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So wird es im Kleinen Haus beim „1. Niedersächsischen Schwarzmarkt für nützliches Wissen und Nicht-Wissen“ aussehen. Foto: Stiftung Niedersachsen/Dorothee Wimmer
So wird es im Kleinen Haus beim „1. Niedersächsischen Schwarzmarkt für nützliches Wissen und Nicht-Wissen“ aussehen. Foto: Stiftung Niedersachsen/Dorothee Wimmer

1. Nieder­säch­si­sche Schwarz­markt für nützli­ches Wissen und Nicht-Wissen findet am 7. April im Kleinen Haus des Staats­thea­ters statt.

Ist es eine Perfor­mance oder ein Lernpro­zess? Ist es eine Talkshow oder eher eine Vorlesung? Ist es Wissen­schaft oder doch Kultur? Wohl, passend zum Thema,  irgend­etwas dazwi­schen. Der „1. Nieder­säch­si­sche Schwarz­markt für nützli­ches Wissen und Nicht-Wissen“ am 7. April von 18 Uhr an im Kleinen Haus des Staats­thea­ters Braun­schweig ist jeden­falls ein spannendes, inter­es­santes  Experi­ment, an dem jedermann teilnehmen kann und das auch noch kostenlos. 162 je 30-minütige Einzel­ge­spräche wird es dabei zwischen den Besuchern und Experten geben. Das überge­ord­nete Thema lautet „Maping the Gap – Gapping the Map. Und soll das Leben in Zwischen­räumen, Durch­gangs­la­gern und Warte­zim­mern“ beleuchten. Dabei geht es nicht nur um die konkreten und symbo­li­schen Zwischen­räume in unserer Gesell­schaft, sondern auch um Menschen, die in ihnen leben.

Punktuell werden die Schlag­lichter auf Geflüch­tete ebenso wie auf Vielflieger, auf Touristen und Spione, Schmuggler und Geschäfts­leute, Blogger und Hacker und viele mehr gestellt. „Mehr Menschen als jemals zuvor sind unterwegs, warten zwischen Orten oder leben an provi­so­ri­schen Plätzen, an denen der Ausnah­me­zu­stand zur Regel geworden ist. Laut den Vereinten Nationen besteht ein Flücht­lings­lager im Durch­schnitt für 20 Jahre und ein Flücht­ling verbringt etwa zwölf Jahre dort“, heißt es in der Ankün­di­gung. Mit der Landes­auf­nah­me­be­hörde (LAB) im Stadtteil Kralen­riede ist Braun­schweig zu einem kriti­schen und wichtigen Standort geworden.

Insgesamt stehen 60 Experten, vor allem aus Braun­schweig unter der Region, zum Gedan­ken­aus­tausch bereit. An 27 Tischen, aufge­stellt in Dreier­reihen, wird es sechs Runden geben. Das Projekt läuft unter dem Titel „Mapping the Gap – Gapping the Map“. Ein Exper­ten­ge­spräch kann vor Ort für 1 Euro gebucht werden. Der Kreis der Experten ist ausge­spro­chen bunt (Liste siehe unten). Er reicht vom Imam über eine Migra­ti­ons­for­scherin, von einer Entwick­lungs­hel­ferin bis zu einem  Histo­riker, von einer Hebamme über eine Schamanin, einem Künstler bis zu einer Hospiz­lei­terin, von einem Urbanisten über eine Dokumen­tar­fil­merin, einen Zukunfts­for­scher bis hin zu einer Politi­kerin. Einge­bettet ist der Schwarz­markt in die Themen­tage „Escape to Life – Europa und die Chrono­logie der Flucht“, die vom 5. bis 8. April ebenfalls im Staats­theater Braun­schweig statt­finden.

„Wir freuen uns sehr, dass so viele Experten aus Braun­schweig und der Region dabei sein werden. Tatsäch­lich ist der Bezug zur Region sowohl für die Experten, wie für die Besucher und natürlich auch für das Format an sich entschei­dend und spannend: Mit wem leben ich in meiner Stadt? Wer beschäf­tigt sich mit welchen Themen? Gleich­zeitig soll eine gewisse Hierar­chie aufgelöst werden: Jeder kann ein Gespräch buchen und die Experten sind deshalb Experten, weil sie über ein spezi­fi­sches Wissen, eine bestimmte Erfahrung verfügen – nicht aufgrund ihrer Karrieren.Es kommen auf sämtli­chen Ebenen Menschen zusammen, die sich sonst nie begegnet wären. Das ist wahnsinnig motivie­rend und aufregend., erläutert Kuratorin Lisa Grolig (Staats­theater Braun­schweig). Mit dabei ist Hannah Hurtzig, die Urheberin der Schwarz­märkte. Sie insze­nierte 2005 die ersten Veran­stal­tungen dieser Art.

„Der Schwarz­markt soll als spaßig-intel­lek­tu­elle Ausein­an­der­set­zung natürlich das Publikum unter­halten, aber auch zum Mitmachen animieren und nachdenk­lich stimmen“, sagt Dr. Gesa Schöner­mark weiter. Dafür können die nicht im Gespräch befind­li­chen Gäste insgesamt 36 Dialoge über das „Schwarz­markt­radio“ verfolgen. In den sechs Gesprächs­runden wird es jeweils sechs Übertra­gungen auf unter­schied­li­chen Kanälen geben, aus denen das Publikum indivi­duell wählen kann.

