Neuer Glanz für einen alten Zaun

Der restaurierte Zaun vor der Villa Salve Hospes. Foto: Der Löwe
Der restaurierte Zaun vor der Villa Salve Hospes. Foto: Der Löwe

Die Villa Salve Hospes am Lessing­platz gehört zu den markan­testen histo­ri­schen Bauten in Braun­schweig. Seit 1927 ist sie im Besitz der Stadt Braun­schweig und beher­bergt den Kunst­verein. Nun wurde der histo­ri­sche Zaun des Ensembles aufwendig restau­riert.

Bereits 2009 hatte Wolfgang Altmann vom Fachbe­reich Hochbau und Gebäu­de­ma­nage­ment der Stadt Braun­schweig Schäden an der histo­ri­schen Zaunan­lage festge­stellt und erste Siche­rungs­maß­nahmen durch­ge­führt. „2016 mussten wir eine der Stein­vasen von den Säulen entfernen, es bestand die Gefahr, dass sie herun­ter­fallen würde“, erklärt er. Schnell war klar, dass umfang­reiche Maßnahmen erfor­der­lich sein würden, um die Zaunan­lage zu sanieren.

Gusseisen war damals eine neue Technik

„Je tiefer wir in die Bauge­schichte des Ensembles einge­stiegen sind, desto besser haben wir das Gebäude verstanden“, erzählt der Architekt Dr. Achim Krekeler vom Planungs­büro. Dazu gehörten auch Archiv­re­cher­chen und restau­ra­to­ri­sche Unter­su­chungen. So waren alle Betei­ligten überrascht, dass sowohl der gussei­serne Zaun als auch die Sockel noch fast vollständig im Original erhalten sind. „Gusseisen war damals eine neue Technik, die Konstruk­tion für den Anfang des 19. Jahrhun­derts sehr modern“, erklärt Dr. Krekeler. Die goldene Bemalung der Zaunspitzen hingegen, die auf älteren Fotos zu sehen ist, stellte sich als eine Maßnahme der 1950er Jahre heraus und war vom Bauherrn und seinem Archi­tekten nicht vorge­sehen.

In den ersten Jahren des 19. Jahrhun­derts hatte der wohlha­bende Getreide- und Hopfen­händler Diedrich Wilhelm Krause ein 18 Morgen großes Gelände an der Oker erworben. Vorher hatte dort das Bollwerk Luise gestanden, bis der Stadtrat bald nach dem Sieben­jäh­rigen Krieg beschloss, die barocken Befes­ti­gungs­an­lagen zu schleifen. Krause beauf­tragte den Archi­tekten Peter-Joseph Krahe mit dem Entwurf und Bau einer Villa und der Anlage eines weitläu­figen Gartens.

Die Villa war gesell­schaft­li­cher Mittel­punkt

Krahe war maßgeb­lich an der Umgestal­tung der Braun­schweiger Wallan­lagen beteiligt. Die Villa Salve Hospes entstand in den Jahren 1805 bis 1808 im klassi­zis­ti­schen Stil, der Garten nach engli­schen Vorbil­dern erstreckte sich in einer abwechs­lungs­rei­chen Landschaft über Hügel und Senken. Während des 19. Jahrhun­derts galt die Villa Salve Hospes als Mittel­punkt des gesell­schaft­li­chen Lebens der Stadt. Zwischen 1929 und 1931 beher­bergte sie das neu gegrün­dete Forschungs­in­stitut für Erzie­hungs­wis­sen­schaften, bevor das Städti­sche Museum in dem Gebäude vorge­schicht­liche Sammlungs­stücke aus. Im Jahre 1942 zog der 1941 unter natio­nal­so­zia­lis­ti­scher Regie neu gegrün­dete Kunst­verein in die Villa ein, der dort auch nach seiner Neugrün­dung 1945 behei­matet blieb.

Um den Umgang mit den histo­ri­schen Materia­lien zu testen, ließen die Planer ein Zaunfeld als Muster­fläche restau­rieren. So konnte auspro­biert werden, mit welchem Verfahren die alte Fassung am besten zu entfernen sei und wie der Eisenguss geschweißt werden kann. Gerade Metall sei schwierig zu restau­rieren, berichtet Jana Dietzsch vom Archi­tek­ten­büro Krekeler. Hochspe­zia­li­sierte Firmen hätten schließ­lich die Sanierung durch­ge­führt, dazu gehörte auch die Erneue­rung von einigen Bleifas­sungen. Heute ist die Verwen­dung von Blei verboten, für denkmal­ge­schützte Bauten gibt es jedoch eine Ausnahme. „Blei dehnt sich bei Tempe­ra­tur­schwan­kungen aus“, so Dietzsch. „Hätten wir hier Mörtel verwendet, würden schnell wieder neue Risse entstehen.“

Der Zaun ist immer noch schief

„Die Richard Borek Stiftung hat mit der Stadt Braun­schweig einen Förder­ver­trag über mehrere Jahre, um Restau­rie­rungen von Denkmalen zu unter­stützen. Wir sind sehr froh, dass wir für die Zaunan­lage auf diese Mittel zurück­greifen konnten“, sagt Altmann. Zudem unter­stützten das Nieder­säch­si­sche Landesamt für Denkmal­pflege, die Deutsche Stiftung Denkmal­schutz, die Nieder­säch­si­sche und die Braun­schwei­gi­sche Sparkas­sen­stif­tung und die Bingo Umwelt­stif­tung die Sanierung. Altmann ist froh über die gute Zusam­men­ar­beit aller am Projekt Betei­ligten und der Förderer.

„Der Zaun ist immer noch schief“, sagt Jana Dietzsch. Doch das sei natürlich kein Fehler der Planer, sagt sie lachend. Das Haus sei schließ­lich mehr als 200 Jahre alt und das dürfe man auch sehen. So hätten sich die Betei­ligten zum Beispiel auch dafür entschieden, den verlo­renen Griff einer Vase und fehlende Metall­bänder im Zaun nicht zu ergänzen. „Auch der Verlust des Griffes gehört zur Geschichte des Hauses.“ Ziel der Maßnahmen sei gewesen, möglichst viel der alten Bausub­stanz zu erhalten. Da der Baugrund schwierig ist und zudem der Lessing­platz und der August­tor­wall viel befahren werden, wird überwacht und beobachtet, ob der Zaun weiterhin stabil steht. Aufgrund der Witterung Ende vergan­genen Jahres mussten letzte abschlie­ßende Arbeiten aufge­schoben werden, doch alle Betei­ligten sind zuver­sicht­lich, dass diese in den nächsten Wochen ausge­führt werden können.

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