei originale Stoff­stücke, ein chemi­sches Farbmuster und auf das Jahr 1866 datierte großfor­ma­tige geras­terte Webkarten waren im Firmen­ar­chiv noch erhalten geblieben. So war es möglich, bei der Neuan­fer­ti­gung in Lyon nach 150 Jahren die Tapete exakt zu kopieren.

„Histo­ri­sches Menü“

Im Weißer Saal ist das multimediale „historische Menü“ im Stil einer festlichen Tafel hergerichtet. Foto: Schlossmuseum/Marek Kruszewski
Im Weißer Saal ist das multi­me­diale „histo­ri­sche Menü“ im Stil einer festli­chen Tafel herge­richtet. Foto: Schlossmuseum/Marek Kruszewski

Zur Dauer­aus­stel­lung gehören neben der Raumflucht weitere attrak­tive Räume. Der Weiße Saal diente einst als Speise- und Ballsaal. Entspre­chend seiner früheren Nutzung ist das multi­me­diale „histo­ri­sche Menü“ im Stil einer festli­chen Tafel herge­richtet. An den zehn Bildschirm­sta­tionen lassen sich inter­aktiv die unter­schied­li­chen Epochen des Schlosses recher­chieren. Zurzeit dient der Saal als Raum für die Sonder­aus­stel­lung „Gesell­schaft der Freunde junger Kunst“. Sonder­aus­stel­lungen gehören von Beginn an zur Museums­kon­zep­tion. Besonders erfolg­reich waren in der Vergan­gen­heit „Europas letztes Rendez­vous. Die Hochzeit von Victoria Luise und Ernst August“, „Schatz­kammer Harz“ und „Revolu­tion. Abdankung. Schloss.“.

Konzep­tion ausge­zeichnet

Wegen seiner schlüs­sigen Konzep­tion aus Ausstel­lung, Vermitt­lung, Dokumen­ta­tion und Forschung wurde das Schloss­mu­seum 2018 mit dem Gütesiegel des Museums­ver­bands Nieder­sachsen und Bremen e.V. ausge­zeichnet. Das Prädikat erhalten Museen, die die Standards für Museen des Deutschen Museums­bundes in vorbild­li­cher Weise erreicht haben.

Engagierte Stiftungen

Die Umsetzung des schloss­ähn­li­chen Innen­aus­baus der Räume, der seiner­zeit unter Oberbür­ger­meister Dr. Gert Hoffmann von einer breiten Ratsmehr­heit aus CDU, FDP und SPD getragen wurde, war nur durch hohe finan­zi­elle Beiträge der Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz, der Stiftung Nord LB/Öffentliche (heute Die Braun­schwei­gi­sche Stiftung) und der Richard Borek Stiftung möglich. Haupt­leih­geber ist die Richard Borek Stiftung, die im Rahmen der Welfen-Auktion 2005 rund 1.000 Objekte mit Schloss­bezug erwarb. Leihgeber sind zudem das Braun­schwei­gi­schen Landes­mu­seum (u. a. Thron), das Städti­schen Museum (u. a. Hammer­flügel) sowie das Herzog Anton Ulrich-Museum und das Hoffmann-von-Fallers­leben-Museum. Träger des Museums ist die Stiftung Residenz­schloss Braun­schweig, zu der neben den genannten Stiftungen auch die Stadt Braun­schweig gehört.

Öffnungs­zeiten:

  • Dienstag 10 – 17 Uhr
  • Mittwoch 13 – 20 Uhr
  • Donnerstag bis Sonntag 10 –17 Uhr

Eintritt: Erwach­sene 4 Euro, Kinder bis 15 Jahre frei.

Zurzeit ist das Schloss­mu­seum geschlossen!

Kontakt:

Maria Heise
Tel.: 0531–470-3895
E‑Mail: schlossmuseum@residenzschloss-braunschweig.de
Homepage: www.schlossmuseum-braunschweig.de

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