Franz Schubert – wild und neu

Nico and the Navigators. Foto: Dirk Bleicker
Nico and the Navigators. Foto: Dirk Bleicker

Wandern und Fortgehen, Fremdsein, Einsam­keit und die Sehnsucht nach Gebor­gen­heit – in seinen Liedern beschreibt Franz Schubert Gefühle von Allein­sein und Isolation. Bei einem Konzert im Rahmen der Nieder­säch­si­schen Musiktage fragen Sänger, Tänzer und Musiker nach der Aktua­lität der Themen.

Franz Schubert war ein Komponist der Frühro­mantik. Und trotzdem haben seine Lieder im 21. Jahrhun­dert, in dem Millionen von Menschen auf der Flucht sind, eine besondere Aktua­lität. In dem Programm „SILENT SONGS into the wild“ für Streich­quar­tett, drei Tänzer, vier Sänger, Klavier, E‑Gitarre und zwei Kameras, gehen die Künstler auf Entde­ckungs­reise und erfor­schen Schuberts Liedgut im Hier und Jetzt. Szenische Stimmungen lassen aktuelle gesell­schaft­liche Bezüge aus den Assozia­tionen der Musik entstehen.

Die Regis­seurin Nicola Hümpel und ihre Kompanie Nico and the Naviga­tors nähern sich bekannten Zyklen wie „Die schöne Müllerin“, „Winter­reise“ und „Schwa­nen­ge­sang“ mit großem Respekt vor Schuberts Werk, aber auch aktuellen Fragen: Wie und warum berührt uns heute ein Lied von Schubert? Was passiert, wenn eine Sängerin, ein Sänger mit dem Lied in die Freiheit entlassen werden, in ihre jeweils indivi­du­elle künst­le­ri­sche Freiheit, die mit ihrer Herkunft, ihren Erfah­rungen, ihren Persön­lich­keiten zu tun hat? Endet die Arie im Lachen? In der Apathie? Im Weinen? Im arabi­schen Klage­ge­sang? Im Jazz? Wie empfindet das Publikum das Schubert­sche Lied heute? Als betörend, beruhi­gend, als künstlich oder fremd, als hochak­tuell? Wie können sich Lebens­ge­fühl und Weltan­schauung von heute darin wider­spie­geln? Ihre Arbeit verstehen Nico and the Naviga­tors als Recherche, in dem sie sich ihrem gemein­samen Thema – wie hier Schuberts Liedern – annähern, es ausloten und ihre persön­li­chen Erfah­rungen einbringen.

In einer szeni­schen Insze­nie­rung, bei der Gesang, Tanz, Schau­spiel und Instru­men­tal­musik mitein­ander verschmelzen, erleben die Zuhörer einen ganz anderen Lieder­abend. Die Stücke verweben sich und bilden einen überra­schenden neuen Zyklus, bei dem nicht nur Stimme und Instru­mente, sondern auch eigene Gefühle, Persön­lich­keiten und Bewegungen einge­setzt werden.

Nico and the Naviga­tors sind ein freies Berliner Theater­en­semble, das 1998 von Nicola Hümpel und Oliver Proske am Bauhaus Dessau gegründet wurde. Ihre bildstarken Produk­tionen werden inter­na­tional an renom­mierten Häusern und auf Festivals gezeigt, u. a. in Korea, Paris, Wien, Berlin und München. 2016 erhielt die Kompanie für ihre heraus­ra­gende künst­le­ri­sche Leistung den Konrad-Wolf-Preis durch die Akademie der Künste. Unter­stützt werden die Schau­spieler u. a. durch das junge Streich­quar­tett Apollon Musagète, das Kritiker und Publikum mit seinen mitrei­ßenden und berüh­renden Inter­pre­ta­tionen verzau­bert.

Das Konzert ist eine Veran­stal­tung im Rahmen der Nieder­säch­si­schen Musiktage 2017 in Koope­ra­tion mit der Nieder­säch­si­schen Sparkas­sen­stif­tung, der Braun­schwei­gi­schen Sparkas­sen­stif­tung und der Braun­schwei­gi­schen Stiftung.

Die 31. Nieder­säch­si­schen Musiktage stehen in diesem Jahr unter dem Thema „Raum“. Inten­dantin Katrin Zagrosek hat dazu ein Programm konzi­piert, das zeigt, wie Musik Raumwahr­neh­mung verändern kann. Inter­na­tio­nale Künstler spielen in thema­tisch passenden und auch ungewöhn­li­chen Räumen.

 Infor­ma­tionen

SILENT SONGS into the wild
Nico and the Naviga­tors, Apollon Musagète Quartett u.a.
Sonntag, 17. September, 18:00 Uhr
Staats­theater Braun­schweig, Kleines Haus, Magni­tor­wall 18, 38100 Braun­schweig
Karten zwischen 5 € und 30 €
Infos und Karten unter https://www.musiktage.de/de/konzerte/konzert/834

Am Samstag, 16. September 2017 findet von 11:00 bis 12:30 Uhr im Louis-Spohr-Saal des Großes Hauses eine Matinée statt, die einen musika­li­schen Vorge­schmack auf das Konzert bietet. Der Eintritt dazu ist frei.

Mehr unter:  https://www.musiktage.de/de

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