Natur­kunde für die Unter­tanen

Exponate aus der Schatzkammer von Herzog Carl I. von Braunschweig und Lüneburg. Foto: Naturhistorisches Museum
Exponate aus der Schatzkammer von Herzog Carl I. von Braunschweig und Lüneburg. Foto: Naturhistorisches Museum

Von Kugelkopf bis Sumpf­schild­kröte – Natur­his­to­ri­sches Museum zeigt im neuen Schauraum Wertvolles aus der herzog­li­chen Schatz­kammer.

Herzog Carl I. von Braun­schweig und Lüneburg besaß vor rund 250 Jahren einen Schatz äußerst exoti­scher natur­kund­li­cher Stücke. Im Sinne der Aufklä­rung machte der braun­schwei­gi­sche Regent seinen Unter­tanen die seltenen Exponate ab 1753 im Herzog­li­chen Kunst- und Natura­li­en­ka­bi­nett – dem ersten öffent­liche Museum Deutsch­lands – zugäng­lich. So erklärte er den Braun­schwei­gern die Welt. Die ältesten und kostbarsten Objekte dieser Epoche sind seit Mitte Dezember 2013 mit Unter­stüt­zung der STIFTUNG NORD/LB•ÖFFENTLICHE im neuen Schauraum des Natur­his­to­ri­schen Museums in Braun­schweig zu bewundern.

Ein konser­vierter Embryo eines indischen Elefanten, ein präpa­rierter Kugel­fisch mit Holzaugen, ein ausge­stopfter Färöer Kolkrabe (hiervon gibt es nur noch 14 Präparate weltweit) und ein Backen­zahn eines Mammuts sind nur einige der sensa­tio­nellen Ausstel­lungs­stücke, die Carl I. den Löwen­städ­tern zu Bildungs­zwe­cken vor Augen führte statt mit den Kleinoden den Adels­ge­nossen zu imponieren. Doch: Natur­kund­liche Sammler waren auch schon seine Vorfahren. Und so stammen die meisten der aktuell präsen­tierten Kostbar­keiten schon aus dem 16. und 17. Jahrhun­dert. Darunter befinden sich vergol­dete Venus­mu­scheln aus dem fernen Japan und ein Paar Strümpfe aus Muschel­fa­sern – einmalig auf unserem Globus. Oder eine präpa­rierte Sumpf­schild­kröte mit dem herzog­li­chen Wappen auf dem Bauch.

Doch vor allem der konser­vierte Elefanten-Embryo aus Indien hatte es den Zeitge­nossen Carls I. angetan. Darunter geistige Größen der Zeit. Kein gerin­gerer als der Dichter­fürst Johann Wolfgang von Goethe, der mit fast gleicher Inten­sität wie zur Geistes­wis­sen­schaft zu natur­wis­sen­schaft­li­chen Themen forschte und seine Ergeb­nisse nieder­schrieb, stellte bei einem Besuch in Braun­schweig die Frage, ob er den jung gestor­benen, scheinbar lächelnden Dickhäuter zu wissen­schaft­li­chen Zwecken sezieren dürfe. „Aber man erlaubte es ihm nicht. Er durfte sich ihn nur anschauen“, berichtet Dr. Ulrich Joger, der Direktor des Natur­his­to­ri­schen Museums in Braun­schweig. Es ist genauso wie das Anton-Ulrich-Museum aus dem Herzog­li­chen Kunst- und Natura­li­en­ka­bi­nett hervor­ge­gangen.

Das Braun­schweiger Land profi­tiert heute noch von den ausge­prägten Bildungs- und Forschungs­idealen seines einstigen Herzogs Carl I. „Die Erkennt­nisse der Wissen­schaft wollte er seinen Unter­tanen zugäng­lich machen. Er wollte ihnen im Geiste der Aufklä­rung die Welt erklären“, verdeut­licht Dr. Joger.

Öffnungs­zeiten Schatz­kammer und Dioramen:
Dienstag, Donnerstag, Freitag, Samstag, Sonntag: 9 bis 17 Uhr
Mittwoch: 9 bis 19 Uhr
Montag: Ruhetag

Staat­li­ches Natur­his­to­ri­sches Museum Braun­schweig
Pockels­straße 10
38106 Braun­schweig
Telefon: 0531 – 28892–0
museum(@snhm.niedersachsen.de
www.naturhistorisches-museum.de

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