Zwei weitere Veran­stal­tungen wird es noch in Nieder­sachsen geben. Termine und Orte stehen dafür noch nicht fest. Die Stiftung Nieder­sachsen hat insgesamt drei Schwarz­markt-Lizenzen von den Urhebern der Mobilen Akademie Berlin gekauft.

Der Schwarz­markt für nützli­ches Wissen und Nicht-Wissen ist das erfolg­reichste künst­le­ri­sche Projekt der Mobilen Akademie Berlin. Er gastierte zu jeweils unter­schied­li­chen Themen bereits in vielen Metro­polen. Der Aufbau und das Bühnen­bild sind bei jeder Auffüh­rung grund­sätz­lich gleich. Es gibt Tisch­reihen, über jedem Tisch hängt als Beleuch­tung eine sparta­ni­sche Glühlampe. Die Experten können beim Check-in gebucht werden. Nicht immer steht der Wunsch­kan­didat zur Verfügung, aber das macht nichts, schließ­lich kann auf dem Schwarz­markt gehandelt werden.

Der Exper­ten­kreis in Braun­schweig:

Abdul­rahim Aljouja (Physio­the­ar­peut), Dr. Sadiqu Al-Mousslie  (Mediziner und Imam), Felix Alvarado (inter­kul­tu­reller Stadt­führer), Jessica Ataker (Bloggerin Trouble­brain), Cicek Bacik (Migra­ti­ons­for­scherin), Klaus-Peter Bachmann (Landtags­vi­ze­prä­si­dent a.D.), Dr. Sabine Baumann (Kunst­ge­ragogin und Coach), Dr. Susann Baumgartle  (Kultur­wis­sen­schaft­lerin), Dorothea Behrens (Arbeits­ver­mitt­lerin), Prof. Dr. Gerd Biegel (Histo­riker), Dr. Jill Philine Blau (Lehrbe­auf­tragte Develo­p­ment Studies), Doris Bonkowski (Migra­ti­ons­be­auf­tragte), Dr. Holger Broeker (Kurator), Fiona Dinkel­bach (Bloggerin The Dashing Rider), Tobias Dostal (Zauber­künstler), Lars Eckert (Künstler), Heike Miethe-Sommer (Entwick­lungs­hel­ferin), Abigail Fagan (Lehrbe­auf­tragte American Litera­ture), Serena Alma Ferrario (Künst­lerin), Benjamin Franz (Lehrbe­auf­tragter Religi­ons­päd­agogik), Maria Frommhold (Germa­nistin), Carlo Fuchs (Ornitho­loge), Melanie Gärtner (Dokumen­tar­fil­merin), Iwona Glajc (Projekt­mit­ar­bei­terin Bildungs­ver­ei­ni­gung Arbeit & Leben), Petra Gottsand (Hospiz­lei­terin), Peter Gottwald (Musiker), Gabriele Heinen-Kljajic (Politi­kerin), Petra Sabine Hoffmann (Schamanin), Hannah Hurtzig (Kopistin), Johanna Jahn (Trans­gender), Prof. Dr. Ulrich Joger (Biologe), Marian Kaiser (Medien­theo­re­tiker), Michael Kazda (Fachbe­reich Zeit&Frequenz), Prof. Dr. Martin Korte (Neuro­bio­loge), Florian Kraut­krämer (Filmwis­sen­schaftler), Angelika Kühnel (Masken­bild­nerin), Constanze Kur (Infor­ma­ti­kerin), Zahra Lessan (Sozial­ar­bei­terin), Stefan Linke (Raumfahrt­in­ge­nieur), Kevin Löffler (Bewäh­rungs­helfer), Dr. Astrid Matron (Filmwis­sen­schaft­lerin), Heike Miethe-Sommer (Entwick­lungs­hel­ferin), Dr. Jeannie Moser (Literatur- und Kultur­wis­sen­schaft­lerin), Claus-Peter Neumann (Zukunfts­for­scher), D. Hubert Peuker (DDR-Zeitzeuge), Jörg Porsiel (Übersetzer), Misza Prakash (Theater­päd­agoge), Ute Rappmund (Bestat­terin), Prof. Dr. Simon Roloff (Litera­tur­wis­sen­schaftler), Nina Roskamp (Kultur­wis­sen­schaft­lerin), Thomas Rustemeye (Urbanist), Hilke Simon (Hebamme), Sarah Sander (Kultur- und Medien­wis­sen­schaft­lerin), Roland Schulte Holthausen (Rechts­an­walt), Götz van Ooyen (Schau­spieler), Mechthild von Veltheim (Domina), Silke Westphal (AG Schacht Konrad), Ingmar Wiebe (Raum- und Gebäu­de­kon­zepte), Mirko Winkel (Künstler), Thorsten Witt (Leiter Haus der Wissen­schaft), Mariam Yussef (Gründerin Primavera e.V.)

Mehr unter:

Stiftung Nieder­sachsen:  http://www.stnds.de/de/was-wir-foerdern/programme/schwarzmarkt-fuer-nuetzliches-wissen-und-nicht-wissen

Staats­theater Braun­schweig: http://staatstheater-braunschweig.de/produktionen/mapping-the-gap-gapping-the-map-leben-in-zwischenraeumen-durchgangslagern-und-wartezimmern/?tx_theatre_play%5Bevent%5D=1289&cHash=e40e4c8eeb7b25cff447f055286b4177

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