Gräber­feld erinnert an die Schrecken des Ersten Weltkriegs

Gräberfeld mit Gefallenen des Ersten Weltkriegs auf dem Hauptfriedhof. Foto: der Löwe
Gräberfeld mit Gefallenen des Ersten Weltkriegs auf dem Hauptfriedhof. Foto: der Löwe

Vor 111 Jahren begann das große Sterben auf den Schlacht­fel­dern des Ersten Weltkriegs.

Der Novem­ber­re­vo­lu­tion in Braun­schweig war die Urkata­strophe des 20. Jahrhun­derts mit dem Ersten Weltkrieg voraus­ge­gangen. Am 8. November 1918 musste Ernst August, der letzte Herzog von Braun­schweig, abdanken. Soldaten und Arbeiter waren in sein Residenz­schloss einge­drungen und drängten ihn die von ihnen vorbe­rei­tete Abdan­kungs­ur­kunde zu unter­schreiben. Tags darauf folgte im ganzen Reich das Ende der Monarchie.

Vom großen Leid, das der Erste Weltkrieg verur­sachte, zeugt auch ein beein­dru­ckendes Gräber­feld auf dem Braun­schweiger Haupt­friedhof. Dort ruhen 885 deutsche Soldaten, die zwischen 1914 und 1923 starben. Sie wurden aus Kriegs­ge­bieten überführt oder starben in Lazaretten und Kranken­häu­sern an den im Krieg erlit­tenen Verwun­dungen.

21 Millionen Tote

Deutsch­land kämpfte zusammen mit Öster­reich gegen die Dreier­ko­ali­tion Russland, Frank­reich und England in einem Krieg, für den sich alle Mächte aufge­rüstet hatten. Das Attentat auf den Großherzog Franz Ferdinand, dem öster­rei­chi­schen Thron­folger, im Juni 1914 in Sarajewo setzte eine Kette von verhäng­nis­vollen Bündnis­ver­pflich­tungen in Gang, die einen bis dahin unvor­stell­baren Krieg entfes­selte.

In den vier Kriegs­jahren wurden weltweit 21 Millionen Menschen getötet. Auf deutscher Seite starben knapp sechs Millionen Soldaten.

Am 5. und 6. August 1914 zog aus Braun­schweig zuerst das Infan­terie-Regiment Nr. 92 unter dem Jubel der Bevöl­ke­rung in den Krieg. „Die meisten Soldaten glaubten, es ginge nur mal schnell zum Einkaufen nach Paris, die deutsche Armee sei den anderen haushoch überlegen“, sagt Histo­riker Gerd Biegel.

Das war aber ein folgen­schwerer Trugschluss. Bis 1918 waren die Tode von drei Komman­deuren 143 Offizieren und 4.668 Unter­of­fi­zieren und einfachen Soldaten aus Braun­schweig zu beklagen.

Denkmal für die Gefallenen Braunschweiger Soldaten. Foto: der Löwe
Denkmal für die Gefal­lenen Braun­schweiger Soldaten. Foto: der Löwe

Tödlicher Säbelhieb

Während in der Heimat die Zeitungen noch Sieges­mel­dungen verkün­deten, hatte an der Front längst das große Sterben begonnen.

Der erste gefallene Braun­schweiger war Leutnant Diekmann. Er diente im 14. Ulanen­re­gi­ment, einem Kaval­le­rie­re­gi­ment der Preußi­schen Armee. Auf Patrouille bei Réméré­ville traf ihn ein tödlicher Säbelhieb eines Franzosen in den Hals. Und im Brief eines jungen Braun­schweiger Kriegs­frei­wil­ligen vom 14. November 1914 heißt es:

„Vorges­tern früh um 4 Uhr begann ein furcht­barer Kanonen­donner. 128 Geschütze standen uns gegenüber … unzählige Granaten platzten neben mir. […] Die ganze Fläche war mit Haufen von Toten bedeckt.“

„Heldentod fürs Vaterland“

Die Folgen des Krieges wurden auch in der Heimat immer deutli­cher spürbar. In den Zeitungen häuften sich die Todes­an­zeigen mit dem Eisernen Kreuz und fast immer mit dem einlei­tenden Satz: „Den Heldentod für das Vaterland starb …”.

So steht es auch auf einem Denkmal auf dem Haupt­friedhof geschrieben. Die Einzel­grab­steine aus Elmsand­stein sind gekrönt mit Eisernen Kreuzen aus Gusseisen. Aufgrund der starken Verwit­te­rung der einge­hauenen Inschriften wurden von 1996 an Namens­platten aus Alu-Guss an den Einzel­grab­steinen angebracht.

Denkmal für die Gefallenen Husarenregiments. Foto: der Löwe
Denkmal für die Gefal­lenen Husaren­re­gi­ments. Foto: der Löwe

In dem durch hohe Bäume und trennende Büsche geglie­derten Gräber­feld liegen die Kriegs­opfer in Reihen, die im rechten Winkel oder kreis­förmig angeordnet sind. Durch­schnitten wird das Gräber­feld von recht­winklig verlau­fenden Sandwegen, die es in vier Segmente teilen. An zwei Enden des Wegekreuzes wurden Brunnen angelegt. An den Rändern der vier Segmente der Anlage stehen Denkmäler für die Braun­schweiger Tradi­ti­ons­re­gi­menter.

Lazarett im Residenz­schloss

Verwun­dete oder erkrankte Soldaten waren zunächst in Feldla­za­rette im Front­be­reich unter­ge­bracht. Dort wurden sie entweder wieder front­ein­satz­fähig gemacht oder für den Transport in Lazarett­zügen in die Heimat vorbe­reitet.

Wie im gesamten Kaiser­reich waren auch in Braun­schweig zahlreiche Lazarette in Schulen, Gaststätten und Kirchen einge­richtet worden. Auch im Residenz­schloss und im Schüt­zen­haus wurden Verwun­dete versorgt.

Der Erste Weltkrieg sprengte zudem im Hinblick auf die Versor­gung der Verwun­deten alle Vorstel­lungen. Die häufig unzurei­chende Versor­gung in den Lazaretten war für eine große Zahl von Kriegs­in­va­liden verant­wort­lich.

An die Toten und die fürch­ter­li­chen Gescheh­nisse des Ersten Weltkriegs erinnert eine von der Deutschen Kriegs­grä­ber­für­sorge auf dem Haupt­friedhof aufge­stellte Infor­ma­ti­ons­tafel.

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