Schule soll Spaß machen

Die Schüler der Klasse 5a der Hauptschule Sophienstraße steigen auf die große Wippe des Niedrigseilgartens des AWO Kampus. Foto: Martina Bartling / AWO Bezirksverband Braunschweig (Peterscamp Sophienstraße 3 2016)
Die Schüler der Klasse 5a der Hauptschule Sophienstraße steigen auf die große Wippe des Niedrigseilgartens des AWO Kampus. Foto: Martina Bartling / AWO Bezirksverband Braunschweig (Peterscamp Sophienstraße 3 2016)

Mit Hilfe der Richard Borek Stiftung nehmen jetzt auch die fünften Klassen der Haupt­schule Sophien­straße für 1,5 Jahre an einem erleb­nis­päd­ago­gi­schen Sozial­trai­ning teil.

Dass man auch mal neue Wege gehen muss, beweist ein in Braun­schweig einma­liges Projekt für Haupt­schü­le­rinnen und Haupt­schüler. Nils Borkowski, Mitar­beiter des AWO-Förder­zen­trums Lotte Lemke, und sein speziell ausge­bil­detes Trainer­team bieten ein beson­deres Sozial­trai­ning an. Premiere feierte es 2012 an der Haupt­schule Pesta­loz­zi­straße. Seit Anfang Februar 2016 wird das in Deutsch­land vielbe­ach­tete Modell­pro­jekt, zunächst für einen Zeitraum von 1,5 Jahren, auch in den beiden fünften Klassen der Haupt­schule Sophien­straße durch­ge­zogen. Damit nehmen zwei der drei Braun­schweiger Haupt­schulen am Pilot­pro­jekt teil.

„Soziale Kompe­tenzen, Selbst­be­wusst­sein und Konflikt­fä­hig­keiten, dies sind die Grund­lagen, die die Schüler hinsicht­lich eines besseren Lernens bei uns vermit­telt bekommen sollen“, sagt der 35-jährige Erleb­nis­päd­agoge Borkowski, der das ausge­feilte Konzept für das einen immer größeren Stellen­wert einneh­mende außer­schu­li­sche Lernen entwi­ckelt hat. Denn vor allem die neuen Haupt­schüler hätten häufig einen schwie­rigen Start in Klassen­stufe fünf, weil sie sich selbst nicht selten als Bildungs­ver­lierer betrachten, betont Borkowski. „Die Schüler sollen merken, dass Schule doch Spaß macht. Dazu benötigen sie aber Erfolgs­er­leb­nisse.“

Um Erfolge zu erzielen, müsse man die Klasse vor Heraus­for­de­rungen stellen, erklärt Borkowski. Dies funktio­niere unter freiem Himmel viel besser als im Klassen­raum. Die ersten Lektionen lernte die 5a der HS Sophien­straße, die fortan einmal im Monat einen ganzen Tag an dem Sozial­trai­ning mit unter­schied­li­chen erleb­nis­päd­ago­gi­schen Methoden teilnimmt, im Niedrig­seil­garten auf dem AWO-Kampus am Peters­kamp. Auf dem Stunden­plan stehen zukünftig auch Mountain­bike-Touren mit Fahrsi­cher­heits­trai­ning, Gipfel­wan­de­rungen beispiels­weise im Elm, Geocaching und Floßbauen.

Fast schon erschre­ckend: Lediglich zwei Schüler der 5a sind Mitglieder in einem Sport­verein. Die Schüle­rinnen und Schüler stammen unter anderem aus der Türkei, Polen, Italien, Pakistan, dem Kosovo und Syrien. Fünf Schüler benötigen große Unter­stüt­zung. „Inklusion ist eine große Baustelle bei uns. Unsere Lehrkräfte profi­tieren enorm von dem Sozial­trai­ning“, sagt Stefan Behmer, Schul­leiter der HS Sophien­straße, an dessen Schule das Sozial­trai­ning jetzt fester Bestand­teil des Schul­cur­ri­cu­lums ist. Er dankte der Richard Borek Stiftung ausdrück­lich für die Projekt­för­de­rung.

„Der Ton und der Umgang unter den Schülern ändert sich. Es fallen viel weniger böse Worte und der Frust wird im Laufe des Projektes immer geringer“, weiß Katharina Giblewska, am Projekt betei­ligte kommunale Schul­so­zi­al­ar­bei­terin der Stadt Braun­schweig, von schnellen Fortschritten zu berichten. „Auch die Beziehung Schüler-Lehrer verbes­sert sich. Wir bekommen einen besseren Zugang zu den Schülern und die Kommu­ni­ka­tion klappt immer besser.“

Berfin, eine Schülerin der 5a der HS Sophien­straße, hat schon am ersten Trainingstag Erfolge festge­stellt. „Es war wirklich sehr schwierig, auf der großen Holzwippe mit allen das Gleich­ge­wicht herzu­stellen“, so die 10-Jährige. Sie seien vorher im Halbkreis zusammen gekommen und hätten sich einen gemein­samen Plan zurecht­ge­legt, berichtet die Fünft­kläss­lerin mit einem schel­mi­schen Lächeln. Sie knuffte ihre Mitschüler in die Rippen, sie sollten doch auch mal etwas sagen. „Mit Teamwork haben wir es aber am Ende geschafft.“

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